28. Handelskolloquium unter dem Motto Connecting The Dots

28. Handelskolloquium unter dem Motto Connecting The Dots

Wien (A) Rund 200 führende Vertreter des heimischen Handels diskutierten beim traditionsreichen Handelskolloquium über neue Spielregeln, neue Herausforderungen und neue Chancen im Handel. Die bereits 28. Auflage des jährlichen Retail-Pflichttermins fand im historischen Ambiente des Apothekertraktes von Schloss Schönbrunn statt und wurde von Startup-Guru Daniel Cronin moderiert.

Unter den zahlreichen Besuchern waren u.a.: Christoph Batik (Best IT), Claudia Brauer (MCI Innsbruck), Bettina Braun (OBI), Peter Moser (Tupperware Österreich), Thomas Grubbauer (Österreichische Post), Gerald Gruber (Mastercard), Tanja Hacker (Lidl), Dejan Jovicevic (Der Brutkasten), Petra Kacnik-Süß (MindTake), Roman Koch (Gebr. Heineman), Manfred Knoblechner (SPAR Business Services), Martin Kowatsch (Das Futterhaus), Sigrid Kuhn (Media Saturn), Daniel Prieler (Raiffeisen Landesbank OÖ), Alois Madar (Inform), Marion Maurer (Österreichische Post), Markus Österreicher (Wein & Co), Günther Pfisterer (Hartlauer), Stephanie Reimann (Lagerhaus e-Service), Karin Saey (Dorotheum), Dieter Scharitzer (WU Wien), Daniel van der Spiegel (EVV), Walter Steurer (Lidl), Manuel Strotmann (Best IT), Thomas Thalhammer (SPAR Business Services), Martina Wasser (Leiner), Thomas Zechner (Markant), uvm.

Connecting The Dots
"Es geht im Handel um Vernetzung. Es geht darum, die Dinge ganzheitlich zu betrachten", leitete Rainer Will das Handelskolloquium 2018 ein. Der Handelsverband-Geschäftsführer erwähnte u.a. die jüngsten Erfolge des Verbandes in der Interessenvertretung, das neue Internationalisierungsprojekt gateway2asia sowie die aktuellsten Studien und Reports des Handelsverbandes. "Nie war es für Händler wichtiger, Markttrends frühzeitig zu erkennen. Nie war es wichtiger, die besten Köpfe zu finden, denn gute Mitarbeiter bleiben auch in Zukunft der entscheidende Erfolgsfaktor", so Will, der sich auch bei der Handelsverband-Belegschaft herzlich bedankte.

Datenschutz als Herausforderung
In der ersten Keynote widmete sich der Datenschutzexperte Greg Fair, einst Gründer von Meebo und mittlerweile bei Google tätig, dem Themenkomplex Datensicherheit, Datenschutz und Privatsphäre im Informationszeitalter. "It's about choice, transparency, control and security", fasste der US-Amerikaner die wichtigsten Parameter zusammen. Wie wichtig Datenschutz für Google ist, belegt die Tatsache, dass sich knapp 400 Mitarbeiter des Tech-Konzerns ausschließlich mit Privacy beschäftigen. Wenn man das Vertrauen seiner User verliert, wird es richtig schwer, dieses wieder zu gewinnen. "Without security in place, everything else doesn’t really matter", bestätigte Fair.

Drei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Stefan Ramershoven, Gründer und Geschäftsführer von Kjero, einem führenden Anbieter für interaktives Marketing, fokussierte in seinem "Useful Innovation"-Vortrag auf drei Fragen:
- Wie lässt sich das Shopping-Erlebnis für den Kunden verbessern?
- Was steigert die Conversion Rate?
- Wie kann die Retourenquote reduziert werden?
Die Antwort? Produktbewertungen! "32 Prozent der User verlassen den Online-Shop, wenn keine nutzergenerierten Inhalte verfügbar sind. 25 Prozent aller Konsumenten, die bei einem Online-Shop keine Bewertungen finden, gehen schließlich zu Amazon", warnte Ramershoven. Kjero hilft Händlern dabei, Rezensionen in den Shop zu bekommen und so die Buyer Journey aktiv zu beeinflussen. Denn "ein Produkt ohne Produktbewertungen ist wie ein Auto ohne Benzin. Sieht vielleicht gut aus, funktioniert aber nicht."

Shoppen: Gemeinsam statt einsam
Online-Shops imitieren das Offline-Kauferlebnis. Man läuft durch Regale, schaut sich Produkte an, legt sie in den Warenkorb, geht zur Kasse und bezahlt. Die Customer Experience in Online-Shops hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert. "Wie wäre es, wenn Online-Shops nicht wie Automaten funktionieren, sondern wie Bars? Nicht allein, sondern in der Gruppe", so die Geschäftsidee von Alex von Harsdorf. Gesagt, getan. Harsdorf gründete Anfang 2017 Groupify, Anbieter einer integrierten Social Shopping Technologie für Online Shops. Heute ermöglicht Groupify das gemeinsame Shoppen im Netz mit gemeinsamen Warenkörben, gemeinsamen Versandkosten und gemeinsamen Rabatten. Ein Kundenmagnet für den Handel.

The Workforce (R)Evolution
Ein absoluter Höhepunkt des Handelskolloquiums 2018 war die HR Podiumsdiskussion mit Alfred Berger (Kienbaum), Bernhard Ehrlich (10.000 Chancen), Robert Frasch (Lehrlingspower) und Philip Hofmacher (Der Brutkasten). Der heimische Handel schaffe es derzeit nicht ausreichend, junge Menschen für Retail-Jobs zu begeistern. "Wir brauchen viel flexiblere, lässige Arbeitszeiten", lautete die Empfehlung von Kienbaum HR-Experte Alfred Berger.

"Wer leistungswillig ist, wer wirklich will, der kann Erfolg haben – und das muss auch fair entlohnt werden“, ergänzte Bernhard Ehrlich, Gründer der Lehrlingsoffensive 10.000 Chancen, die junge, benachteiligte Menschen bei der Jobsuche unterstützt. Ehrlich forderte u.a. ein verändertes Mindset an Schulen und auch in der Politik. "Ich kenne viele junge Spitzenleute, die nach der Einzelhandelslehre Karriere im Handel gemacht haben und heute sehr gut verdienen. Diese Menschen müssen viel stärker in den Vordergrund treten."

Auch Bildungsbotschafter Robert Frasch, Betreiber von Österreichs einzigem unabhängigen Netzwerk für Lehrlingsausbilder lehrlingspower.at, plädierte für eine stärkere Kommunikation von Erfolgsbeispielen aus dem Handel. "Zu sagen, dass nur die Jugendlichen schuld sind, ist zu einfach. Es gibt Role Models, aber die werden nicht ausreichend gewürdigt", meinte Frasch. "Wir müssen die Dinge kommunizieren, die einen Jugendlichen in seiner Lebenswelt wirklich bewegen. Und zwar nicht erst in der 8. Klasse, sondern schon viel früher."

Philip Hofmacher, Head of Sales beim Brutkasten, einer multimedialen Plattform für Startups und die digitale Wirtschaft, forderte die Politik auf, stärker auf neue, innovative Lehrberufe zu setzen, um Österreich fit für die Digitalisierung zu machen. "Man muss schon bei der Schule ansetzen. Es wird heute an den Mittelschulen kaum über die vielfältigen Möglichkeiten der dualen Ausbildung gesprochen", so Hofmacher.

Ein Online-Shop ist noch keine Digitalisierungsstrategie
Andreas Hladky, Gründer und CEO der Wiener Business Transformation Agentur point of origin, unterhielt sich im Rahmen des Useful Innovation Tracks mit Johannes Weinzierl, IT- und Marketing-Leiter von Hartlauer, über die Unterschiede zwischen Österreich und den USA im Umgang mit der Digitalisierung. "Viele heimische Unternehmen wollen sich digital neu erfinden. Doch nur die wenigsten schaffen es", skizzierte Hladky den Status Quo, "nur weil der Vorstand oder Eigentümer etwas ankündigt, heißt das noch lange nicht, dass alle Unternehmensebenen und Mitarbeiter auch wirklich mitziehen." Hartlauer, ein seit Jahrzehnten erfolgreiches österreichisches Familienunternehmen, hat daher den Fokus bewusst auf die USA gerichtet, um seine IT-Infrastruktur entsprechend aufzurüsten. "Ein Online-Shop ist noch keine Digitalisierungsstrategie. Digitalisierung bedeutet für uns im Zeitalter des Kunden einen Customer Centricity Ansatz zu verfolgen. Ein komplettes Hinterfragen sämtlicher Unternehmensprozesse und dann ein Neuaufsetzen dieser Prozesse", so Weinzierl, "für uns gibt es nicht mehr Multichannel oder Omnichannel, sondern nur noch One-Channel, den Kunden."

Emotionalisierung ist alles
Wie Kundenbindung im digitalen Zeitalter funktionieren kann, zeigten Astrid Grasser (Ikea) und Harald Winkelhofer (IQ mobile) in ihrer Doppelkonferenz. Sie stellten die Strategie und Umsetzung des IKEA Cover Shootings vor, das mittlerweile in allen acht österreichischen IKEA Einrichtungshäusern einmal jährlich stattfindet. Treue Kunden können sich dabei ein persönliches, individuelles Ikea Cover-Foto erstellen lassen. Das Erfolgsrezept? "Kundenbindung ist immer eine Herausforderung. Was nie fehlen darf, ist die persönliche Komponente. Es geht um Emotionalisierung. Wir wollen, dass die Leute bei uns eine schöne Zeit haben, eine tolle Erinnerung bekommen und damit ihre Loyalität steigern", so Grasser. "Beim letzten Cover Shooting wurden 9.666 Cover-Fotos gemacht, 20.500 Bilder ausgedruckt und 350 Bilder als Displaywerbung in Wien, Graz und Salzburg gezeigt" lieferte Winkelhofer beeindruckende Zahlen.

Wie omnichannel ist Österreich?
Beeindruckend waren auch die Ergebnisse des brandneuen ORI, des Omnichannel Readiness Index, der von Google und Handelsverband in Kooperation mit MindTake Research entwickelt wurde. Matthias Zacek, Industry Head von Google Austria, und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will präsentierten die Ergebnisse der erstmals erhobenen Studie, die auch als Benchmark, Branchenvergleich, Leitfaden oder Handbuch für den Omnichannel-Handel zu verstehen ist. "Wir wollten ein Self-Check-Tool für heimische Retailer entwickeln, um anhand von 84 Kriterien festzustellen, wie gut die eigene Omnichannel-Strategie bereits umgesetzt wurde", erklärte Will den Studienansatz. "Omnichannel heißt totale Kundenorientierung. Wir haben in der Arbeit mit heimischen Händlern festgestellt, dass der größte Innovationsmotor jener ist, was die Konkurrenz gerade macht. Darüber wollten wir Transparenz schaffen. Und im zweiten Schritt die Frage klären: Was wünscht sich eigentlich der User?", ergänzte Zazek. Der Omnichannel Readiness Index ist HIER kostenlos erhältlich.

Podiumsdiskussion: Know your Customer
Ab 25. Mai 2018 gelten die strengen Bestimmungen der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bzw. des österreichischen Datenschutz-Anpassungsgesetzes 2018. Bis dahin müssen alle Datenanwendungen an die neue Rechtslage angepasst werden, ansonsten drohen hohe Geldstrafen. Anlass genug für eine spannende Podiumsdiskussion. Christina Wilfinger (Microsoft) und Thomas Breus (EY Law) versorgten die Besucher mit allen relevanten Fakten für den DSGVO Entspurt. Plan B für jene, die noch nicht perfekt auf die neuen Regeln vorbereitet sind? Standardisierung, Automatisierung und Self-Service.

Zeit zum Nachdenken
Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch legte den Schwerpunkt seiner Ansprache auf die chinesische "One Belt One Road"-Initiative und deren geostrategischer Bedeutung für Österreich und Europa. "Chinesische Investitionen im europäischen Retail-Bereich haben zuletzt deutlich zugenommen. Wir müssen nachdenken, wie wir damit umgehen, auch regulatorisch", so Mayer-Heinisch. Auch der Umweltschutz liegt dem Präsidenten am Herzen, weshalb er u.a. die Müllvermeidung zum Thema machte: "Wir haben im Pazifik eine Plastikinsel, die 10mal so groß ist wie die Schweiz und Österreich zusammen. Dieser Müll wird nicht einfach verschwinden, und das sollte uns zum Nachdenken bringen. Denken wir darüber nach, was wir täglich vermeiden können", plädierte Mayer-Heinisch an die Besucher. Der Handelsverband hat mit seiner Initiative "Pfiat di Sackerl" bereits etwas in Bewegung gesetzt.

Expand your Mind
Nach einem intensiven Vormittag hatten sich die Teilnehmer des Handelskolloquiums etwas Entspannung verdient. Der buddhistische Mönch und Achtsamkeitstrainer Gelong Thubten war gefordert – und lieferte. "Nowadays we have our office in our pockets. We are overloaded and distracted. Meditaion helps to reduce stress and gain focus. It’s about focusing the mind", leitete der Oxford-Absolvent seine Chillax-Session ein. 30 Minuten Achtsamkeitsmeditation sorgten wie erhofft für geistige Klarheit, innere Balance und Stressabbau im Saal.

Blockchain: Cut out the Middleman
Einer der größten Tech-Trends der letzten Jahre durfte auch beim Handelskolloquium nicht fehlen: die Blockchain. Den Anfang machte Ross King, Senior Scientist am AIT Austrian Institute of Technology. Er erläuterte zunächst die technischen Grundlagen und Funktionsweisen von Distributed Ledger, um in der Folge die Ergebnisse der neuen Handelsverband-Studie über das Potenzial der Technologieim Handel vorzustellen. Sein Fazit: "Blockchains haben viele Vorteile in der Supply Chain, etwa eine sichere, unveränderliche Transaktionshistorie, eine verteilte Architektur sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Betrug. Die Technologie ist am besten dort einsetzbar, wo es um Kooperation geht, etwa im Supply Chain Financing oder in der Lebensmittelsicherheit."

Bernhard Linemayr, Head of Product Management bei der Wirtschaftsauskunftei CRIF, gab in seiner Replik einen Einblick in die Krypto-Aktivitäten seines Unternehmens. Für CRIF seien insbesondere drei Aspekte der Technologie spannend: Vertrauen, Zuverlässigkeit und Transparenz bzw. Nachvollziehbarkeit. Was es braucht, um ein Blockchain-Projekt erfolgreich umzusetzen? "Schlaue Köpfe, interdisziplinäres Arbeiten, und eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung. Das richtige Werkzeug ist essentiell. Wenn man nur einen Hammer als Werkzeug hat, schaut jedes Problem schnell wie ein Nagel aus", so Linemayr. Die Blockchain sei auf jeden Fall spannend, aber kein Allheilmittel.

Thomas Zeinzinger, Mitgründer des Grazer BlockchainHubs und Vorstand des lab10 collective, erläuterte in der Folge seine Vision einer besseren Welt mithilfe des Blockchain-Projektes ARTIS: "Wir wollen eine nachhaltige, Blockchain-basierte Infrastruktur schaffen, welche von Menschen und Maschinen weltweit einfach und effizient genutzt werden kann." Ende Mai wird der ARTIS Token Generation Event über die Bühne gehen, im Juni soll dann der Public Sale starten.

Für Alfred Taudes, laut Eigenaussage "Großvater" der Blockchain in Österreich, entfaltet die Blockchain ihr volles Potenzial erst in Kombination mit anderen revolutionären Technologien, etwa dem Internet of Things. Wichtig sei jedenfalls, dran zu bleiben und nicht die selben Fehler wie bei der Entwicklung von Internet-Anwendungen zu wiederholen. "Damals haben wir alle gemerkt, dass das Internet etwas grundsätzlich Neues ist und viel darüber gesprochen. Aber wir haben uns – typisch europäisch – nur mit den Schwächen und Problemen beschäftigt. Bei der Blockchain ist es heute ähnlich. Klar gibt es noch Probleme – Skalierbarkeit, Rechtssicherheit. Doch die Blockchain ist gekommen, um zu bleiben“, so der WU-Professor und Initiator des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie. Die B2B Studie "Anwendungsfälle und Potenziale der Blockchain im Handel" ist HIER kostenlos erhältlich.

Feeding the Future
Den Schlusspunkt eines großartigen Handelskolloquiums 2018 setzte Heinrich Prokop, Mitgründer und CEO des Investment-Unternehmens Clever Clover. Der Star der Puls4-Startup-Show "2 Minuten 2 Millionen" erklärte in einem unterhaltsamen Vortrag seine Investmentstrategien, die Chancen und Risiken des FMCG-Marktes und weshalb Food The New Tech sei. "Der Nahrungsmittelsektor wird sich in den nächsten Jahren dramatisch und hoffentlich positive weiterentwickeln. Die Taktfrequenz erhöht sich, das gilt auch für die Lebensmittelindustrie. Seit 2010 verzeichnen die Top 50 FMCG-Hersteller verlangsamte Wachstumsraten. 2016 gab es erstmals seit 40 Jahren einen Rückgang. Das liegt nicht daran, dass die Leute weniger essen, sondern am Impact der Food Startups, die den großen Unternehmen Marktanteile wegnehmen", so Prokop. One Size Fits All sei jedenfalls längst passé: "Der Konsument will immer individueller adressiert werden. Wir sind keine Schafe, die alle das gleiche wollen."

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will bedankte sich zum Abschluss der Veranstaltung nochmal bei den Kooperationspartnern sowie den zahlreichen Besuchern. Nach dem offiziellen Teil von Connecting the Dots blieb den Gästen noch ausreichend Zeit für ausgiebiges Networking. So ging das jährlich stattfindende Top-Branchenevent stilvoll zu Ende.

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