4. Institutioneller Altersvorsorge Herbstdialog

4. Institutioneller Altersvorsorge Herbstdialog
Josef „Beppo“ Muchitsch (SPÖ/Gewerkschaft Bau-Holz), Dr. Martin Sardelic (Valida Holding AG), Mag. Thomas Wondrak (konsequent wondrak – betriebliche Altersvorsorge), Gastgeberin Barbara Bertolini, Mag. Andreas Hanger (ÖVP), Mag. Gerald Loacker (NEOS), Prof. Marcel Fratzscher, Ph.D. (DIW/Humboldt-Universität Berlin).

Wien (A) Bereits zum 4. Mal war Wien Treffpunkt der internationalen Elite im Bereich institutioneller Kapitalanlage und Altersvorsorge. Barbara Bertolini, die Initiatorin des Institutionellen Altersvorsorge Herbstdialogs, konnte dabei Entscheidungsträger in der Kapitalanlage von Pensions- und Vorsorgekassen, sowie Wirtschaftswissenschafter, Vertreter von Versicherungen, der Europäischen Aufsichtsbehörde und der Fachverbände, sowie Politiker und anerkannte Fondsmanager begrüßen. Thema des Dialoges war die betriebliche Altersvorsorge und wie diese die Sicherung der zukünftigen Pensionen unterstützen kann. Denn nur wenn die Politik endlich erkennt, dass es mehr als nur die staatliche Pension bedarf, um Altersarmut vorzubeugen, wird eine gute Absicherung im Alter langfristig möglich sein.
Prof. Marcel Fratzscher,Ph.D., Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschafts-forschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität in Berlin, eröffnete den Herbstdialog mit der Feststellung, dass das wirtschaftliche Potential noch nicht ausgeschöpft sei, es aber viele Risiken, wie Populismus, Protektionismus und die Paralyse, gebe. Daher wird in 2020/21 mit einer globalen wirtschaftlichen Abschwächung gerechnet, die jedoch keinen so starken Abschwung verursachen sollte, wie 2008. Obgleich es vielen gut gehe, bestehe auch eine Angst abgehängt zu werden und das habe viel mit Vorsorge zu tun. „Menschen gehen viel zu oft mit einer unterbrochenen Erwerbstätigkeit in Pension, und daher ist die Sorge vor Altersarmut ein bestimmender Faktor im Bereich der Altersvorsorge“, so Fratzscher und plädiert dafür, Arbeitnehmern sowie Arbeitgebern im Bereich der betrieblichen und privaten Altersvorsorge steuerliche Anreize zu geben um sich die zweite und dritte Säule aufzubauen.

In dieser Hinsicht waren sich auch die Vertreter der politischen Parteien, Mag. Andreas Hanger, Abgeordneter zum Nationalrat der ÖVP, Mag. Gerald Loacker, Abgeordneter zum Nationalrat und Sozialsprecher der NEOS, sowie Josef „Beppo“ Muchitsch, Abgeordneter zum Nationalrat der SPÖ und Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz, sowie auch Dr. Martin Sardelic, Vorstandsvorsitzender der Valida Holding AG, in der anschließenden Diskussion einig. Allerdings forderte Loacker, dass man dazu auch bereit sein müsse endlich faktenbasiert zu diskutieren, denn wenn im Jahr 2040 nur 1,9 arbeitende Menschen die Beiträge für einen Pensionisten aufbringen müssen, sei evident, dass die staatliche Pension nicht mehr in der jetzigen Leistungshöhe erfolgen können wird. Daher sei eine Pensionsreform jetzt dringend geboten. Das sah Martin Sardelic ebenso und ergänzte, dass durch die verlängerten Ausbildungszeiten die Pensionsleistung zukünftig auf immer weniger Zahler verteilt werde. Muchitsch hingegen sieht für eine Adaptierung des Systems keine große Notwendigkeit.

Diskutiert wurde im Weiteren auch die Möglichkeit einer Generalpensionskasse, um z.B. die Abfertigung in eine Pensionsleistung überführen zu können. Prof. Fratzscher stellte abschließend fest, dass das derzeitige Steuersystem Teilzeitarbeit fördert, was die Pensionsleistung jedoch minimiere. Eigenverantwortung sei also ebenfalls nötig, um sich vor Altersarmut zu schützen.
Einen weiteren Schwerpunkt des Herbstdialogs bildete der Vortrag des ehemaligen Beraters des Internationalen Währungsfonds (IWF) und nun Research-Experten von PGIM Fixed Income, Dr. Gerwin Bell, mit Fokus auf China. Dort wächst die Wirtschaft nicht mehr so stark und auch der hohe Schuldenstand bereitet Sorgen. Allein 15 % des BIP gehen in die Tilgung der Schulden. Und durch den Handelskrieg verliert China bis zu 1,1 % des BIP. Aber auch die USA sollte das rd. 0,7 %des BIP kosten. Bell ist auch überzeugt, dass die Deflation, die aus China kommt, die Zinsen weiter drücken werde. Und da der Industriesektor in den USA einbricht – das Wachstum in 2019 liegt unter 2 % - werden sich China und die USA stark auf den Welthandel auswirken und das Wachstum verlangsamen.

Inwieweit Unternehmensanleihen von Schwellenländern in ein Portfolio beigemischt werden sollten, wurde beim herbstdialog ebenso thematisiert, wie auch die Möglichkeit ausgelotet, von der Unsicherheit am Kapitalmarkt durch „Contrarian Investing“ zu profitieren. Selbstverständlich durfte auch eine Diskussion über Nachhaltigkeits- und Impactinvestitionen nicht fehlen, wobei u.a. aufgezeigt wurde, wie die SDGs die Nachhaltigkeit eines Unternehmens besser definieren können. Ein wichtiger Diskussionsbeitrag für die Pensionskassen wurde mit der Frage: „Was passiert, wenn die europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersvorsorge (EIOPA), die Österreichische Finanzmarktaufsicht verdrängt?“, geliefert. Wobei man sich einig war, dass dies in der nationalen Verantwortung verbleiben sollte.

Abgerundet wurde der Herbstdialog mit einem Gala-Dinner. Hier konnten die Teilnehmer die entspannte Atmosphäre für Gespräche und Erfahrungsaustausch nutzen. Der Auftritt, der erst 14 Jahre alten Allegra Tinnefeld, einem Multitalent, das nicht nur viele Preise mit ihrem Geigenspiel gewonnen hat, sondern auch hervorragend singt, war schließlich ein viel bejubelter Höhepunkt des Abends. (Fotos: Sabine Klimpt)

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