Ziemlich beste Feinde – Medien, Wirtschaft & Politik

Ziemlich beste Feinde – Medien, Wirtschaft & Politik

St. Pölten (A) Die IV-NÖ widmete sich beim Industrieforum dem Spannungsverhältnis zwischen Medien, Unternehmen und Politik. Rund 60 Gäste folgten der Einladung nach St. Pölten, wo Kurier-CR Helmut Brandstätter, Falter-Redakteur Josef Redl und Managerin Brigitte Ederer diskutierten. Sie funktionieren so unterschiedlich und doch können sie nicht ohne einander: Medien, Unternehmen und politische Institutionen stehen aufgrund ihrer Interessen in einem ständigen Spannungsfeld.

„Reformen, die der Wirtschaftsstandort dringend braucht stoßen nicht immer auf Gegenliebe. Und dabei versuchen Reformgegner oft, die Medien für ihre Interessen einzuspannen. Nichtsdestotrotz hat der Journalismus natürlich eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle, um Missstände und Fehlentwick-lungen aufzuzeigen“, erklärte Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ), bei der Eröffnung des Industrieforums am 19. April im NV Forum in St. Pölten.

Drei Referenten – drei Vorträge – drei Diskussionen
Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter zufolge ist ein anständiges Verhältnis zwischen Politik und Medien auf Augenhöhe eine von mehreren Grundlagen für eine funktionierende Demokratie. „Die sozialen Medien haben die Politik aber dazu verführt, sich als Journalisten zu verkleiden und selbst als Medienmacher aufzutreten. Das wird besonders von Populisten genutzt, denen es vielmehr um Bilder und Emotionen geht als um Fakten. Umso wichtiger sind daher unabhängige Zeitungen und Medienhäuser, die objektive Informationen liefern. Ein Land ohne freien Journalismus führt zwangs-weise in eine Diktatur. Deswegen müssen sich auch Unternehmen für eine freie Presse einsetzen. Wenn Politiker und Medien nur mehr unterhalten – oder auch ab-lenken – wollen, haben sie ihre Aufgabe verfehlt“, so Brandstätter.

Falter-Redakteur Josef Redl sieht Informationen als eine politische Bringschuld und kritisiert dabei auch das System des „Message Control“ der Bundesregierung: „Eine abgestimmte Kommunikation kann bei Reformvorhaben sinnvoll sein, aber eine Mo-nopolisierung der Informationen führt leider auch schnell zu einer Kultur der Desinfor-mation. Nur, wer Fragen beantwortet, kann auch mit ordentlicher Berichterstattung rechnen. Medien, die den Sachen auf den Grund gehen wollen, brauchen daher auch eine Politik, die informiert. Leider entpuppen sich die angekündigten Reformen sehr häufig als reine PR-Formulierungen. Das Mascherl einer Reform kann man schließlich jedem Vorhaben schnell umhängen – danach liegt es an den Journalistinnen und Journalisten, die Umsetzung zu prüfen.“

Managerin Brigitte Ederer, unter anderem Aufsichtsratsmitglied von Infineon Technologies Austria und der Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG, erklärte in ihrem Kurzreferat mit dem Titel „Zwischen Hassliebe und Verhaberung“: „Medien verstärken oft den internen Druck bei Reformen und dann wird man schnell zum Spielball, wenn man in der Politik oder in einem großen Unternehmen Veränderungen umsetzen will. Gleichzeitig verlangen die Medien aufgrund des Wettbewerbsdrucks immer öfter nach Exklusivstorys – und das nutzen viele Politiker und Wirtschaftstreibende aus. Leider kommt das Erklären dabei oft zu kurz. Journalisten sollten sich jedoch mehr Zeit für die Recherche nehmen. Nur im privaten Umfeld sollte mit der Berichterstattung Schluss sein.“

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