Deutlicher Rückgang bei den Unternehmenspleiten im ersten Quartal

Deutlicher Rückgang bei den Unternehmenspleiten im ersten Quartal
Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz

Wien (A) Insgesamt 1.223 Unternehmen sind in den ersten drei Monaten des Jahres insolvent geworden. Das ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 ein Rückgang von 9,3 %. Dabei gingen die eröffneten Verfahren um 8,1 % auf 744 zurück, die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren waren sogar mit 11,1 % auf 479 Fälle rückläufig. Die von Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer lagen mit ca. 4.000 Personen 42 % unter dem ersten Quartal 2018. Die zu regulierenden Verbindlichkeiten sanken um fast 32 % auf „nur“ EUR 355 Mio.

„Niemand darf sich angesichts des momentanen österreichweiten Rückganges der Insolvenzen zurücklehnen. Es muss uns allen bewusst sein, dass die gegenwärtig niedrigen Insolvenzzahlen praktisch zur Gänze den niedrigen Zinsen geschuldet sind. Die Abkühlung der internationalen Konjunktur und vor allem auch der deutschen Industrieentwicklung werden für Österreich jedenfalls indirekt spürbar sein“, so Dr. Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte vom KSV1870.

Tirol ist der Ausreißer
Die grundsätzlich erfreuliche Insolvenzentwicklung teilt sich recht unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer auf: Es gab mit Ausnahme von Salzburg und Tirol Rückgänge. Während in Salzburg der Zuwachs insgesamt circa 2 % betrug, steht Tirol mit einem „Ausreißer“ von rund 45 % alleine auf weiter Flur. Dazu Hans-Georg Kantner: „Das muss kein Anlass zur Sorge sein. Tirol hatte im ersten Quartal 2018 (im Vergleich zu 2017) einen Rückgang von fast 30 % verzeichnet und ist somit aktuell wieder auf dem Stand von 2017 (74 Fälle). Jedenfalls zeigt Tirol eine Trendumkehr und das kann als Signal für mögliche kommende Entwicklungen gelesen werden. Tirol ist ein wirtschaftlich starkes, europäisch sehr gut vernetztes und auch diversifiziertes Bundesland.

Die Bundesländer mit den stärksten Rückgängen an Insolvenzen sind das Burgenland
(- 26,4 %), Vorarlberg (- 21,1 %), die Steiermark (- 19,8 %) und Kärnten (- 17,1 %). Wien verzeichnet immerhin noch ein Minus von 12,3 %, wogegen das Minus in Oberösterreich
(- 1,3 %) statistisch nicht signifikant sein kann, vor allem nicht in einer Hochrechnung. Denn auch Oberösterreich ist ein stark auf den Export orientiertes Bundesland, sodass es nicht verwundert, dass es nicht im Generaltrend von Österreich liegt.

Branchen nach Fällen
Nach der Anzahl der Fälle rangieren wiederum wohlbekannte Branchen unter den ersten drei: unternehmensbezogene Dienstleistungen mit 212 Fällen, die Bauwirtschaft mit 208 Fällen und das Gastgewerbe mit 195 Fällen. Alle drei Branchen sind ausgesprochen groß, mit sehr vielen, teilweise extrem kleinen Unternehmen. Daher darf es nicht verwundern, dass diese drei Branchen das Ranking anführen.

Branchen nach Passiva
Bei den Passiva firmieren ebenfalls die Bauwirtschaft und unternehmensbezogene Dienstleistungen unter den ersten drei, wobei betont werden muss, dass im Durchschnitt diese Fälle extrem niedrige Passiva aufweisen: EUR 580.000 bei den Dienstleistungen (In diesen Bereich fallen z. B. auch Holdinggesellschaften bzw. haftende Gesellschafter wie die Brüder Braunsberger) und EUR 173.000 bei den Baufirmen. Interessant und einer Erläuterung bedürftig ist die Branche Papier/Druck/Verlagswesen: Aus systematischen Gründen wird die Tätigkeit der Firma Alufix (Verpackungen aus diversen Materialien) dieser Branchengruppe zugeordnet, weil historisch Verpackungen zumeist bedruckt und aus Papier oder Karton hergestellt werden. Bei Alufix ist auch nicht alles aus Aluminium, da dieses Unternehmen z. B. auch substanziell mit Backfolien aus Papier am Markt präsent ist.

Ausblick auf das Jahr 2019
Insolvenzexperte Kantner: „Die rückläufigen Zahlen des ersten Quartals dürfen noch nicht als Signal einer weiteren Entspannung gedeutet werden. Die Zahlen aus zwei wichtigen Bundesländern (Tirol und Oberösterreich) geben Anlass zur Vorsicht. Aus dem ersten Quartal auf den Rest des Jahres zu schließen, wäre verfrüht. Insgesamt erwarten wir für 2019 keinen Rückgang der Insolvenzen.“

Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz

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