Von den USA zurück ins Biohotel im Wald

Von den USA zurück ins Biohotel im Wald
Emanuel Moosbrugger

Nach der großen und vor allem turbulenten weiten Welt kehrte Emanuel Moosbrugger nach 13 Jahren wieder in sein Elternhaus zurück. Jetzt führt er das Biohotel Schwanen in Bizau in Vorarlberg und erzählt von seinen Erfahrungen im Ausland, wie lange er für die Entscheidung zur Rückkehr brauchte und warum er am Anfang in der Heimat jeden Dienstag nach Zürich fuhr.

Wie ist es, wenn man in einem Hotel oder Gasthof aufwächst?

Für viele ist das sicherlich eine Belastung, aber wenn einem das Leben als Gastwirt liegt, ist es toll. Da ist immer etwas los, immer ist jemand da, nie ist es langweilig. Für mich war es also einfach nur gut so.

Seit wann war es Ihr Wunsch, den elterlichen Betrieb zu übernehmen?
Eigentlich, seit ich denken kann. Meine Schwester war nie wirklich interessiert, hat auch jetzt einen ganz anderen Weg gewählt und wird Lehrerin. Aber ich wollte immer schon irgendwann meinen eigenen Betrieb führen und meine eigenen Ideen umsetzen, Verantwortung tragen und ein Team führen. Vor ungefähr zwei, zweieinhalb Jahren war es dann nicht mehr so klar, weil ich mir damals nicht vorstellen konnte, überhaupt wieder nach Vorarlberg zurückzukommen. Aber ich habe den Schritt dann doch gewagt.

Sie waren lange Zeit im Ausland. Was hat Ihnen das gebracht?
Zuerst war ich während der Schulzeit für Praktika in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien. Dort ging es hauptsächlich darum, die Sprache - also französisch und italienisch - zu lernen. Nach der Schule suchte ich mir dann in ganz Europa die verschiedensten Jobs. Ich wollte ich allen Bereichen arbeiten und von den Besten lernen.  Es gab immer einen Grund, warum ich mir gerade diese Stelle gesucht habe. Außerdem ist es immer eine andere Situation, in der Fremde zu sein, auf sich alleine gestellt zu sein. Da erlebt man so einiges. Gebracht hat es mir also eine Unmenge an Erfahrungen.

Warum machten Sie dann den Schritt in die USA?
In Europa war mir alles irgendwie zu langsam, zu langweilig. Deshalb musste ich in eine größere Stadt. Die USA waren dabei mein Ziel Nummer 1 und in New York habe ich dann genau das Richtige gefunden. Hier haben sowohl das Umfeld der Stadt als auch der Arbeit gepasst. In Amerika hat das Gastgewerbe an sich nicht so einen schlechten Ruf wie bei uns. Dort legt man viel mehr Wert auf die Ausbildung und das Wissen, man kann sich dort viel besser spezialisieren. Dann ist da natürlich noch das Tempo der Stadt New York – dort wird es niemals langweilig. Außerdem konnte ich von den Besten der Besten lernen – zuerst Daniel Boulud in New York, dann Corey Lee in San Francisco. Das war die lehrreichste Zeit für mich. Hier konnte ich auch lernen, wie die Organisation eines Betriebs geht und wie man am besten die eigene Einstellung zu seinem Beruf, an den Gast bringt.

Was ist Ihre Einstellung zum Beruf?
Ich möchte das verwirklichen, was ich im Kopf habe, was ich denke. Ich möchte meine Gäste so behandeln, wie ich gerne behandelt werden würde. Sie sollen sich einfach wohlfühlen bei mir.

Wie lange haben Sie für die Entscheidung, wieder in den Bregenzerwald zu kommen gebraucht?
Ich habe ein Jahr lang intensiv alle Vor- und Nachteile abgewägt. Das war ein spezielles Jahr. Am Ende habe ich meinen Freundeskreis und mein berufliches Umfeld in den USA zurückgelassen.

Sie kamen vor fast zwei Jahren zurück. Wie waren die Heimkehr und die erste Zeit hier?
Ich habe eigentlich erwartet, dass es mir viel leichter fallen würde, da ich ja im Bregenzerwald aufgewachsen bin. Aber um ehrlich zu sein, die erste Zeit war fürchterlich. Am Anfang bin ich jeden Dienstagabend – am Mittwoch haben wir im Schwanen Ruhetag – nach Zürich gefahren, um meinen freien Tag in einer Großstadt zu verbringen. Nach ungefähr einem dreiviertel Jahr hat sich das dann eingependelt und ich habe mich mehr oder weniger eingelebt. Allerdings verbringe ich auch jetzt jede freie Minute in einer großen Stadt – noch brauche ich den Rummel in meinem Urlaub.

Ihre Eltern und Sie arbeiten jetzt gemeinsam in Ihrem Familienbetrieb. Wie ist die Zusammenarbeit?
Die läuft sehr gut. Jeder hat sein eigenes Feld, seinen eigenen Bereich in der Arbeit und trägt dort die Verantwortung. Sie lassen mir alle Freiheiten, auch mit der Umsetzung meiner neuen Ideen. Natürlich ist es immer eine Umstellung für die Eltern, wenn da jemand Junger in den Betriebt kommt. Gleichzeitig ist es aber auch eine große Chance, wenn es das eigene Kind ist, das das Hotel übernimmt. Diese Chance wollen wir alle so gut als möglich nutzen.

Können Sie uns einen Ausblick auf die nächsten Jahre des Biohotel Schwanen geben?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Basis wirklich gut ist. Das Haus wurde 2009 mit Architekt Hermann Kaufmann renoviert, meine Eltern haben in allen Bereichen sehr gute Vorarbeit geleistet und es gibt viele schöne Ideen und Ansätze. Meine Aufgabe sehe ich darin, das alles ein bisschen zu verfeinern und besser an den Gast heran zu bringen – in welcher Form auch immer. Ich möchte einfach meine Handschrift überall ins Haus bringen und in Zukunft Gäste anziehen, die zu mir passen. Dabei aber natürlich immer die bestehende Qualität halten oder sogar noch steigern. Eigentlich möchte ich einfach ein bisschen Lifestyle in den Bregenzerwald bringen und Innovationen zeigen, dem Gast einen „Wow-Effekt“ bieten.


Zur Person:
Emanuel Moosbrugger
Der 33 jährige Bregenzerwälder ging bereits mit 15 Jahren von Zuhause weg, um in Innsbruck in der Villa Blanka die Höhere Lehranstalt für Tourismus zu besuchen. Nach der fünfjährigen Ausbildung arbeitete er in verschiedenen Hotels in ganz Europa, um dann den Schritt nach Amerika zu wagen. Dort verbrachte Emanuel Moosbrugger sieben Jahre in New York und zwei in San Francisco. Seit Anfang des Jahres 2015 leitet er den Familienbetrieb, das Biohotel Schwanen in Bizau.

Auf Social Media Teilen:          

Hotel Schwanen Bizau

  Kirchdorf 77, 6874 Bizau
  Österreich
  +43(0)5514 2133
  info@schwanen.at

Kein Logo vorhanden

Könnte Sie auch interessieren