theALPS Symposium 2016: Alpentourismus punktet mit Wettbewerbsfähigkeit

theALPS Symposium 2016: Alpentourismus punktet mit Wettbewerbsfähigkeit
Dr. David Bosshart, Trendforscher und CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts, hielt eine viel beachtete Keynote "The future of the Alps" im Rahmen des theALPS Symposium 2016.

Innsbruck (A) Rund 500 Touristiker, Reiseveranstalter und Medienvertreter versammelten sich in den vergangenen drei Tagen in Innsbruck zum internationalen Netzwerktreffen theALPS. Nach einem spannenden Auftakt beim Media Summit und einem stark besuchten Trading-Room fand die Tagung mit dem theALPS Symposium einen hochkarätigen Abschluss.

Die zusammenfassenden Thesen des Forschungsprojektes „Zukunft von Winterreisen in die Alpen“ wurden neben dem Vortrag von Trendforscher David Bosshart, Geschäftsführer des GDI Gottlieb Duttweiler Institute for Economic and Social Studies, viel diskutiert.

Die drei zentralen Herausforderungen und damit verbundene Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt „Zukunft von Winterreisen in die Alpen“ (The Future of Winter Travelling in the Alps) wurden von den Forschern des Projektverbunds, Harald Pechlaner, Ralf Roth und Hubert Siller, erstmals am 19. Oktober 2016 beim Media Summit von theALPS vorgestellt – Presseinformationen zur Studie finden Sie HIER - und nun beim abschließenden Symposium thesenhaft auf den Punkt gebracht. Die achtmonatige interdisziplinäre Untersuchung wurde unter Beiziehung von Experten der EURAC in Bozen, der Deutschen Sporthochschule Köln, des MCI Tourismus in Innsbruck, sowie mit Unterstützung der Universität Grenoble Alpes und der Universität St. Gallen durchgeführt.

Überdurchschnittlich gute Wettbewerbsfähigkeit

Die Alpen haben auf Grund ihrer sommer- und wintertouristischen Gesamtperformance eine überdurchschnittlich gute Wettbewerbsfähigkeit“, fasst Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln zusammen. Andere Destinationen, beispielsweise in Küstennähe, hätten die großen Chancen einer touristischen Nutzung während des ganzen Jahres nicht. Die große Herausforderung besteht für die Alpen darin, flexibler auf wechselnde Rahmenbedingungen zu reagieren, um mehr „Resilienz“ zu haben. Dafür muss sich die Tourismuswirtschaft einigen wichtigen Fragen stellen, aber auch mit dem einen oder anderen Dogma brechen. „Nicht der Klimawandel an sich, sondern Wetter, Schnee und Erreichbarkeit bestimmen immer stärker die Nachfrage nach Winterreisen in die Alpen“, weiß Roth und verweist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, noch mehr innovative Mobilitätslösungen zwischen Smart Cities und Wintersportorten zu entwickeln.

Eine weitere zentrale Erkenntnis aus dem umfassenden Literaturscreening und der Delphi-Befragung ist für Hubert Siller vom MCI Tourismus in Innsbruck die wirtschaftliche Dimension von Winterreisen in die Alpen: „Für eine wirtschaftlich und sozial nachhaltige Entwicklung des Alpentourismus sind Reisen im Winter von existentieller Bedeutung.“ In Ländern wie Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Graubünden oder dem Wallis entfallen zumindest zwei Drittel der touristischen Wertschöpfung auf den Winter. Die überdurchschnittlichen Umsätze machen den Wintertourismus zum Treiber für Investitionen von Unternehmen und Destinationen. Arbeitsplätze und Einkommen werden so, nicht nur im Tourismus selbst sondern auch in den Zulieferbranchen, auch in peripheren alpinen Regionen gesichert.

Die Herausforderung für die Zukunft der Winterreisen in die Alpen besteht im Fine-Tuning, in der Erweiterung dieses Produkt-Klassikers sowie in der emotionalen Ausgestaltung, weiß Harald Pechlaner von der EURAC in Bozen. Skifahren bleibt auch in Zukunft das Kernprodukt von Winterreisen in die Alpen, ergänzende Bewegungs- und Erholungsangebote sind aber unabdingbar. „In den Destinationen sind gute Netzwerkstrukturen, die Schaffung von Synergien auf allen Ebenen und klare Zuständigkeiten entscheidend für den künftigen Erfolg im Wettbewerb“, so Pechlaner.

Ebenfalls aus der wissenschaftlichen Untersuchung abgeleitet ist die Bedeutung der Zugänglichkeit von Wintersport. „Wintersport bietet für alle Generationen einzigartige Schneeerlebnisse“, erklärt Ralf Roth, „für Kinder und Jugendliche ist es entscheidend, ob und wie ihnen der Zugang durch Familien, Schulen und Skischulen ermöglicht wird.“ Hier sehen die Forscher eine große Aufgabe für Destinationen und Tourismuswirtschaft, die gleichzeitig aber auch eine gewaltige Chance birgt, sich gegenüber anderen Destinationen im Wettbewerb durchzusetzen.

Alpenübergreifende Strategie gefordert

Handlungsbedarf orten die Forscher in der alpenübergreifenden Kooperation. „Winterreisen in die Alpen fehlt eine sektorenübergreifende Kommunikationsstrategie, insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung, soziale Verträglichkeit und eine Versachlichung der ökologischen Dimensionen“, zeigt Hubert Siller ein Defizit auf, welches rasch behoben werden sollte.

Darüber hinaus empfehlen die Autoren der Studie: Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Europas und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verlangen eine alpenübergreifende Strategie zur Tourismusentwicklung. Große Themen wie Demografie, Änderungen in der Arbeitswelt, Wandel zur Wissensgesellschaft oder Mobilität können nur gemeinsam angegangen werden. Dafür, so das Resümee von Harald Pechlaner, Ralf Roth und Hubert Siller, wäre es hilfreich, eine gemeinsame statistische Datenbasis der Alpenländer zu schaffen.

Alpine Vorzüge stärker kommunizieren
Die Welt von morgen und die Trends des Konsums und der Kommunikation beleuchtete Zukunftsforscher David Bosshart. „Digitalisierung ist nicht alles, aber ohne Digitalisierung ist alles nichts“, stellte er klar. Vernetzten Dienstleistungen würden an Wert dramatisch gewinnen, perfekte Infrastruktur und Convenience gerade auch im Alpentourismus von den Kunden vorausgesetzt. Über neue Technologien wie Virtual Reality und der Magie guten Storytellings könnten neue, smarte Zielgruppen erreicht werden. Abenteuer würden durch Technologie ubiquitär erlebbar. Die Vorzüge des Alpenraums, die radikale Natur mit seinen natürlichen Ressourcen wie Wasser, Luftqualität, regionaler Lebensmittel oder dem Gefühl der Frische seien Güter mit hoher Konjunktur. Die Kommunikation dieser alpinen Vorzüge zu professionalisieren und auf einer starken Plattform zu kanalisieren sei extrem wichtig.

ICRET Research Award 2016 verliehen

Beim theALPS Symposium 2016 wurde auch der ICRET Research Award 2016 vergeben. Aus zahlreichen Einreichungen setzten sich drei Forschungsarbeiten durch. Jürgen Schmude mit Anja Berghammer (LMU Universität München) wurde der 1. Preis für ihre Arbeit "The Christmas Easter Shift - Simulating Alpine ski resorts' future development under climate change conditions using the parameter of the 'optimal ski day'" verliehen. Der 2. Platz ging an Robert Steiger, Michelle Rutty, Daniel Scott und Peter Johnson (Universität Innsbruck und University of Waterloo) mit ihrer Arbeit über die Zukunft der Olympischen Winterspiele in Zeiten des Klimawandels. Drittplatzierter war Andreas Plank (Universität Innsbruck mit seiner Arbeit über das Risikoverhalten unter Skitourengehern auf einer Online Outdoorsport-Plattform.

Ice Magic Interlaken gewinnt theALPS Recognition Award
Zum Abschluss des theALPS Symposiums 2016 wurde der theALPS Recognition Award verliehen. Im Vorfeld wurden dabei Good-Practice-Beispiele aus dem gesamten Alpenraum analysiert. Repräsentativ für die vorgestellten Projekte überreichte AlpNet-Präsident Josef Margreiter den theALPS Recognition Award an Stefan Ryser (Ice Magic Interlaken).

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