20 Jahre Typisch Ju - Mode für kurvige Frauen in Dornbirn

20 Jahre Typisch Ju - Mode für kurvige Frauen in Dornbirn
Judith Grabher, Typisch Ju

Dornbirn (A) Sie ist eine facettenreiche Frau mit vielen Talenten. Ihr Temperament widerspricht jeglichem Klischee über mollige Menschen. Ruhe gibt es für sie nicht, Bewegung treibt sie voran. Dies auch, um Visionen lebendig werden zu lassen. Gleichzeitig steht sie für Bodenständigkeit: Die Lustenauerin Judith Grabher (50 plus) ist „typisch ju“. Lebt das, was sie und ihre „Mädels“ in den Boutiquen Dornbirn und Feldkirch verkaufen – tolle Mode für kurvige Frauen. Dies schon lange bevor „Curvy“ auf den Catwalks en vogue wurde.

Judith Grabher hat 16 Jahre in einer Werbeagentur gearbeitet. Eine schöne Zeit, doch nichts für ewig.  „Irgendwann war der Wunsch nach Veränderung in mir", sagt das Energiebündel. Stillsitzen passt nicht zu der lebensfrohen Frau. Immer in Bewegung sein schon eher. „Typisch Judith“ ist: Nicht versuchen, einfach tun. Und dabei immer einen Schritt voraus sein.

Also ging Grabher in die Spur, um ihrem Berufsweg eine andere Richtung zu geben. Fündig wurde sie durch ein kleines Inserat: Inhaber einer Dornbirner Bettfedernreinigung suchten einen Nachfolger für ihr Geschäft. Selbstständig sein - das war nach dem Geschmack der Lustenauerin. Gedacht, getan. Vor 20 Jahren startete sie also mit dem Bettenladen durch. Die Geschäfte liefen zunächst gut. Als die Bettfedernreinigung aufgrund der Marktentwicklung nicht mehr das Nonplusultra war, reagierte die taffe Frau flexibel. Das Geschäft wurde umgebaut, das Sortiment um Matratzen und Wohnaccessoires erweitert. Judith Grabher entwickelte sogar eine eigene Bettwäschekollektion. Mit der Zeit jedoch wurde sie unzufrieden – es war noch nicht das, was sie eigentlich wollte. Sie fühlte sich noch nicht angekommen.

Abwarten ist nicht die Stärke der umtriebigen Lustenauerin. Sie dachte nicht lange über Veränderungen nach, versuchte nicht, sondern tat es einfach wieder: Aus eigenem Erleben wusste sie um die Schwierigkeiten, als Frau mit Kurven und dem einen oder anderen Pölsterchen trendige Kleidung zu bekommen. „Übergrößenkollektion, Mode für Mollige – für Kleidung ab Konfektionsgröße 40 gab es viele Bezeichnungen. Die meisten mit fadem Beigeschmack: Diejenigen, die diese Mode trugen, entsprachen nicht dem zeitgenössischen Ideal.Sie waren zu dick für die Entwürfe, die auf den Laufstegen der Fashion Shows präsentiert wurden.Auch wenn es heute noch solche Ansätze gibt, erfolgte in den jüngsten Jahren ein Umdenken.“ Vor zwölf Jahren "verwandelte" sie ihr Geschäft in "typisch ju". Lange  bevor Stardesigner und Luxuslabels immer öfter auf kurvige Models setzen.

Zunächst ließ sie das Verkaufslokal mal wieder umbauen, orderte Waren angesagter Labels aus Europa. Da gab es damals nicht so viele, die Renner wie InSein3 hatte sie. "Während des Umbaus durch einen befreundeten Ladenbauer und Dekorateur, oder besser gesagt einen ,Mann für alle Fälle', war ich auf Urlaub", erzählt sie. "Ich hatte Vertrauen in seine Arbeit. Sie täuschte sich nicht. Der Laden war ganz nach ihrem Geschmack. Eben "typisch ju".

Heute spricht die Unternehmerin von einem tollen Erfolg, auf den sie stolz ist. "Ohne meine langjährigen Mitarbeiterinnen und die stetig wachsende Stammkundenfamilie hätte ich das Bisherige nicht stemmen können." Ihre Mädels, damit sind nicht etwa Grabhers Töchter, sondern ihre Angestellten gemeint. In Dornbirn sind das Renate Rümmele, eine Frau mit klarem Blick für das, was Frau schmeichelt. Unaufgeregt, aber mit vollem Fokus auf die Bedürfnisse der Kundin, steht sie seit 20 Jahren an Judith Grabhers Seite. Und Michaela Wolf, deren Lehrherrin Judith Grabher war. Sieben Jahre hat sich die junge Frau in anderen Arbeitswelten umgeschaut und ist nun seit fünf Jahren wieder bei „typisch ju“.

Mädels, diese liebevolle Bezeichnung lässt erahnen, dass es im "typisch ju" familiär zugeht, ohne den gegenseitigen Respekt zwischen Chefin und Mitarbeiterinnen zu vernachlässigen. Eine Atmosphäre, die viele Lauf- zu Stammkundinnen hat werden lassen. Ebenso die Tatsache, dass Chefin wie Mitarbeiterinnen Wert auf Beratung legen, ehrlich, aber mit der gebotenen Sensibilität sagen, wenn sich eine Dame "vergriffen" hat.  Chefin und Mitarbeiterinnen haben zudem die Fähigkeit des Multitaskings: Zwischen den Beratungsgesprächen wird fehlende Ware nachgeordert, sich um Lieferungen gekümmert. Die Damen ergänzen sich gut und wechseln sich in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen ab. Gemeinsam fahren sie auf Messen, suchen aus und ordern die besondere Mode.

Interessant ist auch die Einrichtung des Geschäfts. An den Wänden hängen von Judith Grabher  gefertigte Acrylmalereien. Massive Holztische, Regale, bequeme Sessel schaffen den Eindruck von Gemütlichkeit. Und tatsächlich kann man hier bei der Beratung oder beim Überlegen, was nun doch der bessere Kauf wäre, ein Tässchen Kaffee oder Tee genießen. Oder die Begleitung "zwischenparken". "Es steht auch immer etwas zum Naschen herum. Und für die begleitenden Männer gibt es auch Bier", sagt die Chefin und schmunzelt.

Ausschlaggebend für den Siegeszug von "ju" ist der Verkauf von Mode, die Figur da betont, wo es Sinn macht. Jede Frau hat Schönes zu bieten - das ist die Überzeugung des Teams um Chefin Judith Grabher. Mit der richtigen Bekleidung wird das Perfekte hervorgeholt und betont. Die eine hat eine schlanke Taille, und die wird nicht mit einem überdimensionalen Kleidersack verdeckt. Eine andere hat ein schönes Dekolleté. Oder schlanke Beine.  "Was ich hier mit meinen Damen verkaufe, ist für uns. Und es ist Besonderes, was nicht jeder hat." Weit ausgreifend zeigt Judith Grabher auf Blusen, Tuniken, Kleider, Schals, Taschen. Aus über 20 Labels verschiedener Preisklassen  – darunter Samoon, Kjbrand, Philomena,Openend, Nör, Boheme, Chalou, Luba - kann gewählt werden. Und dies bei nahezu täglichem Neuzugängen.

Judith Grabher sagt: "Jede Frau ist, wie sie ist. Sie muss sich selbst mögen, dann wird sie Erfolg haben. Die Frau selbst und ihre Persönlichkeit sollen im Fokus stehen und nicht ihr Körper."

Für die Verbreitung dieser Überzeugung sorgt die umtriebige  Lustenauerin wie in Dornbirn ebenso in Feldkirch. Im Vorjahr hat sie in der Montfortstadt eine kleine feine Boutique eröffnet. "Ich mag die gemütliche Innenstadt, das Kopfsteinpflaster, die vielen kleinen Läden, die das Leben pulsieren lassen. Allein deswegen habe ich schon lange damit geliebäugelt, hier ein Geschäft zu eröffnen. Zudem haben meine Mädels und ich von Kundschaften aus dem Oberland gehört, die gerne nach Dornbirn kommen würden, jedoch nicht mehr so mobil sind", nennt Grabher Beweggründe für die Erweiterung. In Feldkirch hat sie mit Astrid Pichler (55) ein weiteres Mädel gefunden, das ihre Intention voll mitträgt und umsetzt. "Wer gut verkaufen will, der muss die Menschen so lieben, wie sie sind. Ehrlich mit ihnen umgehen, sie gut beraten. So, dass sie mit einem Lächeln die Ladentür hinter sich schließen. Dann habe ich auch eine Freude", umreißt die Koblacherin ihre Job-Auffassung. Und sie weiß, wovon sie spricht. Ein Berufsleben lang ist sie in der Handelsbranche tätig, hat von Lebensmitteln über Geschirr, Glas und Textilien schon alles verkauft. "Das liegt mir im Blut", sagt sie und lacht.

Bunt-Flippiges, klassische Business-Bekleidung, Elegantes für die verschiedensten Anlässe, Gewänder in allen Farben des Regenbogens, interessante und ausgefallene Schnitte, geben den Boutiquen  in der Dornbirner Marktstraße und seit zwei Jahren dem in der Feldkircher Kreuzgasse  ihr "Gesicht". "Natürlich haben wir Bekleidung in dezenten Tönen. Aber wir freuen uns über jede mutige Kundin, die zum Nicht-Üblichen greift", sagt die Chefin. Die Mode, die in den beiden Geschäften  verkauft wird, ist für jene Damen, die zu ihren Pfunden stehen und dem Schlankheitswahn selbstbewusst eine Absage erteilen.  Und die kommen nicht nur aus Vorarlberg, sondern auch aus Wien, Salzburg, Luzern und Zürich, aus dem Allgäu und sogar von der Nordsee, um bei "ju" ihr Outfit aufzufrischen. "Mir ist schon mehrfach bestätigt worden, dass ich die beste und größte Auswahl in den Kleidergrößen 42 bis 56 habe", erzählt Judith Grabher mit sichtlichem Stolz.

Wichtig ist der Chefin und ihrem Team in Dornbirn wie in Feldkirch, dass Kleider, Tuniken, Röcke, Hosen und Co. von hochwertiger Qualität sind und nachhaltig in Europa produziert werden. Da ist etwa das dänische Familienunternehmen Nör: Die Designerin Kristin Nør erschafft zeitlose Mode mit viel Liebe zum Detail, Knöpfe und Schnallen werden selbst entwickelt. Oder die deutsche Marke Luba, die für exklusive Stoffe in witzig-künstlerischem Design steht. Nur zwei von zahlreichen Labels, die Grabher und ihre "Mädels" in den beiden Geschäften in verschiedenen Preislagen offerieren.

Zwei Geschäfte in der Zeit des boomenden Onlinehandels, wie geht das: "Wenn man nicht billiger sein kann als der Onlinehandel, dann muss man eben besser sein: kompetente Beratung, persönliche Ansprache, Kenntnisse der Wünsche und Bedürfnisse des Kunden", ist Judith Grabhers Ansicht. Und Astrid Pichler ergänzt: "Es ist doch eigentlich frustrierend, etwas zu bestellen, dann zu bemerken, das Material ist nicht gut, die Farbe ist nicht so wie gedacht. Schlussendlich wird alles zurückgeschickt. Nicht gut für die Umwelt." Und Renate Rümmele sagt: "Wer vor Ort kauft, der erhält den Ort." Das Internet macht sich die „Ju“-Familie  auf ihre Weise zunutze. „Via Facebook bewerbe wir die Waren, berichten über Neues und wecken Aufmerksamkeit für unsere Events“, erklärt Michaela Wolf, die oft Outfits selbst trägt, fotografiert und auf Facebook oder Instagram.

Wo tankt ein Energiebündel wie Judith Grabher Kraft für all ihre Aktivitäten? „Auf meinem Bauernhof im Allgäu, bei Touren mit Hund und Pferd. Bei Freunden. Beim Schwimmen und früher oft beim Malen von Acrylbildern." Eine Frau mit vielen Facetten und Visionen. „Ich bin angekommen. Tue das, was ich wollte und was mir Spaß macht“, sagt sie. Und Visionen? Judith Grabher lässt ihr frisches ansteckendes Lachen ertönen und verrät dan: „Nun,zum Jahreswechsel soll das Geschäft in Dornbirn ein neues Kleid bekommen – Industrial Design...

Die nahe Zukunft jedoch gehört dem 20-Jährigen. „Das wollen wir Ende Mai gemeinsam mit den Kunden feiern. Viele Überraschungen – ein Gewinnspiel und täglich wechselnde Angebote sind beispielsweise in der Woche vom 31. Mai bis 8. Juni zu erwarten,“ verrät Judith Grabher.

Warum sollen wir uns alle nach derselben Mode kleiden? Der Frost malt mir nie dieselben Eisblumen zweimal an mein Fenster.

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Typisch JU Dornbirn | Judith Grabher

  Marktstraße 28, 6850 Dornbirn
  Österreich
  +43 5572 55775

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