Return to Ländle: Rund um die Welt der Mode

Return to Ländle: Rund um die Welt der Mode
Clemens Sagmeister

Bregenz (A) Ein Sagmeister wächst unweigerlich mit Mode auf. Und doch entschied Clemens Sagmeister erst während des Wirtschaftsstudiums, in den Familienbetrieb einzusteigen. Bis der heutige Juniorchef des Vorarlberger Modeunternehmens allerdings in die Heimat zurückkehrte, sammelte er in Wien, Miami, Amsterdam und Salzburg Erfahrung, fuhr mit dem Motorrad nach Kapstadt und flog einmal rund um die Welt.

Wird einem im Hause Sagmeister die Mode eigentlich in die Wiege gelegt?
Na ja, es gab sicherlich eine sehr frühe Prägung, schließlich wurde bei uns immer schon die gesamte Familie stark ins Geschäft involviert. Meine Brüder und ich haben bei Neueröffnungen gekellnert oder in den Ferien im Unternehmen gejobbt. Aber es war nie so, dass wir von unseren Eltern Druck bekommen hätten, ins Geschäft einzusteigen. Während meine Brüder beruflich ganz andere Richtungen eingeschlagen haben, hat sich die Affinität zum Unternehmen und zur Mode bei mir während meines ersten Praktikums bei HUGO BOSS in Miami herauskristallisiert.

HUGO BOSS – beeindruckend. Wie kam es denn dazu?
Der Kontakt kam aber über einen unserer Lieferanten – ich war übrigens der erste Praktikant überhaupt dort.

Ein „Sagmeister“ zu sein hat also schon seine Vorteile?
Natürlich haben sich dadurch gewisse Türen geöffnet bzw. leichter geöffnet. Aber was man dann daraus macht, hängt vor allem von einem selbst ab. Mein Chef bei HUGO BOSS war sehr zufrieden mit mir und so haben sich die Türen zu meinem nächsten Praktikum bei Tommy Hilfiger in Amsterdam geöffnet. Nach dem Studium habe ich mich bei Peek & Cloppenburg für das Traineeprogramm beworben. Einerseits um Erfahrung zu sammeln, über den Tellerrand zu schauen und zu sehen, was ein großes Unternehmen besser bzw. anders macht. Andererseits aber auch, weil P&C, was die Nachwuchsförderung angeht, den besten Ruf in der Branche hat. Überhaupt werden Mitarbeiterschulungen und -förderungen groß geschrieben – da kann sich ein kleiner Betrieb sehr viel abschauen.

Und was macht P&C sonst noch besser bzw. anders?
Bei Verhandlungen, Kooperation usw. hat P&C zweifellos ein ganz anderes Standing und kann seine Marktposition besser einsetzen. Interessant war aber, dass bei P&C trotz seiner Größe am Ende die Menschen, die persönlichen Kontakte und das Netzwerk zählen.

Konnten Sie Ihre Erfahrungen im Familienbetrieb umsetzen?
Ich denke schon. Wir haben z.B. sehr erfolgreich Mitarbeitercoachings eingeführt. Durchgeführt werden diese von den Lieferanten, schließlich kennen die ihre Produkte am besten. Auch gibt es nun gewisse Standardisierungen von Abläufen – wir nennen das Gebote – oder Mitarbeiter-Start-Kits. Letztere sind Mappen, die neuen Mitarbeitern das Unternehmen näher bringen sollen. Natürlich gab es auch Dinge, die nicht gefruchtet haben, aber im Großen und Ganzen konnte ich schon gute Akzente setzen – wobei mir natürlich von Anfang an klar war, dass ich nicht alles, was ich bei P&C gelernt habe, eins zu eins übernehmen kann, schon alleine von den Ressourcen her.  

Wäre es eigentlich eine Option gewesen, bei P&C zu bleiben?
Nach drei Jahren (Anm.: Nach dem Traineeprogramm wurde Sagmeister Abteilungsleiter in Salzburg, danach Einkäufer in Wien) wurde mir 2009 eine sehr lukrative Stelle angeboten. Aber ich habe von Beginn an mit offenen Karten gespielt und deutlich gemacht, dass ich schlussendlich in den elterlichen Betrieb einsteigen werde.

Sie sind aber nicht gleich in die Heimat zurückgekehrt.
Nein, denn ich wollte unbedingt noch einmal für längere Zeit weg. Also bin ich erst mit meinem Bruder Elias auf dem Motorrad vom Milchpilz (Bregenz) über den Landweg, am Nil entlang, in vier Monaten nach Kapstadt gefahren. Danach habe ich das Motorrad gegen den Rucksack getauscht und mit meiner jetzigen Frau eine Weltreise gemacht.

Die Motorradreise hatte ja auch einen sozialen Zweck.
Ja, das hat sich während der halbjährigen Vorbereitung so ergeben. Wir haben Spenden für „Protection, Respect and Opportunity for Children on the Street“ gesammelt, ein äthiopisches Straßenkinderprojekt, bei dem Elias vor einigen Jahren ein Praktikum absolviert hat (Anm.: Der jüngste Sagmeister arbeitet in der Entwicklungszusammenarbeit). Als wir dann in Addis Abeba ankamen, konnten wir die stolze Summe von 8.000 € überreichen. Wir haben die Reise aber nie als Charity-Projekt gesehen. Wir wollten einfach ein Abenteuer wagen, fremde Länder erkunden und die Menschen kennenlernen. Es war ein tolles Gefühl, positive und freundliche Menschen zu treffen, die trotz widrigster Umstände so viel Lebensfreude ausstrahlen. Überhaupt schienen die Menschen nicht unglücklich, sondern waren vielmehr stolz auf ihr Land, egal wie arm dieses war. Wir haben auch durchwegs eine Gastfreundschaft erfahren, wie man sie hierzulande nicht kennt.

Inwiefern verändern solche Reisen?
Die Prioritäten ändern sich – zumindest kurzfristig. Ich meine, drei Monate davor habe ich mir den Kopf über gestreifte Krawatten zerbrochen und dann trifft man Menschen, die ums Überleben kämpfen. Da erscheinen unsere Sorgen und Problemchen geradezu lachhaft. Wir hatten aber auch das Glück, dass wir kein einziges Mal mit Kriminalität in Berührung gekommen sind. Auch Neid kennen diese Menschen nicht. Hat man uns z.B. gefragt, was unsere  Motorräder gekostet haben, haben wir – obwohl mit einem recht unguten Gefühl – wahrheitsgemäß geantwortet, es allerdings immer in Relation gesetzt. Das heißt: Wir haben ihnen erklärt, dass man bei uns auch 30 Dollar beim Friseur bezahlt, woraufhin wir immer ausgelacht wurden, weil dort niemand so viel Geld für einen Haarschnitt ausgeben würde.

Und heute sind Sie Juniorchef, verheiratet und haben eine kleine Tochter.
Ja, ich bin quasi sesshaft geworden (lacht). Aber das ist schön und gut so. Als Geschäftsführer kann ich mir meine Zeit selbst einteilen, habe öfters die Möglichkeit, aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Außerdem kann ich während meiner Geschäftsreisen die Anonymität der Großstadt genießen, die vermisse ich schon hin und wieder. Aber ich komme auch immer wieder gerne nach Hause – seit meine Tochter auf der Welt ist sowieso. Mit einem Kind verändert sich das Leben komplett. Alles, was man vorher als Höhepunkt betrachtet hat, relativiert sich, denn unsere Tochter ist der absolute Höhepunkt meines bisherigen Lebens.

Factbox
Mag. Clemens Sagmeister (32)
Juniorchef des Modeunternehmens Sagmeister (www.sagmeister.at)
Wohnhaft in Bregenz
Verheiratet, 1 Tochter (4 Monate)

•    2000-2006: Studium der Int. Betriebswirtschaft (Wien); Auslandssemester in Auckland (Neuseeland); Berufspraktika bei HUGO BOSS (Miami) u. Tommy Hilfiger (Amsterdam)
•    Bis 2009: Peek & Cloppenburg – Trainee (Einsatz in Düsseldorf, Zürich, Wien);  Abteilungsleiter in Salzburg, Einkäufer in Wien
•    2010: Sabbatical Year: u.a. Motorrad-Reise von Bregenz nach Kapstadt
•    2011: Einstieg im Familienunternehmen in 6. Generation (Verkaufsleitung und Einkaufsverantwortung im Bereich Herrenmode)
•    Seit November 2012: Vorstandsfunktion bei der WIGE Bregenz
•    Hobbies: Reisen, Wandern, Mode

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Sagmeister - der Mann | Gebhard Sagmeister Herrenmoden GmbH

  Römerstraße 10, 6900 Bregenz
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  +43(0)5574 43 190

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