Matthias Winkler, Hotel Sacher: "Ich bin ein Change Manager"

Matthias Winkler, Hotel Sacher:
Matthias Winkler ist seit 2014 CEO der Sacher-Gruppe und versteht sich als „Change-Manager“ des Familienbetriebs mit drei Hotels, vier Cafés und der Manufaktur der Original Sacher-Torte, von der jährlich 360.000 Stück weltweit verkauft werden.

Matthias Winkler leitet seit 2014 als Geschäftsführer die Sacher-Gruppe. Im Interview spricht er über aktuelle Entwicklungen in der Luxushotellerie, im Tourismus und seine Aufgaben und Zukunftsvisionen für die bekannte Wiener Marke. Matthias Winkler ist mit Sacher-Eigentümerin Alexandra Winkler verheiratet und hat drei Kinder.

Herr Winkler, die Marke Sacher ist weltberühmt – was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Ein gutes Produkt ist die Basis für jeden Erfolg. Die Geschichte begann 1832, als der blutjunge 17-jährige Konditorlehrling Franz Sacher die Original Sacher-Torte erfunden hat – sein Chef war erkrankt und Fürst Metternich orderte für einen Staatsbesuch, ich denke eher es war Damenbesuch, eine „besondere Mehlspeise“. Die Familie hat sich ab diesem Zeitpunkt immer durch enormen unternehmerischen Mut auszeichnet – vielleicht das Erfolgsgeheimnis. Wir bieten unseren Gästen außergewöhnliche Zimmer, den besten Service und ein höchst authentisches und individuelles Wien-Erlebnis. Unser Motto lautet: be part of the most private 5-star experience.

Was heißt das konkret für Ihre Aufgabe?
Ich und meine Mitarbeiter sind sehr nah an unseren Gästen und ihren Wünschen dran. Wir wollen ein besonderes Erlebnis bieten, aber auch aktuelle Entwicklungen mitdenken. Wir halten heute die Betriebe der Sacher-Gruppe am Laufen und treiben sie nach der Vorgabe schneller, höher, weiter, stetig voran.

Ihr aktueller Umsatz liegt bei rund 90 Millionen, der Gewinn bei zehn Millionen. Das heißt Sie investieren auch regelmäßig ins Haus?
Wir investieren viel: aktuell sanieren wir die beiden Sacher Hotels – da geht es nicht um Möbel und Vorhänge, sondern um Heizung, Elektrik, Infrastruktur und neue größere Räumlichkeiten. Außerdem haben wir in Wien gerade eine neue Spa-Experience geschaffen und wir setzen auf die digitale Weiterentwicklung, von LAN-Verkabelung, iPad am Zimmer bis zum smarten Türschloss.

Ist Ihre Klientel so aufgeschlossen?
Unsere Klientel ist sehr breit gefächert und bei uns wird es daher auch immer beides geben, wir haben uns „sowohl als auch“ zum Motto gemacht. So wird es die digitale Variante und den schlichten Zimmerschlüssel, das iPad für den Zimmerservice oder das Telefon geben.

Wie sieht die Aufgabenteilung im Hause Sacher aus?
Mein Kollege Michael Mauthner und ich verantworten die Geschäfte der Sacher-Gruppe von den Hotels bis zur Manufaktur, wo alljährlich 360.000 Original Sacher-Torten in Schwechat mit der Hand fertigt werden. Meine Frau Alexandra Winkler ist Eigentümerin und engagiert sich in den Themen Design und Marketing. Mein Schwager Georg Gürtler ist ebenso Eigentümer und für die Qualitätssicherung zuständig. Meine Schwiegermutter Elisabeth Gürtler hat sich 2014 aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Wir sind ihr unendlich dankbar für die Arbeit, die sie in den letzten Jahrzehnten geleistet hat.

Welche sehen Sie als Ihre wichtigsten Aufgaben im Haus?
Zuerst: Ich sehe mich weder als Hotelier oder Gastronom, da ich diese Jobs nicht von der Pike auf gelernt habe. Hier in der Sacher-Gruppe sehe ich mich allem voran als Change Manager. Dabei sind wir sind sehr teamorientiert: im Zentrum stehen unsere 750 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie alle sind Markenbotschafter der Marke Sacher.

Ihre Zimmer sind je nach Saison ab ca. 400 Euro buchbar. Die Preise gehen bis zu 3.000 Euro für Suiten, die Präsidentensuite mit Blick von der Dachterrasse auf Staatsoper und Kärntner Straße kostet 6.000 Euro. Wer bucht Luxushotelzimmer?
Rund 92 Prozent unserer Gäste kommen nicht aus Österreich und über das Jahr besuchen uns Gäste aus rund 70 Nationen. Die wichtigste Gruppe sind Deutsche und US-Amerikaner. Wir sehen aber viele sich entwickelnde Nationen, allen voran Indien und China, die allein aufgrund ihrer Größe relevant sind. Aber auch der südamerikanische Kontinent wird wichtiger. Diversifikation ist hochrelevant für das Geschäft und die Stabilität.

Das klingt nach einer Bandbreite an Ländern, die Sie nicht alleine bedienen können ...
Am liebsten sind uns Individualreisende, aber das Sacher kann nicht alleine in Peking oder Mumbai auftreten, das ist richtig. Ein wichtiger Sparring Partner sind die Leading Hotels of the World – hier sind wir mit 400 weiteren Hoteliers global tätig. Aber für die weltweite Distribution braucht es auch klassische Reisebüros oder Plattformen wie booking.com.

Wie bewerten Sie die Konkurrenz internationaler Hotelketten?
Zur Einordnung: Die Marriott-Gruppe hat gerade die Starwood-Gruppe übernommen, damit ist Marriott zum weltweit größten Hotelzimmeranbieter geworden, der über Daten von 100 Millionen Kunden verfügt. Wir haben aber den Vorteil, dass wir als Familienbetrieb im Vergleich zu Hotelketten unabhängig, schnell und flexibel entscheiden können und unser Auftreten ist wesentlich authentischer. Wir setzen auf die individuelle Experience unserer Gäste.

Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr besonders?
Alljährliches Highlight ist der Opernball, das ist der most busy day im Hotel Sacher Wien und auch das Schwammerlessen im Hotel Sacher Salzburg. Ich freue mich auf das Finale der Umbauarbeiten Ich freue mich auf die Sacher-App, die im Sommer fertig getestet sein wird. Und ich freue mich auf einen Kunden, um den sich alle reißen und den wir heuer hoffentlich wieder gewinnen werden. Doch dazu kann ich noch nichts verraten.

Matthias Winkler ist seit 2014 CEO der Sacher-Gruppe. Dabei wird er in Sachen Finanzen von Michael Mauthner unterstützt. Die Eigentümerin der Sacher-Gruppe Alexandra Winkler ist für die Themen Design & Marketing, Eigentümer Georg Gürtler ist für die Qualitätssicherung verantwortlich. Winkler hat Jus und Politologie studiert. Er war Marketing Manager bei McDonald’s, von 2000 bis 2007 Leiter der Pressestelle und Kabinettschef im Finanzministerium unter Bundesminister Karl-Heinz Grasser. Der 50-Jährige wechselte dann wieder in die Wirtschaft zu bwin und 2011 ins Hotelbusiness als Geschäftsführer des Hotels Bristol, das seit 2011 Teil der Sacher-Gruppe ist, bevor er Geschäftsführer der gesamten Sacher-Gruppe wurde.

Zur Sacher-Gruppe im Eigentum von Alexandra Winkler und Georg Gürtler zählen die 5-Sterne-Hotels Sacher in Wien und Salzburg und das Hotel Bristol, die Sacher Cafés in Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz, das Sachereck in Wien und Parndorf und die Manufaktur der Original Sacher-Torten.



Das Gespräch führte Birgit Schaller, Geschäftsführerin Contentagentur BiSness, für die Wirtschaftszeit und die Podcastserie des Marketing Club Österreich.

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Hotel Sacher Wien

  Philharmonikerstraße 4, 1010 Wien
  Österreich
  +43 1 51456-0

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