Viewpointsystem: Datenbrillen vernetzen Mitarbeiter weltweit

Viewpointsystem: Datenbrillen vernetzen Mitarbeiter weltweit
Nils Berger, Inhaber Viewpointsystem

Die Zukunft beginnt in der Wiener Seestadt, denn dort kann man die Welt im wahrsten Sinne des Wortes mit anderen Augen sehen. Das Unternehmen Viewpointsystem produziert dort Datenbrillen, sogenannte Smart Glasses, die weltweit einzigartig sind. Was sie können und wofür sie eingesetzt werden, hat uns der Inhaber und gebürtige Liechtensteiner Nils Berger erzählt.

„I can, I will“ – das ist das Motto von Nils Berger und ja, er kann es tatsächlich. Die ganze Welt blickt auf sein Unternehmen „Viewpointsystem“ in der Wiener Seestadt. Denn man kann sagen: Dort beginnt die Zukunft. Seine Datenbrillen, die sogenannten Smart Glasses, die auf Eye Tracking basieren, werden weltweit für Remote Support, Fernwartung, Trainings, Dokumentation sowie Forschung und Analyse eingesetzt. „Ein Unternehmen wie Coca Cola zum Beispiel, das Produktionsstätten auf der ganzen Welt hat, kann nicht überall Experten zur Verfügung stellen. Daher bekommen Mitarbeitern vor Ort unsere Smart Glasses. Wenn es ein Problem mit dem System gibt, loggen sich Experten ein und versuchen mit dem Arbeiter das Problem aus der Ferne zu lösen“, sagt Nils Berger. „Im Optimalfall gelingt das sofort. Gelingt es nicht, muss ein Experte vor Ort kommen, aber durch die vorangehende Fernwartung kann man beurteilen, wen man hinschickt. Man kann somit den schlechtesten Fall verhindern, nämlich, dass man den falschen Experten schickt oder dass jemand wegen einer Kleinigkeit ins Flugzeug steigen muss. Der große Vorteil der Smart Glasses besteht also darin, dass man schneller Anlagenstillstände beheben und somit produktiv bleiben kann.“ Auch Interpretationsfehler können durch das Eye Tracking behoben werden: „Wenn ich weiß, wo jemand hinschaut, kann ich Missverständnisse, wie links oder rechts, vermeiden“.

Die Datenbrillen, die in der Seestadt im 3-D-Drucker erzeugt werden, werden aber auch in der Behörden- und Sicherheitstechnik sowie für Trainings und Ausbildungen von Menschen eingesetzt. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, stellen Sie sich vor, wieviel dann ein Film sagt“, so Nils Berger. „Ich kann Aufnahmen machen und zusehen, wie es der Experte gemacht hat und ich kann Studien durchführen und herausfinden, wie sich Menschen verhalten, was sie wahrnehmen.“

Nils Berger – ein Betriebswirt in der Technologiebranche
Nils Berger ist eigentlich Betriebswissenschaftler. Was ihn in ein Technologieunternehmen geführt hat? „Ich bin zufällig über das Thema gestolpert. Die Entstehung von Viewpointsystem kann man in etwa so beschreiben: ‚ Innovation ist, wenn mehrere Menschen das gleiche betrachten, aber unterschiedliche Dinge darin sehen‘“, so der 47-Jährige. Was er damit genau meint? Der gebürtige Liechtensteiner hat es uns erklärt: „Viewpointsystem war ursprünglich ein Forschungs- und Beratungs-Spin-off der Universität für Bodenkultur in Wien. Dort wurden Eye-Tracking-Studien zur Unfallprävention durchgeführt. Mein letztes Unternehmen hatte 200 Mitarbeiter. Dort ist immer wieder das Problem aufgetaucht, den richtigen Servicetechniker an der richtigen Baustelle zu haben, daher habe ich mir überlegt, wie man mit dieser Technologie Menschen miteinander verknüpfen kann. Wissen transferieren ohne Reiserei, in Echtzeit und über die sprachlichen Barrieren hinweg, das war das Ziel. Und so habe ich die Smart Glasses aufgebaut.“ Ein Betriebswirt in einem Technologieunternehmen – eine Herausforderung? „Wichtig ist, Menschen zu finden, die meine blinden Flecken unterstützen. Ich weiß wo ich hinmöchte, also muss ich ein gutes Team finden, das mir dabei hilft, dieses gemeinsame Ziel zu erreichen.“ Nils Bergers Team umfasst derzeit 60 Mitarbeiter.

„Scheitern ist immer eine Option“
„Scheitern ist immer eine Option, die Frage ist immer, wie man rauskommt und nicht, wie man reingekommen ist“, so der 47-Jährige auf die Frage, wie er mit den Herausforderungen umgeht, die sich ergeben, wenn man ein zukunftsweisendes Technologieunternehmen führt. „Wir stellen Fragen, auf die wir selbst erst Antworten finden müssen, wir können nicht auf Erprobtes zurückgreifen und müssen viele Dinge selbst entwickeln. Das ist wahnsinnig intensiv, man weiß nicht, ob man erfolgreich sein wird, wenn man eine Technologie entwickelt. Man kann scheitern, aber die Frage ist, wie man mit dem Scheitern umgeht.“ Dass man Mitarbeiter nicht motivieren kann, hat er in seinen vorigen Unternehmen, die er geleitet hat, gelernt: „Menschen kann man nicht motivieren, man muss wissen, woraus die Leute ihre Motivation schöpfen und ihnen dann ein Ziel geben, damit sie die eigene Motivation darauf hin kanalisieren.“ Nils Berger weißt nicht nur wo seine Schwächen liegen, sondern er kennt auch seine Stärken ganz genau und die haben ihn letztendlich dorthin gebracht, wo er heute ist: „Ich bin gut darin, für alles eine Lösung zu finden. Probleme sind der Auslöser, aber mich interessiert nicht das Problem, sondern wie schaffen wir es. Heul kurz, leck deine Wunden, aber dann schau, wie du nach vorne gehst. Meine Talente liegen im Verkaufen von Ideen und von Visionen. Mich juckt das Neue, das Detail ist nicht meine Stärke, das kostet mich viel Energie und ist nicht meine Kompetenz. Ich liebe es, Dinge anzuschieben, in die Zukunft zu tragen, coole Leute zusammenzubringen. Wir arbeiten derzeit mit Mitarbeitern aus 20 Nationen zusammen. Auf solche Dinge bin ich stolz, ich bin ein Verfechter davon, dass das Diverse ein riesengroßer Erfolgsfaktor ist. Scheitern ist Teil der Option, aber es geht um den Willen. Nichts ist schlimmer als verschwendetes Talent. Ich bin ein Kämpfer und schaffe es immer wieder, aus der Situation herauszufinden. Geld, Ruhm und Ehre hatte ich schon, jetzt geht es darum, dass wir alles versuchen, um die Smart Glasses erfolgreich zu machen.“

100% made in Austria

Als überzeugter Europäer hat sich Nils Berger dazu entschlossen, seine Datenbrillen in Wien zu produzieren und nicht im Silicon Valley: „Ich habe mir gedacht, es kann nicht sein, dass wir nach Singapur oder ins Valley gehen müssen, um technischen Fortschritt zu erzielen. Als wir dann im Rahmen des Innovationsprogramms Horizon 2020 von der EU die höchste Förderung bekommen haben, die ein junges österreichisches Unternehmen bis dahin in unserer Förderschiene erhalten hat, haben wir gesagt: ‚Ja, wir bleiben hier.‘ Außerdem hat Wien eine fantastische Lebensqualität. Wir beschäftigen Mitarbeiter aus Ländern mit vergleichsweise höherem Lohnniveau, die aber trotzdem nach Wien gezogen sind, wegen der spannenden Aufgabe und weil Wien einfach eine großartige Stadt ist. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass wir im Valley eines von 100.000 Unternehmen wären und der Kampf um Talente dort gnadenlos ist.“

Erwerben kann die Smart Glasses jeder, aber wirklich Sinn machen sie für Unternehmen – noch, denn Nils Berger zufolge werden Datenbrillen irgendwann unsere Handys ersetzen, aber das ist im Gegensatz zu den Smart Glasses, die Viewpointsystem produziert, noch Zukunftsmusik.

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