2,7 Milliarden Euro wurden 2019 im Vorarlberger Einzelhandel umgesetzt

2,7 Milliarden Euro wurden 2019 im Vorarlberger Einzelhandel umgesetzt
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel, Projektleiter KMU Forschung Austria, Spartenobfrau KommR Theresia Fröwis und Spartengeschäftsführer Mag. Michael Tagwerker. (Foto: WKV)

Feldkirch (A) Der Vorarlberger Einzelhandel hat sich mit einem Wachstum von nominell 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stabil entwickelt. Absolut realisiert der stationäre Handel 2019 Nettoumsätze von rund 2,7 Milliarden Euro. Darüber informieren KommR Theresia Fröwis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV), Spartengeschäftsführer Mag. Michael Tagwerker und MMag. Dr. Wolfgang Ziniel, Projektleiter KMU Forschung Austria.

Der stationäre Einzelhandel in Vorarlberg zeigt 2019 wie im Vorjahr ein stabiles Wachstum, das geht aus der Konjunkturbeobachtung des Instituts KMU Forschung Austria hervor. Theresia Fröwis, Obfrau der Sparte Handel in der WKV, führt aus: „Der stationäre Einzelhandel in Vorarlberg erzielt im Gesamtjahr 2019 ein Umsatzwachstum von nominell +1,3 Prozent, nach +1,5 Prozent im Jahr 2018. 45 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte in Vorarlberg melden für das Gesamtjahr 2019 ein nominelles Umsatzwachstum. Absolut realisiert der stationäre Einzelhandel in Vorarlberg im Jahr 2019 Nettoumsätze in Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro (exkl. Ust) bzw. Bruttoumsätze von rund 3,2 Milliarden Euro (inkl. Ust).“

Wolfgang Ziniel, Projektleiter KMU Forschung Austria, erklärt: „Der stationäre Einzelhandel in Vorarlberg verzeichnet 2019 in neun von zwölf Monaten ein Umsatzwachstum. Am deutlichsten fallen die Zuwächse im April (+5,8 Prozent), Juli (+4,0 Prozent) und Februar (+3,4 Prozent) aus. Im März bilanziert der stationäre Einzelhandel, bedingt durch die kalendarische Verschiebung des
Ostergeschäfts vom März 2018 in den April 2019, deutlich negativ (-3,0 Prozent). Im Mai und Juni liegen die Umsätze ebenfalls unter dem Vorjahresniveau.“

Resümee: Jahresbilanz 2019

Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria fasst die drei wesentlichsten Erkenntnisse der Analyse der Vorarlberger Einzelhandelsbilanz 2019 zusammen:
• Konjunkturdynamik leicht abgeschwächt, aber stabil
• Umsätze im Vorarlberger Einzelhandel wachsen weiterhin (im gleichen Ausmaß wie in Österreich)
• Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel in Vorarlberg ist 2019 geringfügig gesunken       

Preissteigerungen im Einzelhandel deutlich unter der Inflationsrate

Die Verkaufspreise im stationären Einzelhandel sind 2019 österreichweit um durchschnittlich 1,1 Prozent gestiegen. Der Preisanstieg hat sich damit im Vergleich zu den Gesamtjahren 2017 und 2018 weiter abgeschwächt. Die allgemeine Inflationsrate fällt 2019 mit 1,5 Prozent deutlich höher als die Preissteigerungen im Einzelhandel aus. Dies ist vor allem auf Preiserhöhungen bei Restaurants, Instandhaltung und Reparatur von Wohnungen sowie Mieten zurückzuführen. „Die positive Umsatzentwicklung im stationären Einzelhandel in Vorarlberg führt bei geringen Preiserhöhungen auch zu einem leichten Anstieg des Absatzvolumens im Gesamtjahr 2019. Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung im stationären Einzelhandel (1,1 Prozent) zeigt das nominelle Umsatzplus im Einzelhandel in Vorarlberg (+1,3 Prozent) einen Anstieg des Absatzvolumens von +0,2 Prozent (reale, preisbereinigte Entwicklung)“, führt Wolfgang Ziniel, Projektleiter KMU Forschung Austria, aus.

Handel: Rund 14.700 Beschäftigte

Michael Tagwerker, Geschäftsführer der Sparte Handel in der WKV, informiert über den Handel als Arbeitgeber: „Der Einzelhandel in Vorarlberg bietet in Summe rund 14.700 unselbstständig Beschäftigten einen Arbeitsplatz. In den vergangenen Jahren gab es immer Steigerungen bei der Zahl der Beschäftigten, 2019 war ein leichtes Beschäftigungsminus von -0,5 Prozent bzw. ein Minus von 100 Mitarbeitern zu verzeichnen. Der Handel ist in Vorarlberg der drittgrößte Lehrlingsausbilder, 11,5 Prozent der Lehrlinge werden im heimischen Handel ausgebildet, aktuell sind das 821 Lehrlinge.“ Der Handel hat viele Akzente zur Attraktivierung der Lehre gesetzt: Das Lehrlingsgehalt wurde bereits 2019 im Schnitt um bis zu zehn Prozent angehoben – das soll Jugendliche motivieren, in den Handel zu kommen. Ein weiterer Schritt ist ein höheres Einstiegsgehalt nach der Lehre durch das neue Gehaltssystem.

Kompetenzchecks auf gesamten Handel ausgerollt

Spartenobfrau Fröwis führt aus: „Eine Lehre im Handel bietet exzellente Berufschancen: Unsere Branche bietet eine Fülle an Aufgabenbereichen und Führungsfunktionen. Und wir bieten ein breites Sortiment – es ist wirklich für jeden ein Sortimentsbereich dabei, der den individuellen Interessen entspricht. Wir sind auch stets bestrebt, die Lehre im Handel weiterzuentwickeln und die Qualität und Attraktivität nachhaltig sicherzustellen. Aus diesem Grund haben wir den sogenannten Kompetenzcheck zur Mitte der Lehrzeit entwickelt. Das Ziel des Kompetenzchecks ist, die in der betrieblichen Ausbildung erworbenen Kompetenzen der Lehrlinge zu überprüfen, allfällige Defizite rechtzeitig zu erkennen und bis zum Abschluss der Lehre beheben zu können.“ Im Frühjahr 2020 finden die Kompetenzchecks zum zweiten Mal statt und werden auf den gesamten Einzelhandel ausgerollt.

Übertritt in neuen Kollektivvertrag

Ein weiterer Schwerpunkt der Sparte Handel liegt in diesem Jahr beim Übertritt der Betriebe in den neuen Kollektivvertrag, wie Theresia Fröwis erklärt: „Wir bieten hier ein großes Serviceangebote für die Vorarlberger Handelsbetriebe an; diese können Einzelberatungen und Veranstaltungen zur Unterstützung in Anspruch nehmen, damit mit 1. Dezember 2021 alle heimischen Handelsbetriebe den Übertritt in den neuen Kollektivvertrag vollzogen haben.“

Digitale Transformation im Handel

Neben dem stationären Handel hat sich auch der österreichische Internet-Einzelhandel 2019 mit einem Wachstum von sechs Prozent positiv entwickelt; das entspricht den Wachstumsraten von 2017. In Summe ist der Jahresumsatz 2019 im österreichischen Internet-Einzelhandel auf rund 3,5 Milliarden Euro (brutto) gestiegen. Das sind 4,6 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens in Österreich. „Die gesamten Ausgaben der Österreicher im Internethandel sind jedoch weitaus höher“, gibt Spartengeschäftsführer Tagwerker zu bedenken und erklärt: „Weit mehr als die Hälfte der Online-Bestellungen gehen ins Ausland.“ Hier herrschen jedoch ungleiche Wettbewerbsbedingungen im Steuer- und Abgabenrecht. Die im Regierungsprogramm stehende Absicht, die Einführung einer digitalen Betriebsstätte auf europäischer und internationaler Ebene zu forcieren, ist deshalb aus Sicht des Handels ein wesentlicher Schritt. „Unsere Händler brauchen Steuergerechtigkeit und die Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer und Geschäftsmodelle“, betont  Tagwerker.

Die digitale Transformation ist gerade im Einzelhandel sehr dynamisch. Neben neuen Betriebsformen und Erlebnishandel fließt immer mehr Technik in die Verkaufs- und Abwicklungsprozesse ein. „Handel bedeutet Veränderung: Wir sehen die digitalen Märkte als Chance und ermutigen unsere Händler, die digitale Transformation proaktiv anzugehen“, gibt Spartenobfrau Fröwis die Richtung vor. Sie ist überzeugt, dass der stationäre Handel nicht an Bedeutung verlieren wird: „Die Digitalisierung bietet interessante Möglichkeiten, um etwa das Kunden- und Warenmanagement zu verbessern oder neue Kundengruppen zu erschließen. Im Kern lebt der Handel aber von Erlebnissen, Produkten zum Anfassen und dem persönlichen Austausch. Wenn also Qualität, Service und Kundenorientierung stetig angepasst werden, sich Unternehmer mit Herzblut und den besten Mitarbeitern ins eigene Geschäft einbringen, lohnen es die Kunden mit Zufriedenheit und Treue.“

Ausblick 2020
„Das WIFO prognostiziert für 2020 ein abgeschwächtes Wirtschaftswachstum und weiterhin robusten privater Konsum“, wagt Wolfgang Ziniel von der Forschung Austria abschließend einen Ausblick:
•BIP: +3,0 % (nom.)
•Konsumausgaben: +3,2%  (nom.)
•Inflation: 1,5%                
•Sparquote bleibt konstant bei: 7,5%              
•Arbeitslosenquote stabil bei: 7,4%                
•Quelle: WIFO


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