Elektromobilität kann wesentliche Säule des Tiroler Individualverkehrs sein

Elektromobilität kann wesentliche Säule des Tiroler Individualverkehrs sein
Eröffneten die Elektromobilitätstage 2014: Dr. Harald Gohm (Geschäftsführer Standortagentur Tirol), Mag. Sonja Pitscheider (Vizebürgermeisterin Stadt Innsbruck) und LAbg. Siegfried Egger (Obmann Fachgruppe Hotellerie WK Tirol), im Bild gemeinsam mit den beiden Hauptrednern Dr. Jörg Beckmann (Geschäftsführer Swiss eMobility) und Dipl.-Ing. Hannes Rose (Leiter Competence Center Urban Mobility, Fraunhofer IAO)

Innsbruck (A) Das Mobilitätsverhalten in Tirol spricht für eine Nutzung der Elektromobilität gerade im ländlichen Raum. In den letzten 50 Jahren hat der Kfz-Verkehr in Tirol deutlich zugenommen. Das Auto (Lenker und Mitfahrer) ist mit einem Anteil von 56% am Werktagsverkehr tirolweit das mit Abstand am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel.

In ländlichen Gebieten, vor allem jenen ohne Bahnanschluss, haben zudem die öffentlichen Verkehrsmittel nur geringen Anteil an den Werktagswegen. „Im Bereich der Mobilität wollen wir die Verlagerung des Verkehrs auf die menschen- und umweltfreundlichsten Verkehrsmittel weiter forcieren. Im Individualverkehr heißt das Stärkung des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs sowie die Förderung nachhaltiger Formen der Mobilität. Elektromobilität ist dabei nicht nur ein Umweltthema, sondern auch ein Technologie- und Wirtschaftsthema, weil wir in Tirol sowohl wissenschaftliches Know-how als auch innovative Unternehmen haben, die hier passende Lösungen gemeinsam erarbeiten und auf den Markt bringen“, meinte dazu Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf im Vorfeld des heutigen Elektromobilitätskongresses. Auf Einladung der Cluster Erneuerbare Energien, IT und Mechatronik der Standortagentur Tirol analysieren im Congress Innsbruck Experten aus Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Kärnten, Wien, Südtirol, Deutschland und der Schweiz die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität. Morgen Mittwoch kann sich die Bevölkerung bei einer Ausstellung vor dem Innsbrucker Landestheater selbst ein Bild vom Stand der Technik machen und Elektromobilität beim Probefahren hautnah erleben.

Der Privat-Pkw: Vom Saulus zum Paulus?

Zunehmende Verstädterung einerseits, das „Leben auf dem Land“ rund um die größeren Städte andererseits führen zu wachsenden Pendlerströmen. „Gesellschaftlicher Wandel manifestiert sich im Alltagsleben in erster Linie als Mobilität und Verkehr. Im Zentrum dieser Debatte steht die Metamorphose des alten Automobils durch den Einzug des Elektroantriebs, dessen eindeutige Umweltvorteile aus dem vermeintlichen Saulus einen Paulus werden lassen“, attestierte beim Elektromobilitätskongress Dr. Jörg Beckmann, Geschäftsführer der Swiss eMobility. Während der öffentliche Verkehr von und nach Innsbruck deutlich zunimmt und an Werktagen die meisten Wege in Innsbruck zu Fuß (29%) und im Vergleich dazu mit dem Auto (als Lenker) nur 26% der Wege zurückgelegt werden, dominiert abseits der Landeshauptstadt der Privat-Pkw als Fortbewegungsmittel. Im Schnitt legt jeder Tiroler pro Werktag auf 4,1 Wegen 31 km zurück, 80% der Wege beginnen oder enden zu Hause. Dieses Mobilitätsverhalten ist mit gängigen Elektroautos (durchschnittliche Reichweite 100 – 150 km) zu bewältigen, die zwischen den Fahrten anfallenden Standzeiten können bei entsprechender Infrastruktur als Ladezeiten genutzt werden. Wirklich umweltfreundlich seien Elektrofahrzeuge aber nur bei Nutzung erneuerbarer Energien, ergänzte Ing. Otto Handle, der mit seinem Innsbrucker Unternehmen enerChange Technologien für intelligente Ladestrukturen anbietet: „Erneuerbare Energien stehen zwar in ausreichender Menge zur Verfügung, aber nicht immer zur idealen Zeit. Die wichtigste ökologische Aufgabe der nächsten Jahre wird deshalb sein, den Strombedarf von Elektrofahrzeugen – im Idealfall durch intelligente, vernetzte Ladeinfrastruktur mit Pufferspeicher – zeitlich zu staffeln, um Erzeugungsüberschüsse optimal in den Fahrzeugen zu verwenden.“

Elektromobilität als regionaler Standortfaktor

Gesteigertes Mobilitätsbedürfnis und Siedlungsstrukturen, die ohne privaten Pkw-Verkehr nicht auskommen, haben neben der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und der Qualität der lokalen Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur direkten Einfluss auf das Verkehrsaufkommen. Dieses wiederum bestimmt maßgeblich die Attraktivität einer Region. Gerade ländliche Gemeinden sind hier gefordert, wenn es um die räumliche Verortung von Wohnen, Arbeiten, Erholung, Ausbildung, Einkaufen, Dienstleistungsangeboten etc. geht. Elektromobilität bietet für den ländlichen Raum Chancen, zum Beispiel, wenn sie als Teil der Wegekette den motorisierten Individualverkehr mit dem öffentlichen Verkehr verknüpft, also die Strecke von zu Hause zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel mit einem E-Auto zurückgelegt wird. Auch für den Hol- und Bringverkehr, wo der Pkw-Anteil bei 78% liegt, ist das eine Alternative. Mit Qualitätsmaßnahmen wie eigenen Abstellplätzen, Ladestationen oder Park&Ride- sowie Car-Sharing-Angeboten an Bahnhöfen und Bushaltestellen können zusätzliche Anreize für die Nutzung von Elektromobilität geschaffen werden. „Für die Bevölkerung heißt das energieeffiziente und emissionsarme bzw. –freie Mobilität und ein Mehr an Lebensqualität“, so Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Zum einen müssen Elektroautos technische Hürden nehmen und in den Anschaffungskosten attraktiver werden, zum anderen der Bevölkerung Berührungsängste genommen werden. „Deshalb laden wir die Bevölkerung am morgigen Mittwoch ein, am Vorplatz des Landestheaters in Innsbruck selbst Elektromobile zu testen und Probe zu fahren“, so Gohm.

Ökologisch und ökonomisch erfolgreich

Die Gemeinde Werfenweng im Salzburger Land ist seit 1997 Modellort für sanfte Mobilität, wo das Mobilitätsverhalten vor Ort nachhaltig verändert und die Energieversorgung nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet wurde. Zudem schlossen sich im Projekt SAanfte MObilität (SAMO) – „Urlaub ohne Auto“ Werfenwenger Beherbergungsbetriebe zu einer Angebotsgruppe zusammen und konnten so überdurchschnittlich hohe Steigerungsraten bei den Nächtigungen erzielen. „Besonderer Wert wurde bei jedem Umsetzungsschritt auf einen hohen Akzeptanzgrad der heimischen Bevölkerung gelegt, heute gibt es breite Zustimmung sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen. So entstand ein innovatives Dienstleistungsprodukt, das sich durch positive volkswirtschaftliche und ökologische Effekte ausgezeichnet“, berichtete Dr. Peter Brandauer, Bürgermeister von Werfenweng beim Elektromobilitätskongress.

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