Geschäftsverlauf in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2014/15

  • EVN
  • 27.08.2015 06:30
Geschäftsverlauf in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2014/15
(Foto: Elke Imle / pixelio.de)

Maria Enzersdorf (A) Die Energiepreise für Strom und Erdgas wurden per 1. Oktober 2015 um durchschnittlich 5 % gesenkt. Die EVN Bonuswelt startete mit 1. April 2015. Die Stromerzeugung ist gestiegen. Mit der Vollinbetriebnahme des 37-MW-Windparks Prottes-Ollersdorf im Mai wurde die erneuerbare Energieproduktion ausgebaut. Ebenso wurden Gaskraftwerke zur Netzstabilisierung in Österreich und Deutschland häufiger abgerufen. Das Kraftwerk Duisburg-Walsum wurde in Vollbetrieb genommen. Weiters gab es eine Veräußerung der Natriumhypochloritanlage an das Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen der Stadt Moskau. Zuletzt wurden Investitionen von 1 Mrd. Euro innerhalb von 4 Jahren in Niederösterreichs Versorgungssicherheit und den Ausbau der erneuerbaren Energien gestartet.

Energiewirtschaftliches Umfeld

Die Durchschnittstemperaturen in Österreich zeigten in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2014/15 kaum eine Veränderung gegenüber dem Vorjahr und lagen damit erneut über dem langjährigen Durchschnitt. Damit blieb die Heizgradsumme unverändert auf niedrigem Niveau. In Südosteuropa hingegen führten niedrigere Temperaturen zu einem Anstieg der Heizgradsummen um 14,8 % in Bulgarien sowie um 10,8 % in Mazedonien. Diese lagen damit nur noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt.

Der fortgesetzte Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energieträgern in Deutschland und Österreich sowie die niedrigen Preise für Kohle und – trotz des leichten Anstiegs – nach wie vor auch für CO2-Emissionszertifikate führten in der Berichtsperiode zu einem weiteren Rückgang der Termin- und Spotmarktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom. Konkret sanken die für die Berichtsperiode geltenden Terminpreise für Grundlaststrom um 4,3 % auf 35,7 Euro pro MWh und jene für Spitzenlaststrom um 5,8 % auf 45,3 Euro pro MWh.

EBIT und Konzernergebnis über Vorjahresniveau
In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2014/15 erhöhten sich die Umsatzerlöse der EVN gegenüber dem Vergleichszeitraum um 11,3 % auf 1.664,1 Mio. Euro. Zu diesem Anstieg wesentlich beigetragen haben der erstmalige Vollbetrieb des Kraftwerks Duisburg-Walsum über den gesamten Berichtszeitraum und die damit verbundene Vermarktung der erzeugten Strommengen, die Erdgasvermarktungsaktivitäten im Konzern, die letzten Preisentscheide in Bulgarien und Mazedonien sowie der Wegfall der negativen Einmaleffekte im Zusammenhang mit regulatorischen Entscheidungen in Südosteuropa aus dem Vorjahr. Darüber hinaus wurden im Berichtszeitraum die Gaskraftwerke Theiß und Korneuburg deutlich häufiger durch den österreichischen und den deutschen Übertragungsnetzbetreiber zur Netzstabilisierung abgerufen.

Die sonstigen betrieblichen Erträge des Konzerns erhöhten sich unter anderem durch den Verkauf der Anteile an der Natriumhypochloritanlage um 21,6 Mio. Euro auf 90,3 Mio. Euro. Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger belief sich im Berichtszeitraum auf 841,2 Mio. Euro und lag damit um 6,5 % über dem Vorjahresniveau. Ausschlaggebend dafür waren höhere Einsatzkosten für Energieträger bedingt durch den Vollbetrieb des Kraftwerks Duisburg-Walsum, der Einsatz von Erdgasmengen zu Handelszwecken sowie erhöhte Energiebezugspreise in Bulgarien. Im Vorjahr waren zudem Dotierungen für Rückstellungen für drohende Verluste aus belastenden Verträgen über die Vermarktung der eigenen Stromproduktion enthalten. Der Aufwand für Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand erhöhte sich um 9,8 % auf 186,3 Mio. Euro. Darin enthalten ist die im zweiten Quartal berichtete Wertberichtigung auf die in den Vorräten abgebildeten verbliebenen Anlagenkomponenten aus dem Projekt Müllverbrennungsanlage Nr. 1 in Moskau in Höhe von 11,0 Mio. Euro. Daneben kam es zu Kostensteigerungen durch den bereits erwähnten durchgehenden Betrieb des Kraftwerks Duisburg-Walsum, einen Turbinenschaden bei der Cogneration-Anlage in Bulgarien sowie witterungsbedingte Schäden am Verteilnetz in Bulgarien und Mazedonien im Winter 2014/15.

Der aufgrund kollektivvertraglicher Lohn- und Gehaltsanpassungen gestiegene Personalaufwand, niedrigere sonstige betriebliche Aufwendungen sowie ein gestiegener Ergebnisanteil der At-Equity-Beteiligungen mit operativem Charakter führten zu einer Steigerung des EBITDA um 38,8 % auf 497,2 Mio. Euro.

Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich im Wesentlichen durch den Vollbetrieb des Kraftwerks Duisburg-Walsum sowie der laufenden Investitionstätigkeit. Die Wertminderungen hingegen verringerten sich deutlich, wobei diese im Vorjahr durch negative Bewertungseffekte aus Bulgarien und Mazedonien beeinflusst waren. Auf Basis dieser Entwicklungen betrug das operative Ergebnis (EBIT) 286,5 Mio. Euro. Es lag damit um 328,4 Mio. Euro über dem Ergebnis der Vergleichsperiode des Vorjahres.

Mit –41,2 Mio. Euro lag das Finanzergebnis des Konzerns um 31,2 Mio. Euro unter jenem des Vorjahreszeitraums. Diese Veränderung ist zum einen auf die reduzierte Ausschüttung der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2014 zurückzuführen, zum anderen auf die Auflösung des Sicherungsgeschäfts für die Finanzierung der mittlerweile veräußerten Natriumhypochloritanlage in Moskau sowie die Kosten für die diesbezügliche Investitionsgarantie der Bundesrepublik Deutschland. Per Saldo belief sich das Konzernergebnis auf 187,1 Mio. Euro und lag damit um 246,1 Mio. Euro höher als im Vorjahr.

Verbesserter Cash Flow aus dem Ergebnis; gesunkene Nettoverschuldung
Der Cash Flow aus dem Ergebnis ist aufgrund der positiven operativen Entwicklung innerhalb des Berichtszeitraums um 57,4 Mio. Euro auf 387,6 Mio. Euro gestiegen. Der Rückgang des Cash Flow aus dem operativen Bereich um 51,2 Mio. Euro auf 316,1 Mio. Euro ergab sich aus Veränderungen im Working Capital, welche von Einmaleffekten im Vorjahr geprägt waren. Mit 45,4 Mio. Euro war der Cash Flow aus dem Investitionsbereich positiv. Dem laufenden Investitionsprogramm stand ein Mittelzufluss aus dem Verkauf der Natriumhypochloritanlage gegenüber. Der Cash Flow aus dem Finanzierungsbereich von –340,6 Mio. Euro wurde durch die Rückführung der Finanzierung im Zusammenhang mit der Natriumhypochloritanlage, die laufende Tilgung von Finanzverbindlichkeiten sowie die im Jänner 2015 ausbezahlte Dividende für das Geschäftsjahr 2013/14 beeinflusst.

Die Nettoverschuldung der EVN verringerte sich gegenüber dem 30. September 2014 um 328,8 Mio. Euro auf 1.293,6 Mio. Euro. Das Gearing ging auf 49,1 % zurück (30. September 2014: 61,6 %). Die Eigenkapitalquote belief sich zum 30. Juni 2015 auf 40,4 % (30. September 2014: 38,5 %).

Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft

Energiegeschäft
Innerhalb der derzeit laufenden vierjährigen Investitionsperiode investiert die EVN rund 1 Mrd. Euro in die Bereiche Netze, erneuerbare Energie sowie Wasserversorgung. Damit stärkt sie die Versorgungssicherheit und die Servicequalität für ihre Kunden im Heimmarkt weiter.

Die im Berichtszeitraum im Segment Erzeugung vorgenommenen Investitionen entfielen nahezu ausschließlich auf Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie. Der Fokus lag hier auf der Fertigstellung des im Mai 2015 in Vollbetrieb genommenen Windparks Prottes-Ollersdorf, der es mit 12 Windturbinen auf eine Gesamtkapazität von 37 MW bringt. Damit verfügt die EVN nun über eine Windkraftkapazität von insgesamt 250 MW, aus der sie 150.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen kann. Mit der Revitalisierung des Wasserkraftwerks Mühlhof, die im März abgeschlossen wurde, wurde auch im Bereich Wasserkraft ein weiterer Akzent gesetzt.

Im Segment Netzinfrastruktur Inland liegt der Schwerpunkt der Investitionen auf der Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Niederösterreich. Dabei investiert die EVN insbesondere in den Netzausbau zur Anbindung der im Versorgungsgebiet intensiv ausgebauten Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie sowie in die Ertüchtigung ihrer Verteilnetze. In der Berichtsperiode wurden die Arbeiten an der Verstärkung des 110-kV-Netzes zum Transport der laufend steigenden Einspeisemengen von Strom aus Windenergie fortgesetzt und Umspannwerke erweitert bzw. neu errichtet. So wurden im dritten Quartal 2014/15 zwei 110-kV-Leitungen mit einer Gesamtlänge von 20 Kilometern fertiggestellt. Mit dem Verkauf des Tochterunternehmens V&C Kathodischer Korrosionsschutz GmbH an den TÜV AUSTRIA im Juni 2015 wurde ein weiterer strategischer Schritt in Richtung Konsolidierung sowie Konzentration auf das Kerngeschäft gesetzt.

Im Segment Energiehandel und Vertrieb hat die EVN Vertriebsgesellschaft die Vorteile bei der Energiebeschaffung im Zuge einer Preissenkung im Rahmen der EnergieAllianz Austria an ihre Privatkunden weitergeben. Per 1. Oktober 2015 werden die Energiepreise für Strom und Erdgas um durchschnittlich 5 % gesenkt. In Bulgarien und Mazedonien haben die Regulierungsbehörden die Preisentscheidungen für die kommenden zwölf Monate getroffen: In Mazedonien wurden die Endkundenpreise vom Regulator per 1. Juli 2015 um 0,3 % gesenkt. In Bulgarien, wo die regulatorische Entscheidung zunächst um einen Monat auf 1. August 2015 verschoben worden war, sehen die neuen Tarife eine Senkung der Endkundenpreise um 0,4 % vor.

Umweltgeschäft
Im internationalen Projektgeschäft arbeitet die EVN derzeit an der Umsetzung von acht Projekten. Im polnischen Krakau wurden in den ersten drei Quartalen 2014/15 bereits drei von vier Abwasserlinien der für 370.000 Einwohner ausgelegten Kläranlage Kujawy erfolgreich in Betrieb genommen, für die vierte Linie wurde die Inbetriebnahmephase eingeleitet.

In Rumänien arbeitet die EVN aktuell an der Umsetzung von zwei Projekten. In Zalau starteten im Februar 2015 der Ausbau einer bestehenden Abwasserbehandlungsanlage sowie die Errichtung einer Schlamm-behandlungsanlage mit Biogasnutzung für 85.000 Einwohner. Die von der EVN errichtete Abwasserbehandlungsanlage für rund 30.000 Einwohner in der Stadt Silvaniei wurde im April 2015 in die Inbetriebnahme-phase übergeleitet. In der zypriotischen Stadt Larnaca wurde in der Berichtsperiode die Inbetriebnahme der Kläranlage, die im vergangenen Geschäftsjahr baulich fertiggestellt worden war, nahezu abgeschlossen.

Im Bereich der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich arbeitete die EVN – sie ist der Trinkwasserlieferant für mehr als 500.000 Einwohner in Niederösterreich – auch im Berichtszeitraum an mehreren Projekten zur Versorgung neuer Gemeinden mit Trink­wasser sowie an der weiteren Verbesserung der Trinkwasser­qualität für ihre bestehenden Kunden. Mit 1. Jänner 2015 hat die EVN das Wasserleitungsnetz der Marktgemeinde Paudorf und damit die Trinkwasserversorgung für die rund 2.500 Einwohner dieses Ortes übernommen. Zudem arbeitete die EVN in der Berichtsperiode weiterhin am Bau von Naturfilteranlagen zur natürlichen Reduzierung des Härtegrads des Wassers. Nach der Inbetriebnahme einer derartigen Anlage in Drösing im Dezember 2014 wurde im dritten Quartal 2014/15 die Naturfilteranlage in Obersiebenbrunn in Betrieb genommen sowie in Zwentendorf an der Zaya mit dem Bau einer weiteren Anlage begonnen. Mit Fertigstellung aller drei Anlagen wird zukünftig die Wasserqualität für die rund 200.000 Einwohner der betreffenden Regionen verbessert.

Ausblick
Für das Geschäftsjahr 2014/15 gehen wir nach den positiven ersten drei Quartalen weiterhin davon aus, dass das Konzernergebnis über dem Niveau des Jahres 2012/13 liegen wird. Die energiewirtschaftlichen Annahmen für das Geschäftsjahr basieren dabei auf langjährigen Durchschnitten, wobei kurzfristige Entwicklungen nicht vorhersehbar sind. Die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Entwicklungen in den eingeleiteten Verfahren im Zusammenhang mit den Forderungen aus den Tarifentscheidungen in Bulgarien und im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Duisburg-Walsum sowie der Fortgang der Aktivitäten in Moskau sind geeignet, das Konzernergebnis wesentlich zu beeinflussen.

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