Impulsvortrag von Professor Ernst Fehr auf Einladung der Zürcher Kantonalbank Österreich

Impulsvortrag von Professor Ernst Fehr auf Einladung der Zürcher Kantonalbank Österreich
v.l. Christoph Weber (Mitglied Generaldirektion Zürcher Kantonalbank) Silvia Richter (Direktorin Private Banking, Leitung Wien), Lucien J. Berlinger (Vorsitzender des Vorstandes Zürcher Kantonalbank Österreich AG), Tamar Almagor Haffner, Prof. Ernst Fehr, Walter Haffner (Botschafter) (Foto: Zürcher Kantonalbank Österreich)

Wien/Salzburg (A) Es wäre gelogen, zu sagen, dass der Vortrag von Professor Ernst Fehr keine Ode an die Ehrlichkeit in der Ökonomie war. Der renommierte Wissenschaftler nahm die Anwesenden mit auf die Suche nach einem Zusammenhang zwischen Ehrlichkeit, Vertrauen und wirtschaftlichem Erfolg. „Vertrauenserhöhende Ehrlichkeit generiert wirtschaftlichen Erfolg“, stellte Fehr fest. Das gilt natürlich auch im Bankwesen, denn „wichtigstes Asset einer Bank ist das Vertrauen der Kunden in dieselbige“. Allerdings ist Ehrlichkeit und das daraus geschöpfte Vertrauen laut dem Wissenschaftler vielmehr der Grundpfeiler sämtlicher wirtschaftlicher Beziehungen mit Fremden. Der grosso modo herrschende Wohlstand der heutigen Zeit basiere im Wesentlichen auf dem Faktor Produktivitätsgewinn. Treiber dieser Entwicklung seien einerseits Arbeitsteilung und Spezialisierung gewesen – vor allem jedoch auch Tausch mit Fremden, also anderen Gruppen oder Ländern. 

Unehrlichkeit und Misstrauen sind größte Handelshemmnisse
„Kooperative Neigungen und kooperative Normen sind entscheidende Voraussetzungen für das Funktionieren der Marktwirtschaft“, führte Fehr aus. Tausch zwischen Fremden beruhe auf der Einhaltung von Versprechen und Ehrlichkeit, ohne die kein Vertrauen und somit keine längerfristigen Handelsbeziehungen aufgebaut werden können. „Durch Unehrlichkeit jedes Einzelnen wird ein Land auf den ersten Blick nicht ärmer, es erfolgt eine Umverteilung“, so Fehr. Allerdings sind Kollateralschäden die Folge. Wirtschaftliche Transaktionen bleiben aus, Investitionen gehen zurück, der technische Fortschritt gerät ins Stocken. Letztendlich wird das Vertrauen zerstört. Laut Fehr kann eine Gesellschaft nur dann ehrlich sein, wenn institutionelle, kulturelle, psychologische sowie neurobiologische Voraussetzungen erfüllt sind.

Ehrlichkeit auf neurologischer Ebene
Auf neurobiologischer Ebene betrachtet hat sich bei Untersuchungen herausgestellt, dass im Gehirn, um präzise zu sein im dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), die Neuronen aktiver sind, wenn der Mensch der Versuchung, unehrlich zu sein, widersteht.  In einer Studie durften Testpersonen unter Laborbedingungen unter Zuhilfenahme eines Würfelspiels um Geldbeträge spielen. Auf das Würfeln bestimmter Zahlen wurde eine Belohnung ausgesetzt. Jeder Teilnehmer durfte zehn Mal würfeln und danach  angeben, wie oft er die Gewinnzahlen gewürfelt hat. Die Erfolgsrate lag bei fast 70 Prozent und somit weit über den aus statistischer Sicht wahrscheinlichen rund 50 Prozent. Die Lügenrate wurde mit 37 Prozent beziffert.

Ehrlichkeit „aus der Steckdose“?
Ziel war es, auf die Probanden einzuwirken, zu diesem Zweck wurden ihnen eine Anode und eine Kathode angelegt. Durch sanfte, für das menschliche Gehirn ungefährliche elektrische Impulse wurden die Neuronen im angesprochenen Gehirnareal aktiviert – mit deutlich messbaren Folgen. Dadurch konnte die Lügenrate auf 15 Prozent gesenkt werden. Diese erstaunlichen Ergebnisse führten unweigerlich zur Frage, ob man Menschen auf diese Weise nicht auch ehrlicher machen kann. „Die Versuche ergaben, dass nur Menschen, die sich durch die Versuchung in einem moralischen Konflikt befinden, beeinflusst werden können. Ist jemand der Ansicht, dass sein Verhalten rechtens ist, kann man ihn nicht beeinflussen“, erklärte Fehr. Das Gehirn der Menschen mit Gewissensbissen lässt sich hingegen möglicherweise sogar trainieren, um ehrlicher zu werden – das sei aber bislang nur eine Vermutung, unterstrich der Wissenschaftler.

Vertrauen schaffen in Zeiten der Digitalisierung
Ehrlichkeit und Vertrauen spielen gerade in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung auch bei Banken eine wichtige Rolle. Vertrauen auf persönlicher Ebene ist aus Sicht der Zürcher Kantonalbank Österreich AG ein essentieller Aspekt. „Natürlich definiert sich Nähe zu den Kunden heute nicht mehr ausschließlich durch eine physische Präsenz, sondern auch durch die Kunst, den Kunden dort abzuholen, wo auch immer er gerade ist. Dennoch ersetzt nichts die Nähe im persönlichen Gespräch. Diese braucht es, um Vertrauen zu schaffen“, sagte Lucien J. Berlinger, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kantonalbank Österreich AG.

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