Internationale Studie zum Zahlungsverhalten von börsennotierten Unternehmen

Internationale Studie zum Zahlungsverhalten von börsennotierten Unternehmen
Ludwig Mertes, PRISMA Vorstand (Foto: PRISMA)

Wien (A) Wer zahlt am Ende seine Zeche schnell und wo muss man lange auf sein Geld warten? Dieser Fragestellung ist Prisma Die Kreditversicherung, österreichisches Standbein des Weltmarkführers Euler Hermes, in 15 ausgewählten Ländern und 11 Branchen nachgegangen.

Mit der Studie wurde die Zahlungsdauer, also die Zeitspanne zwischen Rechnungslegung und Zahlungseingang von börsennotierten Unternehmen in den jeweiligen Ländern und Sektoren, erhoben. Auffällig ist dabei die stark gegenläufige Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Industrie- und Schwellenländern.

„In den Industrieländern ist die Zahlungsmoral 2015 mit durchschnittlich 64 Tagen Zahlungsdauer zumeist auf Vorjahresniveau oder sogar leicht verbessert“, sagte PRISMA Markenvorstand Ludwig Mertes. „In den Schwellenländern hingegen verschlechtert sich das Zahlungsverhalten. Die Rechnungen werden in diesem Jahr im Schnitt erstmals fünf Tage später als in den Industrienationen bezahlt – also erst nach 69 Tagen. Die stärkste Verschlechterung verzeichnen China und Russland – und das schon seit Jahren. Rechnungen werden dort 22 beziehungsweise 17 Tage später bezahlt als noch im Jahr 2007.“

Schlusslicht Italien: Rechnungen nach 98 Tagen bezahlt - 32 Tage über Durchschnitt
Schlusslicht bei der Zahlungsmoral bleibt Italien: Ganze 98 Tage müssen Gläubiger laut Prognose 2015 im Stiefelstaat auf ihr Geld warten. Unternehmen warten hier 32 Tage länger auf ihr Geld als im weltweiten Durchschnitt (66 Tage). Auf dem vorletzten Platz im Ranking landet 2015 die Türkei mit einer Zahlungsdauer von 80 Tagen, hinter Frankreich mit 78 und Indien mit 76 Tagen.

Schnellzahler: Niederlande, Deutschland, USA und Großbritannien
Niederlande (47 Tage), Deutschland (52 Tage), USA (55 Tage) und Großbritannien (56 Tage) räumen als Schnellzahler 2015 die Medaillen ab. Großbritannien und auch Frankreich schwimmen in Europa allerdings gegen den Strom. Die Franzosen verschlechtern sich 2015 als einziges Land bei der Zahlungsmoral, wenn auch nur um einen Tag. Bei den Briten bleibt das Zahlungsverhalten 2015 zwar stabil im Vergleich zum Vorjahr, es hat sich aber seit 2010 um vier Tage verschlechtert, während die meisten anderen Länder im Vergleichszeitraum gleichbleibend oder schneller ihre Rechnungen beglichen.

„Diese Entwicklung unterstreicht die Tatsache, dass die konjunkturelle Erholung in Großbritannien plötzlich und sehr schnell verlief“, sagte Mertes. „Als Folge mussten Betriebe auf längere Zahlungsziele umstellen, um ihr Wachstum und ihre Investitionen zu finanzieren.“

Größte Verschlechterung gegenüber Vorjahr: Russland, Brasilien und China – in diesen drei Ländern verschlechtert sich die Situation gegenüber 2014 um zwei Tage.

Am Beispiel China kann man die Entwicklungen in den Schwellenländern gut nachvollziehen: 2007 haben börsennotierte chinesische Unternehmen ihr Geld bis zu 9 Tage früher erhalten als der Weltdurchschnitt. 2015 wird es 10 Tage länger dauern als bei der internationalen Konkurrenz (76 Tage zu vergleichbaren 66 Tagen im Branchendurchschnitt). Dafür gibt es drei Gründe. Erstens agieren sie zunehmend international und müssen sich den weltweiten Zahlungsstandards anpassen. Zweitens leiden die chinesischen Unternehmen unter dem verlangsamten Wachstum ihres Landes. Und drittens ist der Lieferantenkredit eine der wichtigsten Finanzierungsquellen geworden, seit die Regierung 2012 den Zugang zu Bankkrediten verschärft hat.

Auf Branchenebene betrachtet
Der Einzelhandel (34 Tage) sowie der Lebensmittel- und Getränkesektor (54 Tage) präsentieren die besten Ergebnisse. Schlechter sieht es in den Branchen Technologie (91 Tage), Gesundheitspflege (77 Tage), Industriegüter (75 Tage), Bau und Baumaterialien (72 Tage) aus. Der Technologiesektor (Anstieg um 19 Tage) und das Segment der Industriegüter (Anstieg um 16 Tage) verzeichneten 2014 auch die stärkste Verschlechterung seit 2010, gefolgt vom Automobilsektor (Anstieg um 10 Tage).

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