Konjunkturumfrage der Vorarlberger Industrie zeigt Stabilität

Konjunkturumfrage der Vorarlberger Industrie zeigt Stabilität
Mag. Michael Amann

Feldkirch (A) Vorarlberg steht vor vielfältigen Herausforderungen. Damit wir erfolgreich bleiben, müssen wir, aufgrund des anhaltenden Drucks auf die Verkaufspreise und die sinkende Produktivität, rasch handeln, analysieren Michael Amann von der Wirtschaftskammer und Mathias Burtscher von der Industriellenvereinigung die aktuell vorliegenden Ergebnisse der Konjunkturumfrage für das vierte Quartal 2015.

Um der anhaltenden Investitionsschwäche zu begegnen, wäre eine schrittweise Reduktion der Körperschaftssteuer (KÖSt) von 25 auf 20 Prozent eine einfache und sehr wirksame Maßnahme.

An der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg und der Industriellenvereinigung haben sich 47 Unternehmen mit insgesamt 23.348 Beschäftigten beteiligt.

Der „Geschäftsklima-Index“ der Vorarlberger Industrie – das ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten - hat sich mit +28,30-%-Punkten kaum verändert.

Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage bleiben auf einem stabilen und positiven Niveau. 61 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen die derzeitige Geschäftslage als gut, nur ein Prozent aktuell als schlecht.

Für das nächste halbe Jahr sind die Erwartungen wegen den Belastungen aus dem politischen und wirtschaftlichen Umfeld deutlich verhaltener. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von nur acht Prozent als günstiger eingeschätzt, 82 Prozent erwarten eine gleichbleibende Situation. Elf Prozent rechnen mit einer ungünstigeren Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten.

Wohlstandsfaktor Export

Die stabile Lage lässt sich in erster Linie durch die erfolgreiche Exporttätigkeit der heimischen Industrie erklären. 69 Prozent sprechen von guten Auslandsaufträgen, bei nur einem Prozent sind diese derzeit schlecht.

Verkaufspreise weiter massiv unter Druck
Wie sehr das internationale Umfeld die Vorarlberger Industriebetriebe beeinflusst, sehen wir im immer stärker werdenden Druck auf die Verkaufspreise. 32 Prozent der befragten Unternehmen erwarten fallende Verkaufspreise in drei Monaten. Der Saldo verschlechtert sich gegenüber dem 3. Quartal 2015 um minus 8-%-Punkte auf ein unerfreulich niedriges Niveau von minus 24-%-Punkten. Nur acht Prozent der Unternehmen rechnen damit, dass sie ihre gestiegenen Kosten an ihre Kunden, in der Form von Preiserhöhungen, weitergeben können. Weitere, die Produktivität erhöhende Maßnahmen sind also erforderlich.

Bei der Entwicklung der Mitarbeiterstände ist erfreulich, dass fast 8 von 10 Unternehmen mit einem stabilen Mitarbeiterstand rechnen. 12 Prozent planen sogar, diesen zu erhöhen.

Zufriedenstellend wird die aktuelle Ertragssituation beurteilt: 62 Prozent sprechen von einer derzeit guten, 37 Prozent von einer durchschnittlichen und nur ein Prozent von einer schlechten Ertragssituation. Vorausschauend auf die nächsten sechs Monate wird die Ertragssituation von 76 Prozent als gleichbleibend und jedoch von 14 Prozent als schlechter werdend eingeschätzt. Nur elf Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Erträge.

Branchenergebnisse

Maschinen- und Metallindustrie

Die Maschinen- und Metallindustrie, berichtet Mag. Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, bleibt zentraler Träger einer gegenwärtig guten Konjunktur. Für 76 Prozent ist die Geschäftslage zurzeit gut, ebenso wie die aktuelle Ertragssituation. Während die Erwartungen hinsichtlich der Geschäftslage in sechs Monaten stabil sind - 89 Prozent erwarten eine gleichbleibende Lage - befürchten 44 Prozent(!) der befragten Unternehmen sinkende Verkaufspreise. „Positiv - mit einem Saldo von +7-%-Punkten - wird sich voraussichtlich dennoch der Mitarbeiterstand in der Maschinen-Metallbranche entwickeln“, ergänzt Mag. Amann.

Nahrungs- und Genussmittelindustrie
Die Rückmeldungen zu den Verkaufspreisen in drei Monaten sind in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie positiv. „Das hängt jedoch immer vom jeweiligen Produkt und Markt ab“, erklärt Amann. 47 Prozent der befragten Unternehmer rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 27 Prozent mit fallenden Preisen. Saisonbedingte Schwankungen ergeben sich beim Beschäftigtenstand. Laut befragter Unternehmen werden in den nächsten sechs Monaten die Erträge zurückgehen. 63 Prozent erwarten eine schlechtere Situation. Spartengeschäftsführer Amann: „Vor allem auch die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel wirkt sich hier weiter negativ auf die Ertragssituation der heimischen Produzenten aus“.

Textilindustrie

84 Prozent der befragten Unternehmen in der Textilbranche beurteilen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und von nur drei Prozent wird sie als schlecht beurteilt. „Das ist solide, mit leicht positiver Tendenz gegenüber den letzten Vorquartalen,“ informiert MMag. Mathias Burtscher, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg. In der Textilindustrie erwarten die befragten Unternehmen höhere Verkaufspreise, konkret 11 Prozent, kein Unternehmen erwartet fallende Preise. Daher bleibt auch die Einschätzung der aktuellen Ertragssituation und der Geschäftslage in sechs Monaten auf einem stabilen, aber gegenüber früheren Zeiten nach wie vor niedrigen Niveau.

Elektro-/Elektronikindustrie

Weiter auf hohem Niveau zeigt sich die Elektro- und Elektronikindustrie. 57 Prozent bezeichnen die Geschäftslage als aktuell gut, kein Unternehmen spricht von einer schlechten Geschäftslage. Besonders erfreulich sind die Auslandsaufträge. 97 Prozent bewerten den derzeitigen Bestand als gut. „30 Prozent können sich sogar eine Erhöhung ihres Beschäftigtenstandes vorstellen“, betont MMag. Burtscher. Wermutstropfen ist auch bei den befragten Unternehmen in dieser Branche die Entwicklung der Verkaufspreise. Während kein Unternehmen dieser Branche mit steigenden Preisen rechnet, erwarten 28 Prozent weitere Preiseinbrüche, ein Zeichen für den harten Wettbewerb auf den internationalen Märkten.

Schlussfolgerungen und Forderungen

Anhand der aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage wird deutlich, wie sehr die Vorarlberger Industrie von internationalen Entwicklungen geprägt ist. „Wir müssen uns noch stärker an den internationalen Märkten orientieren. Das ist die entscheidende Komponente für unseren zukünftigen Erfolg“, betont Mathias Burtscher, Geschäftsführer der IV Vorarlberg.

Export weiter forcieren
„Die Exportzahlen entwickeln sich für Vorarlberg sehr gut. Wir werden 2016 die 9-Millarden-Euro-Grenze voraussichtlich überschreiten.“ Dabei zeige sich aber, wie wichtig es ist, im Export möglichst breit aufgestellt zu sein. In Russland etwa gab es massive Einbußen. Allein für Deutschland, unserem wichtigsten Handelspartner, dürften die Exporte nach Russland um ein Viertel oder neun Milliarden Euro einbrechen. Die negative Entwicklung seit Beginn der Sanktionen bedroht in Deutschland unmittelbar 150.000 Arbeitsplätze. Burtscher plädiert daher dafür, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland gemeinsam mit den europäischen Partnern neu zu bewerten und zurückzunehmen, um wieder auf eine Verhandlungsebene zur Lösung der politischen Konflikte zurückkehren zu können und damit auch Schaden von Europa abzuhalten.

Vertrauen in den Standort sinkt

Es gilt nun, die in den vergangenen Jahren leider kontinuierlich gesunkene Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes wieder zu steigern. Weitere Belastungen für die Betriebe müssen unbedingt vermieden werden.

„Auch wenn die Lage sich aktuell als stabil darstellt, belasten steigende Gebühren, bürokratische Auflagen, die nach wie vor hohe Steuerbelastung und die immer noch mangelnde Flexibilität beim Arbeitszeitgesetz, die Unternehmen ganz enorm. Folge davon ist eine sinkende Produktivität, die wir uns im internationalen Geschäft keinesfalls leisten können“, warnt Burtscher. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein und damit die bisherigen Erfolge im Export halten zu können, müssen die Unternehmen wieder Zukunftsinvestitionen setzen. Denn der Export und der Investitionsbereich sind klassische Wachstumstreiber. Wo keine Investitionen stattfinden, da ist auch kein technischer Fortschritt.

Aus Sicht der Vorarlberger Industrie geht es dabei vor allem um einen umfassenden Bürokratieabbau sowie eine Entlastung der Unternehmen. Die mit einer Milliarde Euro höchste Lohnnebenkostensenkung seit Jahrzehnten ist nur eine erste Stufe, der weitere Maßnahmen folgen müssen. Denn, Österreich hat weiterhin kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem.

KÖSt-Senkung einfach und wirksam
„Ein schrittweise Senkung der KÖSt von derzeit 25 auf 20 Prozent wäre eine einfache Maßnahme mit starker Wirkung gegen die andauernde Investitionszurückhaltung“, erklärt Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer. Amann: „Der Ruf nach Reformen liegt klar auf der Hand. Denn die nicht realisierten Reformen der letzten Jahre, immer kompliziertere Vorschriften und steigende Gebühren und Abgaben kosten die Industrie Geld – das ist im internationalen Wettbewerb immer schwerer darstellbar.“

Wichtige Fachkräfteausbildung
Für die Industrie hat die HTL-Ausbildung im Land eine enorme Bedeutung. „Wir sprechen allerdings von einer vergleichsweise teuren Ausbildung, von deren Finanzierung sich der Bund immer weiter zurückzieht. Für uns ist entscheidend, dass sich die drei Vorarlberger HTL-Standorte gemeinsam und nicht nebeneinander entwickeln“, so Amann. In der HTL Dornbirn ist man auf einem guten Weg in Richtung technische Textilausbildung. „Das entspricht auch der marktökonomischen Realität.“ Ziel sei es, betont Amann, die Erhaltung und Entwicklung der drei HTLs standortübergreifend anzugehen, da die Technologien immer stärker miteinander verwoben sein werden.

(*) Der Geschäftsklimaindex ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten.

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