Return to Ländle: In Linz beginnt’s

Return to Ländle: In Linz beginnt’s
Dipl.-Ing. Andreas Huber

... wusste schon Helmut Qualtinger. Und auch Andreas Huber, seit November 2013 Geschäftsführer der Collini Dienstleistungs GmbH  in Hohenems, verschlug es nach dem Studium in die oberösterreichische Landeshauptstadt. Über 20 Jahre blieb er dort, wenngleich es den gebürtigen Brandner ab und an „hinaus in die Welt“ zog. Im Interview erzählt Andreas Huber, warum seine berufliche Karriere in Linz begonnen hat, wieso es Sinn macht, kulturelle Unterschiede ernst zu nehmen, und warum ihm Pringles Chips nicht mehr schmecken.

Anfang Mai gab Siemens bekannt, dass es seine Mehrheitsanteile an der VAI an Mitshubishi verkauft. Wie nimmt man so eine Nachricht auf, wenn man so viele Jahre im Unternehmen gearbeitet hat und erst vor kurzem ausgeschieden ist?
Nun, die Tatsache, dass die VAI verkauft wird, war schon seit Längerem ein offenes Geheimnis. Dass es jetzt endlich passiert, bestätigt mich darin, dass ich gewechselt habe. In Summe ist es aber eine eher traurige Geschichte. Ich meine, die VAI ist ja kein Einzelfall, vielmehr wurden und werden viele österreichische Technologiefirmen ins Ausland bzw. in die USA und nach Asien verkauft.

Die international tätige Collini Holding befindet sich hingegen seit über 100 Jahren im Familienbesitz.
Ja und das ist für mich durchaus eine neue Erfahrung, denn ein Familienunternehmen tickt ganz anders als ein Konzern wie Siemens. Hier gibt es mehrere Gesellschafter aus zwei Familien und alles läuft sehr personenbezogen, man bekommt viel direkter Informationen und auch Feedback. Das hat schon seinen Reiz.

Dennoch hat es 23 Jahre gedauert, bis Sie wieder zurückgekehrt sind. Hätten Sie das 1990, als sie nach Graz gingen, um an der Technischen Universität zu studieren, gedacht?
Ich habe mir damals eigentlich gar keine Gedanken gemacht, ob und wann ich zurückkehre. Vielmehr ging es mir darum, wo ich mich beruflich weiterentwickeln kann – entsprechend war ich total offen im Hinblick auf den Ort. Dass es schlussendlich Linz geworden ist, war eher ein Zufall bzw. war Linz zum damaligen Zeitpunkt schlichtweg eine Boom-Region. Im Gegenteil zu Vorarlberg. Hätte es damals aber hier einen Job mit Entwicklungspotential gegeben, wäre ich eventuell gleich zurückgekommen.

Wobei Linz zu Beginn eher „Homebase“ war, schließlich waren Sie zum Teil mehrere Monate im Ausland tätig.
Stimmt. Das hat schon während des Studiums angefangen, als ich in den Sommermonaten Praktika im Ausland absolviert habe (Anm.: Silfas, Norwegen, Procter & Gamble, Belgien). Und auch danach war ich immer wieder mehrere Monate im Ausland: Beispielsweise ging es für die OMV ein halbes Jahr nach Italien oder als ich im Rahmen eines internationalen Young Professional Programs der VA Tech ein halbes Jahr in Großbritannien und Frankreich verbracht habe.

Lernt man bei solch befristeten Aufenthalten die Länder selbst eigentlich kennen?
Man bekommt schon einen ersten Eindruck, durch die Kollegen oder wenn man an den Wochenenden unterwegs ist, um Land und Leute etwas kennen zu lernen. Allerdings muss ich sagen, dass mein Fokus doch sehr stark auf die Arbeit gerichtet war. Da war es eher sekundär, wo ich sitze. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass ich in diesen Anfangsjahren sehr viel gelernt habe – beispielsweise auch im Hinblick auf sprachliche und kulturelle Aspekte, die im Berufsleben ebenso wichtig sind.

Stichwort „Kultur“: Wie geht man mit all den unterschiedlichen Kulturen um, wenn man – so wie Sie – für Global Player arbeitet? Hilft es da, wenn man eine Zeit lang im Ausland war?
Es ist sicher wertvoll, wenn man selbst im Ausland gelebt und gearbeitet hat. Dadurch wird man, um das Wort zu strapazieren, weltoffener, schließlich weiß man zumindest ein bisschen, warum Leute aus anderen Ländern eben auch anders ticken. Selbstverständlich gibt es kulturelle Missverständnisse, aber so ist man sich der kulturellen Unterschiede wahrscheinlich eher bewusst und versteht, wie wichtig sie sind. Ansonsten kann es womöglich passieren, dass man viel zu stark in eigenen Dimensionen denkt.
Eines ist klar – und das finde ich übrigens immer wieder spannend: Neben all den beruflichen Inhalten ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass hier Menschen zusammen arbeiten. Und dabei spielt das Kulturelle einfach eine wesentliche Rolle. Für mich waren und sind Auslandsaufenthalte überaus wertvolle Erfahrungen. Abgesehen davon wird einem dadurch erst bewusst, wie hoch die Lebensqualität in Österreich ist.

Ist Ihnen vielleicht ein Land oder ein Projekt ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Es war weniger ein Land bzw. ein berufliches Projekt, als vielmehr die Chance, die ich vor über zehn Jahren bekommen habe, als ich am Global Executive MBA Program, das damals durch die Joseph L. Rotman School of Management der University of Toronto angeboten wurde, teilnehmen konnte. Das war zwar auch mit sehr viel Aufwand verbunden, nicht nur weil die Ausbildung berufsbegleitend war, sondern vor allem weil die sehr praxisbezogenen Modulveranstaltungen in Kanada, China, Belgien und Deutschland stattfanden. Dadurch hatten wir also die Möglichkeit, in drei so wichtigen Wirtschaftsregionen vor Ort zu sein, bei international erfolgreichen Unternehmen Projekte zu machen und nicht nur im Rahmen von Case Studies über diese Betrieben zu lernen. Den Abschluss hab ich dann in Toronto gemacht. Heute gibt es mehrere derart globale MBA-Programme. Zu meiner Zeit, also 2002, war das allerdings noch was ganz neues. Toll ist auch, dass ich dadurch sehr viele Leute auf der ganzen Welt kennengelernt habe, mit denen ich heute noch Kontakt pflege und, sofern möglich, treffen wir uns nach wie vor einmal im Jahr.

Und heute sind Sie wieder im Ländle – nach so vielen Jahren...
Ja, wobei sich das eher zufällig ergeben hat. Ich wollte beruflich etwas Neues machen, bei Siemens war das jedoch nur schwer möglich – wie ich in den letzten Jahren leider wiederholt feststellen musste. Also stand für mich eine Veränderung an. Das „wo“ war allerdings – wie schon in den Anfangsjahren – weniger entscheidend. Dass es schlussendlich das Ländle wurde, war trotzdem eine ganz bewusste Entscheidung. Ich hatte – und habe nach wie vor – den Eindruck, dass sich mittlerweile sehr viel verändert hat hier im Ländle. So fällt es zum Beispiel auf, dass es vielen Vorarlberger Firmen gelungen ist, international tätig zu sein und trotzdem den Hauptsitz hier zu belassen. Das Know-how ist top und es gibt sehr gute Mitarbeiter. Abgesehen davon sind die Lebensqualität und auch die Schulausbildung sehr hoch, wir haben ja drei Kinder im Volksschulalter.

Darf ich zum Schluss noch einmal auf den Sommer 1996 zurückkommen, als Sie als Trainee bei Procter & Gamble in Belgien waren, wo gerade die erste europäische Produktionsanlage für Pringles Kartoffelchips in Betrieb gegangen ist?
(Lacht) Ja, das war damals noch etwas sehr exotisches. Procter & Gamble wollte das Produkt nach Europa bringen und hat deshalb in Mechelen eine neue Anlage gebaut. Da spielte natürlich Marketing eine große Rolle, das Produkt an sich hat aber einen starken technischen Produktionshintergrund. Bei der Entwicklung ging es nämlich um Folgendes: Wie bekommt man möglichst viele Chips in einen Behälter, in dem ein minimales Volumen an Stickstoff vorhanden ist. So ist man auf die Sattelform gekommen.
 
Und wie viel Kartoffel steckt wirklich in so einem Pringles Chip?

Ein bisschen was schon, aber das Urtypische der Kartoffel geht ganz klar verloren. Also mir schmecken sie nicht mehr.

Factbox
Dipl.-Ing. Andreas Huber, MBA (42)

Geschäftsführer Collini Dienstleistungs GmbH, Hohenems (www.collini.eu) 

  • 1990 – 1996: Technische Universität Graz
  • 1996 – 2013: Linz (OMV, VA Tech, Voest Alpine Industrieanlagenbau, Siemens VAI – zuletzt als kfm. Leiter des Bereiches Maintenance & Repair Workshops für Siemens VAI Metals Technologies)
  • Dazwischen mehrere Auslandsaufenthalte (z.B. für OMV in Italien, 1997 – 2000; für die VA Tech in Großbritannien und Frankreich, 2000 – 2001)
  • 2003 – 2004: Global Executive MBA-Program an der University of Toronto mit Studienaufenthalten in Kanada, China, Belgien und Deutschland
  • Verheiratet mit DI Andrea Huber, MBA, drei Kinder (8,8 und 6 Jahre); lebt in Bregenz

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