Studium mit Zukunft: Aus der Technik an die Finanzmärkte

Studium mit Zukunft: Aus der Technik an die Finanzmärkte
Thomas Marte

Als ehemaliger Techniker fand Thomas Marte seine Berufung im Bank- und Finanzmarktrecht. Nach seiner technischen Ausbildung und ersten Berufserfahrungen entschied er sich für ein Studium in Liechtenstein. Er ist momentan an der Universität Liechtenstein in der Forschung tätig und beschäftigt sich in den Zeiten der aktuellen Finanzkrise unter anderem mit Finanzmarktregulierungen.

Sie haben an der Universität Liechtenstein studiert, was genau?
Ich habe von 2006 bis 2009 Betriebswirtschaft mit Vertiefung Finanzdienstleistungen an der Hochschule Liechtenstein studiert und dies mit einem BBA (Bachelor of Business Administration) abgeschlossen. Die Universität Liechtenstein ist noch sehr jung und aus der ehemaligen Hochschule entstanden. Heute schließt dieses Studium mit einem Bachelor of Science ab. Der Schwerpunkt wurde verstärkt auf Forschung gelegt, sodass sich aus der Hochschule eine Universität entwickelte.

Parallel haben Sie in Linz Jura studiert. Wie kam es dazu?
Ja, allerdings nicht von Anfang an. Mir haben die Rechtsvorlesungen in Liechtenstein so gut gefallen, dass ich mir überlegt habe, noch ein Studium in Jura zu beginnen. Es gab da diese Möglichkeit des Multimediastudiums in Linz, bei dem man doch relativ viel von Vorarlberg aus machen kann, und so habe ich 2008 mit dem Jurastudium begonnen. Im Juni dieses Jahres habe ich es erfolgreich abgeschlossen.

Zwei Studien nebeneinander – wie ist das?
Es ist eine Herausforderung, zeitlich alles unterzubringen. Natürlich habe ich Jura nicht in der Mindeststudiendauer bewältigt. Um den Bachelor in Liechtenstein abzuschließen habe ich meine Aufmerksamkeit erst darauf gerichtet, und mich danach voll auf das Jurastudium konzentriert. Eine zeitlang habe ich aber wirklich zwei Sachen gleichzeitig gelernt. Wenn es jemanden wirklich interessiert, ist es mehr als nur ein Hobby und man nimmt sich die Zeit dafür gerne.

Im Jahr 2011 begannen Sie als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Lehrstuhl Bank- und Finanzmarktrecht am Institut für Finanzdienstleistungen an der Universität Liechtenstein.
Ich habe fast immer neben dem Studium noch gearbeitet, unter anderem auch bei Treuhändern und Banken in Liechtenstein. 2011 entstand dieser Lehrstuhl und ich habe mich einfach beworben.

Was macht ein wissenschaftlicher Projektmitarbeiter eines Lehrstuhls?
In meinem Fall war das eine ähnliche Tätigkeit, wie sie sonst studentische Mitarbeiter ausüben. Ich habe bei Vorbereitungen für Konferenzen geholfen oder sonst die Mitarbeiter des Lehrstuhls unterstützt. Ich bekam aber auch die Möglichkeit mich inhaltlich einzubringen, wie beispielsweise bei Gesetzesumsetzungen.

Wie ging es weiter?
Es bot sich die Möglichkeit nach Abschluss meines Jurastudiums eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Lehrstuhl aufzunehmen. Dadurch erweiterte sich mein Aufgabengebiet und Verantwortungsbereich.
Der Lehrstuhl für Bank- und Finanzmarktrecht beschäftigt sich unter anderem auch mit Finanzmarktregulierung. Ein spannendes Thema in den Zeiten der großen Finanzkrise.
Stimmt, da ist momentan sehr viel los. Ich kam kurz nach dem Beginn der großen Finanzkrise an den Lehrstuhl. Es herrscht im Moment eine wahre Regulierungsflut, seit Krisenbeginn hat sich sehr viel geändert. Es wurden die Regulierungen für Investmentfonds geändert, auch Basel III ist ein Thema, das unseren Lehrstuhl beschäftigt.

Beschränkt sich Ihre Aufgabe diesbezüglich auf die Lehre, oder sind Sie auch als Experte bei der Umsetzung von Gesetzen beteiligt?
Eine unserer Aufgaben ist der Wissenstransfer. Ergebnisse aus der Forschung sollen in die Wirtschaft transferiert werden. Wir wirken teilweise bei der Gesetzgebung als beratende Experten mit und informieren den Finanzplatz mittels Veranstaltungen oder Publikationen. Eine Veranstaltung ist zum Beispiel der Liechtensteinische Fondstag, an dem vertieft über besondere Themen Vorträge gehalten werden, aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch von Praktikern, um die Marktteilnehmer und die Industrie über Neuigkeiten zu informieren. Dabei sollen auch neue Geschäftsmodelle gefunden werden, um Liechtenstein besser zu positionieren.

Was wären denn konkrete Beispiele dafür?
Zum Beispiel die Richtlinie für Manager von alternativen Investmentfonds, welche dieses Jahr im Juli in Kraft trat, hat unseren Lehrstuhl intensiv beschäftigt.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Ist der Schwerpunkt die Universität oder der Finanzmarkt?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin momentan sehr stark in ein Gesetzesprojekt einbezogen, betreue aber auch den Executive Master for Banking and Securities Law, der 2014 wieder startet, und sich derzeit in Vorbereitung befindet. Nebenbei laufen Forschungsprojekte, in der Lehre bin ich zur Zeit nicht so stark eingebunden, aber das kann auch immer wieder mal kommen. Zudem unterstütze ich den Lehrstuhlinhaber Professor Dirk Zetzsche bei seinen Veröffentlichungen. Es ist sehr spannend und abwechslungsreich. Man kann die verschiedensten Talente einbringen. Wenn man irgendwo nicht so talentiert ist, muss man sich dem stellen. Ich muss mich regelmäßig aus meiner Komfortzone herausbewegen, aber das ist das Spannende daran, denn man kann sehr viel dabei lernen. Darum bin ich auch nach dem Studium noch an der Universität geblieben und nicht gleich in die Praxis gegangen, weil ich gerne dazulerne. Wem das Spaß macht, für den ist das ein super Job.

Was zählt denn zu den Dingen, die Sie gerne tun?
Ich mag es, wenn ich mich mit einem Thema intensiv auseinander setzen kann und mit der Zeit auch das Gefühl bekomme, ich habe es verstanden. Bei Vorträgen und Vorlesungen macht es mir große Freude, Wissen an andere weitergeben zu können. Das ist eine sehr schöne Aufgabe.

Als nächstes streben Sie das Doktorat an. Gibt es schon konkrete Pläne?
Es gibt noch keine konkreten Themen. Dieses Projekt werde ich nächstes Jahr in Angriff nehmen, weil ich gerade selber noch mein Masterstudium abschließe. Es wird sich aber auf jeden Fall im Bank- und Finanzmarktrecht bewegen.

Ein großer Schritt zurück: Wie kam für Sie die Entscheidung für ein Studium in Liechtenstein?
Das ist eine lange Geschichte. Ich komme eigentlich aus dem technischen Bereich, ich habe die HTL in Rankweil absolviert. Nach dem Wehrdienst arbeitete ich ein Jahr bei einem Softwareunternehmen in Hamburg, wobei sich herausstellte, dass das definitiv nicht mein Ding war. Ich interessierte mich für Betriebswirtschaft und wollte zurück nach Vorarlberg. Dort boten sich die Fachhochschulen in Dornbirn und Liechtenstein an, und meine Entscheidung fiel auf Liechtenstein weil mich die Vertiefung Finanzdienstleistungen sehr interessierte. Mir gefiel auch, dass es eine recht kleine Hochschule war, mit einem sehr guten Betreuungsverhältnis zwischen Professoren und Studenten. Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt. Die Vorlesungen werden von sehr guten Professoren gehalten und es bieten sich hervorragende Möglichkeiten, Kontakte in die Praxis zu knüpfen.
Die berufsbegleitenden Masterstudiengänge sind zeitlich so abgestimmt, dass jeder, der sich für ein Masterstudium entscheidet, auch an den Vorlesungen und Modulen anderer Masterstudiengänge teilnehmen darf. Man kann sich die Ausbildung also komplett individuell zusammenstellen, zum Beispiel hauptsächlich Bank- und Finanzmarktrecht, mit Weiterbildung im Stiftungsbereich oder im Steuerbereich weil sich das hervorragend ergänzt.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Die Anwaltsprüfung ist für mich auf jeden Fall noch ein Thema nach dem Doktorat. Mit der Anwaltsprüfung kann ich sehr flexibel entscheiden, was ich in Zukunft machen möchte. Ich kann damit in ein Unternehmen gehen, wie beispielsweise eine Bank oder eine Fondsverwaltung, oder ich kann auch anwaltlich tätig sein. Das ist momentan aber noch komplett offen.

Hobbys: Was machen Sie, wenn Sie sich nicht mit Finanzmärkten beschäftigen?
Als Ausgleich betreibe ich gerne Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Ansonsten habe ich jedoch keine zeitraubenden Hobbys.

Factbox: Mag. iur. Thomas F. Marte, BBA
•    HTL Rankweil und erste Berufserfahrungen
•    2006 bis 2009 Studium BWL mit Vertiefung Finanzdienstleistungen an der Hochschule Liechtenstein.
•    2007 bis 2011 Teilzeitbeschäftigung bei Kaiser Partner (Bank und Treuhand).
•    2008 bis 2013 Studium Rechtswissenschaften an der Johannes Kepler Universität Linz.
•    2011 bis 2013 Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter.
•    Seit 2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bank- und Finanzmarktrecht am Institut für Finanzdienstleistungen.
•    Doktorat und Anwaltsprüfung geplant.
•    http://www.uni.li/thomas.marte

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