Studium mit Zukunft - „Diese Erfahrung war für mich sensationell!“

Studium mit Zukunft - „Diese Erfahrung war für mich sensationell!“
Dominik Dür

Mit einer Softwarelösung für Banken schafften es Dominik Dür von der Universität Liechtenstein und sein Team unter die Top-Vier bei der „SAP InnoJam“ auf der Cebit in Hannover. Volle 32 Stunden Arbeit ohne Unterbrechung, die Zusammenarbeit mit Studenten aus vielerlei Nationen, eine gewisse Portion Stress und die Möglichkeit, das Projekt vor Fachpublikum am SAP-Stand zu präsentieren, machten den Wettbewerb für ihn und seine Mitstreiter zu einem ganz besonderen Erlebnis mit wertvollen Erfahrungen.

Sie studieren an der Universität Liechtenstein „IT and Business Process Management“. Worum geht es dabei genau?

Die Absolventen werden irrtümlicherweise oft für Programmierer gehalten. Natürlich lernen wir auch zu programmieren, aber das ist nicht der Schwerpunkt. Ziel des Studienganges ist es, in den Unternehmen ein Bindeglied herzustellen, zwischen der Informatikabteilung und der restlichen Organisation.
Im Rahmen des Studiums führen wir viele Projekte mit Unternehmen in Liechtenstein durch oder nehmen an internationalen Wettbewerben teil, bei denen wir an der optimalen IT-Lösung für einen Geschäftsfall arbeiten. Teilweise werden diese Lösungen nur modelliert, teilweise werden sie aber auch vollständig programmiert und umgesetzt.
Viele Absolventen arbeiten später im IT-Consulting und optimieren Prozesse innerhalb eines Unternehmens. Neben verschiedenen anderen Systemen beschäftigen wir uns auch mit SAP und haben an der Uni die Möglichkeit, die von SAP angebotenen Zertifikate zu machen, die am Markt sehr gefragt sind.

Wie fiel Ihre Entscheidung auf dieses Fach und auf die Universität Liechtenstein?
Während meines Zivildienstes informierte ich mich bereits über verschiedene Universitäten und unterhielt mich mit Freunden, die bereits studierten. Für mich war sehr schnell klar, dass es eine kleine Universität sein soll. Liechtenstein hat mir gefallen, ich finde den Campus sehr schön, die Leute sind alle nett und man hat einen guten Bezug zu den Dozenten.
Wirtschaft interessierte mich schon immer. Mein Vater hat selbst ein kleines Unternehmen, von dem ich einiges in Gesprächen mitbekam, was mich immer sehr interessierte. Im Gymnasium belegte ich den Schwerpunkt Informatik und so konnte ich über dieses Studium meine beiden Interessengebiete kombinieren.

Haben Sie schon konkrete Berufsziele, oder eine Vorstellung, in welche Richtung Ihr weiterer Weg gehen soll?
Ich könnte mir vorstellen, als Consultant in der Unternehmensberatung zu arbeiten. Das finde ich sehr interessant. In meinen Berufspraktika suche ich immer nach Dingen, die nicht optimal funktionieren und überlege mir, wie ich es verbessern könnte. So etwas fällt mir immer sofort auf und ich interessiere mich dafür. In diese Richtung würde ich gerne gehen.

Selbstständig oder als Angestellter?
Ich würde mich auf jeden Fall gerne selbstständig machen, aber ich weiß auch, dass das ein großes Risiko ist. Ich kenne es von meinem Vater, dass ein eigenes Unternehmen oft stressig ist, und man nicht so viel von den Wochenenden hat. Darum möchte ich erst bei einem Unternehmen beginnen, dort Erfahrungen sammeln und mich dann nach ein paar Jahren vielleicht selbstständig machen. Sofort den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, halte ich für viel zu riskant.

Sie haben mit anderen Studenten an der „SAP InnoJam“ auf der Cebit in Hannover teilgenommen. Wie kam es dazu?
Es gab einen Wettbewerb an der Uni, das Siegerteam bekam die Einladung zur „SAP InnoJam“ auf der Cebit. Mein Team war dabei, vier Studenten inklusive mir qualifizierten sich für die Cebit in Hannover. Vor Ort wurden wir allerdings auf verschiedene Teams aufgeteilt, denn es sollten pro Team so viele verschiedene Nationen wie möglich vertreten sein.

Wie war diese Erfahrung für Sie?
Diese Erfahrung war sensationell. Ich konnte meine Englischkenntnisse einsetzen und es war interessant, sich mit den anderen Studenten auszutauschen. Wir arbeiteten 32 Stunden am Stück durch, ich glaube, ich habe während dieser Zeit ungefähr eine Stunde geschlafen. In so einer Extremsituation merkt man, wie verschiedene Menschen reagieren, wenn sie müde werden, und gegen Ende der Stress erst so richtig beginnt. Es war interessant, das mitzuerleben. Es gibt solche, die stehen einfach auf und gehen weg, andere schweigen, wieder andere steigern sich dann erst so richtig rein. So extrem hatte ich das vorher noch nie erlebt.

32 Stunden am Stück arbeiten? Wie läuft das ab?
Morgens um 9:00 Uhr wurden wir abgeholt und zur Cebit in eine Halle gebracht, die eigens von SAP angemietet worden war. Dann wurde uns erst einmal präsentiert, was uns in den nächsten Stunden erwartet. Direkt im Anschluss kamen die Teams zum ersten Mal zusammen und es war sehr interessant, die Leute kennen zu lernen. Dann präsentierten die verschiedenen Unternehmen ihre Aufgabenstellungen. Unsere Aufgabe war es, für eine Bank einen Innovationsprozess durchzuführen. Daraufhin interviewten wir auf der Cebit Besucher mit der Fragestellung, wie sie sich eine Bank vorstellen und was sie an ihrer Bank stört. Anhand dieser Antworten erarbeiteten wir ein Konzept, welche Verbesserungen möglich wären.
Diese Lösung setzten wir dann mit SAP-Software um, wofür man auch Programmierer in der Gruppe braucht, von denen wir glücklicherweise ein paar sehr gute hatten. Am Ende folgte die Präsentation der Lösungen. In den letzten Stunden wurde es richtig stressig, weil es einfach nicht möglich ist, in 32 Stunden ein komplettes Programm aufzubauen. Man versucht einfach, so viel wie möglich zum laufen zu bringen und den Rest so hinzubekommen, dass es keinem auffällt, dass es noch nicht ganz funktioniert. Es ist bei der Präsentation sehr spannend, wenn man genau weiß, dass da ein Knopf ist, bei dem gar nichts passiert, wenn man darauf drückt, und man hofft, dass keiner danach fragt, was denn passiert, wenn man das tut.
Während der ganzen Zeit lief auf der Bühne ein großer Countdown über die verbleibende Zeit. Zwei Stunden vor Schluss wurden wir etwas nervös, weil wir noch gar nichts für die Präsentation vorbereitet hatten und auch unser Programm noch nicht so richtig funktionierte. Die 32 Stunden, die einem zu Beginn noch ewig lang erschienen, waren plötzlich viel zu kurz.

Was war denn konkret der Prozess, um den es in Ihrem Projekt ging?
Die Ausgangssituation war, dass die Bank sagte, sie würde immer mehr junge Kunden verlieren und die Kunden allgemein nicht mehr gerne zur Bank gehen würden. Die größten Konkurrenten wären Kleinkreditinstitute und Direktbanken. Unsere Lösung war eine Onlineplattform, auch für mobile Endgeräte, die einen Finanzplan für Kunden erstellt. Unsere Zielperson war ein junger Student, der wenig Geld hat, der seine finanzielle Zukunft hinsichtlich eigener Wohnung und eigenem Auto planen will, der aber trotzdem ausgehen möchte. Wir entwickelten ein System, das anhand von historischen Daten der Kontobewegungen die zukünftige Entwicklung der Finanzlage darstellen kann. Wenn der Student beispielsweise in zwei Jahren ein Auto kaufen möchte, dann kann er das in unser System eintragen und dieses berechnet daraufhin, wie viel Geld der Student auf die Seite legen muss, damit sich das Auto finanzieren lässt. Damit auch die Bank einen Geschäftsnutzen davon hat, werden dem Kunden dann Produkte der Bank angeboten, mit denen sich dieses Ziel realisieren ließe. Auch Kredite werden bei Engpässen angeboten. Die Angebote der Bank sollten also zum Kunden kommen, und nicht der Kunde zur Bank.
Wir wollten auch Social-Media mit einbeziehen, was aber gerade bei Banken immer ein schwieriges Thema ist.

Waren in der Jury auch Leute von SAP und Banken?
Die Bank hatte einen eigenen Stand auf der Cebit. Die Leute sahen sich die Zwischenpräsentationen an und gaben uns Feedback. Auch ein Talentsucher der Bank war anwesend. Mit diesem Thema waren zwei verschiedene Teams beschäftigt und die Bank war von beiden begeistert. Die Leute wollten die Source-Codes jedenfalls haben und nahmen diese auch gleich mit.
Die finale Entscheidung wurde aber von SAP-Mitarbeitern getroffen, die in der Jury saßen, weil es um die richtige Anwendung der Software ging und um die Umsetzung. Welche Teams unter die Top vier kamen, hatte nichts mit der Zufriedenheit der Unternehmen mit der Lösung zu tun. Die Top vier Teams durften dann am nächsten Tag auf dem SAP-Stand der Messe vor den Messekunden präsentieren. Diese Präsentation auf Englisch mit einem riesigen Bildschirm und auf einer Bühne war ein ganz besonderes Erlebnis. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste aber keiner der Teilnehmer, ob sein Team unter den Top-Vier war, oder nicht. Das war sehr spannend.
Die Siegerteams hatten jeweils fünf Minuten Zeit, ihre Lösungen zu präsentieren, was in dieser kurzen Zeit sehr schwierig ist. Wir wurden nicht ganz fertig, denn wenn die fünf Minuten um sind, wird man unterbrochen. Das Wichtigste konnten wir aber präsentieren, unsere Lösung kam gut an und auch die Umsetzung passte.
Für mich war es eine ganz tolle Erfahrung, einmal nicht nur vor Mitstudenten zu präsentieren.

Hat sich daraus dann etwas ergeben?
Es gibt auf Facebook eine InnoJam-Gruppe von SAP, zu welcher alle Teilnehmer eingeladen wurden. Hier werden immer wieder Neuigkeiten veröffentlicht, da SAP mit den verschiedenen Unternehmen zusammenarbeitet und Ideen teilweise auch umgesetzt werden. Die Unternehmen suchen auf dieser Plattform auch immer wieder Studenten, die an diesen Umsetzungen mitarbeiten wollen. Da ich aber noch drei Semester vor mir habe und nebenher auch arbeite, möchte ich mich erst einmal darauf konzentrieren, auch wenn es sehr interessant wäre.

Ist es Ihr Projekt, das da umgesetzt wird?
Unser Projekt wird umgesetzt, die studentischen Mitarbeiter werden allerdings für ein anderes gesucht. Es gab auf der InnoJam zwei Bank-Teams, deren Lösungen ähnlich waren. Diese beiden Lösungen werden zusammengeführt, sozusagen ein „Best of“ daraus gemacht.

Factbox

  • 2011 Auslandssemester in den USA (im Zuge des Bachelorstudiums 2009-2013)
  • 2013 Studium IT and Business Process Management an der Universität Liechtenstein
  • 2014 Werksstudent bei der Ossen Group (Vermögensverwaltung)
  • 2014 Top 4 bei SAP InnoJam.@CeBIT

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