Vorarlberger Industriekonjunktur: Leichte Abkühlung der Konjunkturerwartungen feststellbar

Vorarlberger Industriekonjunktur: Leichte Abkühlung der Konjunkturerwartungen feststellbar
(vlnr.:) IV-GF MMag. Mathias Burtscher, IV-Vizepräsident Dr. Dieter Gruber, GF der Sparte Industrie Mag. Michael Amann

Lustenau (A) „Die Konjunkturumfrage des 2. Quartals in der Vorarlberger Industrie bestätigt eine solide, stabile wirtschaftliche Lage. Im Vergleich zum 1. Quartal haben sich die aktuelle Geschäftslage und der Auftragsbestand sogar leicht verbessert. Was allerdings die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in drei bzw. sechs Monaten betrifft, so wird etwas mehr Zurückhaltung an den Tag gelegt als im 1. Quartal“ so Dr. Dieter Gruber, Vizepräsident der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg und Vorstandsvorsitzender der Rondo Ganahl AG

„Diese Vorsicht hat wohl auch damit zu tun, dass wir uns in einem sehr volatilen und unsicheren Umfeld bewegen und die Zyklen kürzer zu werden scheinen, sodass Prognosen einfach schwieriger werden. Dennoch ist nicht außer Acht zu lassen, dass die Umfrageergebnisse jenen des 2. Quartals 2011 sehr ähneln und es dann im weiteren Verlauf des Jahres doch zu einer merklichen konjunkturellen Abschwächung gekommen ist. Hier sind alle Anstrengungen, insbesondere von der Politik zu unternehmen, dass wieder ein positives, berechenbares Wirtschaftsklima geschaffen wird“ so Gruber.

46 Unternehmen mit insgesamt 21.796 Beschäftigen haben sich an der aktuellen Konjunkturumfrage (2. Quartal 2012) der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg beteiligt.

Der Geschäftsklimaindex – der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten – hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres von 24,30 auf 22,10 Prozentpunkte leicht verschlechtert. Auf der einen Seite hat sich die derzeitige Geschäftslage beim Saldo zwischen guter und schlechter Geschäftslage auf 48% verbessert (Zunahme von 6%-Punkten). Auf der anderen Seite trübt allerdings die Aussicht auf die Entwicklung im nächsten halben Jahr das Bild: der Saldo zwischen guter und schlechter Geschäftslage in sechs Monaten ist um 11%-Punkte auf -4% gesunken, was einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung entspricht.  Positiv ist zu bemerken, dass 58% die aktuelle Geschäftslage als gut und nur 5% die Geschäftslage in sechs Monaten als ungünstiger beurteilen.

Weiters positiv stellt sich auch die Lage bei den derzeitigen Auftragsbeständen, den Auslandsaufträgen und dem Beschäftigtenstand in drei Monaten gegenüber dem Vorquartal dar. 39% der Unternehmen berichten von einem guten Auftragsbestand und 49% von einem durchschnittlichen (im Vorquartal 33% bzw. 52%). Ähnlich stellt sich das Bild auch bei den Auslandsaufträgen dar, bei denen 43% eine gute und 40% eine durchschnittliche Einschätzung abgeben. Die Einschätzung der Unternehmen zum Beschäftigtenstand in drei Monaten belegen auch die aktuellen positiven AMS-Zahlen. 21% der befragten Unternehmen geben an, den Mitarbeiterstand künftig vergrößern zu wollen (im Vorquartal nur 4%) und 71% planen ihren Mitarbeiterstand zu halten.

Die restlichen Indikatoren (Produktionstätigkeit und Produktionskapazität in drei Monaten, Verkaufspreise in drei Monaten, derzeitige Ertragssituation und Ertragssituation in sechs Monaten) haben sich im Vergleich zum Vorquartal verschlechtert. Bei der erwarteten Produktionstätigkeit in drei Monaten ist der Saldowert von +35% auf -1% gefallen. Keines der befragten Unternehmen rechnet mit steigenden Verkaufspreisen in drei Monaten und sowohl die derzeitige als auch die Ertragssituation in sechs Monaten wird schlechter als im Vorquartal eingeschätzt.

„Alles in allem halten wir uns auf einem guten Niveau; es ist also der Industrie, deren Kunden und den Konsumenten ein gutes Zeugnis auszustellen. Wir dürfen daher, trotz der vorsichtigen Prognosen für die nächsten drei bzw. sechs Monate, mit einem Schuss Optimismus in das 2. Halbjahr gehen. Dieser stützt sich aber auch darauf, dass endlich von den nationalen und den europäischen Politikern die heißen Themen - Schuldenreduktion, Bildung und Arbeitskräfte, flexible Arbeitszeitmodelle, Arbeitszusatzkosten - angegriffen und einer Lösung zugeführt werden, um so die Unsicherheiten nicht noch weiter zu verstärken“ resumiert IV-Vizepräsident Gruber.

Reformwilligkeit für zukünftige Konjunkturentwicklung (mit-)entscheidend
Die heimische Industrie ist der Jobmotor unseres Landes und maßgeblich dafür verantwortlich, dass Österreich mit einer Arbeitslosenquote von 4,1% weiterhin unangefochten am besten Platz in Europa liegt (Stand Juni 2012). Auch wenn Österreich im europäischen Vergleich einen ganzen Prozentpunkt vor den Niederlanden (5,1%) liegt, gibt es dennoch keinen Grund, sich auf den vergleichsweise guten Beschäftigungswerten auszuruhen. „Die leicht gestiegene Arbeitslosigkeit nach österreichischer Definition und die leichte Abschwächung der Konjunkturerwartung verdeutlichen, dass es Herausforderungen zu bewältigen gibt.

Prioritär, aus Industriesicht, bleiben dabei die Behebung des Fachkräftemangels, die Entscheidungskompetenz - gerade beim Thema Arbeitszeit - noch stärker auf die betrieblich einvernehmliche Entscheidungsebene zu verlagern und eine Reduktion der Lohnzusatzkosten, damit allen mehr bleibt“, präzisiert Dieter Gruber. Wichtig ist, dass Österreich in dieser herausfordernden Zeit Reformwillen zeigt und den Wirtschaftsstandort – auch im internationalen Vergleich – stark positioniert. Die politischen Rahmenbedingungen müssen so geschaffen werden, dass Österreich als attraktiver Innovations- und Wirtschaftsstandort wahrgenommen wird, so dass (auch internationale) Betriebe weiterhin in Österreich und genauso in den Standort Vorarlberg investieren.

Die Branchenergebnisse im Detail
In der Maschinen- und Metallindustrie haben sich die Geschäftslage, der Auftragsbestand und die Auslandsaufträge gegenüber dem Vorquartal leicht verbessert. Bei der Produktionstätigkeit in drei Monaten hat sich der Saldowert von +57% auf -1% und die Produktionstätigkeit in drei Monaten von +39% auf -1% verschlechtert. Gemäß dem allgemeinen Geschäftsklima geben in der Maschinen- und Metallindustrie, trotz allgemein sehr zurückhaltender Zukunftsaussichten, 93% der Unternehmen an, dass sie ihren Mitarbeiterstand halten werden und 7% wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. IV-GF Mathias Burtscher dazu: „Diese positiven Rückmeldungen bezüglich dem Mitarbeiterstand verdeutlichen, dass die Unternehmen grundlegendes Vertrauen in den Standort Vorarlberg haben und trotz unsicherer Zukunftsaussichten noch zu ihren Mitarbeitern stehen.“

Insgesamt positivere Signale sind in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie zu vernehmen. Jeweils 45% sprechen von einer derzeit guten Geschäftslage sowie einem derzeit guten Auftragsbestand. Die Auslandsaufträge bewerten 74% als gut, was eine Saldowertsteigerung von +59% (von +15% auf + 74%) bedeutet. Produktionstätigkeit und –kapazität in drei Monaten haben sich gegenüber dem Vorquartal auch in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie verschlechtert und die Geschäftslage in sechs Monaten wird von allen als gleichbleibend erwartet. „Besonders erfreulich ist, dass sich die Auslandsaufträge so positiv entwickeln,“ betont IV-GF Mathias Burtscher. „Eine starke Exportwirtschaft ist die Lebensader für Beschäftigung und Wohlstand am Standort Vorarlberg.“

„Die Textilindustrie hinkt konjunkturell den anderen Branchen nach wie vor noch etwas hinterher, wobei auch hier positive Tendenzen zu sehen sind“, so Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie. Nur mehr 8% sprechen von einer schlechten derzeitigen Geschäftslage sowie von einem schlechten Auftragsbestand. Die Saldowerte befinden sich aber nach wie vor auf niedrigen Werten von -5% und -2%. Von einer schlechteren Produktionstätigkeit und –kapazität in drei Monaten gehen 39% aus (55% von einer etwa gleichbleibenden). Die derzeitige Ertragssituation bewerten 88% als durchschnittlich und 12%  beurteilen die Situation negativ. Beim Beschäftigtenstand werden in der Textilindustrie keine positiven Entwicklungen in den nächsten drei Monaten erwartet.

Positiver Ausreißer bei Produktionstätigkeit und –kapazität in drei Monaten ist die Elektro- und Elektronikindustrie. Je 64% erwarten diesbezüglich steigende, 21% gleichbleibende und 15% abnehmende Entwicklungen. Geschäftslage, Auftragsbestände und Auslandaufträge bewerten ebenfalls je 64% mit gut und die Geschäftslage in sechs Monaten wird von allen als etwa gleichbleibend eingestuft. Bei den Beschäftigtenzahlen erwarten 65% eine Zunahme und 35% eine Abnahme der Mitarbeiterzahl (eine Saldowertsteigerung von 40% auf +30%). „Die Konjunkturumfrage spiegelt wider, was wir immer wieder von den Unternehmen zu hören bekommen: Gerade im Elektronikbereich werden qualifizierte UND hochqualifizierte Fachkräfte dringend gesucht“, präzisiert Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie. „Vor diesem Hintergrund sind Initiativen wie die kürzlich stattgefundene Fachkräfterekturierung in Madrid sehr zu begrüßen.“

Die Umfragemethode
Den Unternehmen werden vier Antwortmöglichkeiten gegeben: gut, neutral, negativ und nicht zutreffend. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, und dann wird die konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. An der Umfrage haben sich 46 Unternehmen mit 21.796 Beschäftigten beteiligt.

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