Wie viel Geld braucht das Wirtschaftswachstum? Die Zukunft der Kreditfinanzierung in Vorarlberg

Wie viel Geld braucht das Wirtschaftswachstum? Die Zukunft der Kreditfinanzierung in Vorarlberg
Werner Böhler, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen

Dornbirn (A) Wenngleich der Bankkredit nach wie vor das führende Fremdfinanzierungsinstrument bleibt, belegt  eine Studie von Macro-Consult im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen, dass unsere Volkswirtschaft heute weniger Kreditwachstum als noch vor der Finanzkrise 2009 benötigt, um das Bruttoinlandsprodukt zu steigern.

Die Zukunft des Kreditgeschäfts wurde zuletzt häufig im Zusammenhang mit einer vermeintlichen Kreditklemme thematisiert. Die Vorarlberger Sparkassen orten hier vielmehr eine Zurückhaltung der Kreditnehmenden. Kommt die Konjunktur in Fahrt, dürfte sich das Kreditvolumen für die beiden kommenden Jahre vor allem in Vorarlberg wieder positiv entwickeln: „Die Sparkassen wollen und werden zum Aufschwung beitragen und sich verstärkt in der Unternehmensfinanzierung engagieren“, so Werner Böhler, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen.

Die globale Finanz- und Staatsschuldenkrise scheint einigermaßen überwunden. Nach gedämpftem Wirtschaftswachstum im Vorjahr (+ 0,4 Prozent real) ist für 2014 und 2015 ein leichtes Wachstum zu erwarten: Das Bruttoinlandsprodukt BIP soll im Jahr 2014 um 1,7 Prozent und im Jahr 2015 um 2 Prozent wachsen, der Warenexport sich um jeweils rund 5,0 Prozent in beiden Jahren erhöhen und die Investitionen um 4,0 Prozent steigen.

Vorarlberg profitiert vom Aufschwung
Macro-Consult prognostiziert in seiner aktuellen Studie allerdings, dass das Wirtschaftswachstum in den Bundesländern unterschiedlich ausfallen wird. Vom export- und investitionsgetragenen gesamtwirtschaftlichen Konjunkturaufschwung 2014 und 2015 dürften die Industrieregionen Österreichs am meisten profitieren. So erwartet man in Vorarlberg (2014: 2,8 Prozent bzw. 2015: 2,6 Prozent) und in Oberösterreich (2014: 2,7 Prozent und 2015: 3,0 Prozent) ein deutlich rascheres Wirtschaftswachstum als in Gesamtösterreich. Kärnten, das vor allem unter der schwachen Entwicklung in der Bauwirtschaft und des Bankensektors leidet, wird weiterhin Schlusslicht regionaler Wachstumsdynamik bleiben.

Finanzierungsstruktur: 71 % setzen auf Kredite
Insgesamt lagen die Verpflichtungen (Passiva) der österreichischen Unternehmen im 4. Quartal 2013 bei knapp 752 Milliarden Euro. Im Bereich Fremdfinanzierung setzten Unternehmen ihren Schwerpunkt auf langfristige Bankkredite. Diese beliefen sich auf  224,3 Milliarden Euro und machten 58,6 Prozent der Fremdfinanzierungen aus. Auf kurzfristige Kredite entfielen mit 47,1 Milliarden Euro 12,2 Prozent.

Außerdem gewannen Unternehmensanleihen in den letzten 15 Jahren zunehmend an Bedeutung: Wurden  im Jahr 2000 noch 17,4 Milliarden Euro durch die Ausgabe von Anleihen aufgebracht, stieg der Betrag bis 2013 bereits auf 64,3 Milliarden Euro an. Der Bereich Eigenfinanzierung belief sich auf gesamt 368,9 Milliarden Euro bzw. 49,1 Prozent. Den größten Teil davon machten mit 306,5 Milliarden Euro sonstige Anteilspapiere wie GmbH-Anteile und Aktien aus.

Wirtschaftswachstum braucht aktuell weniger Kreditwachstum
Die gute Cash-Flow-Situation der Unternehmen, die positive Entwicklung des Anleihenmarktes sowie der strukturelle Wandel der Gesellschaft durch Globalisierung und Digitalisierung aller Lebensbereiche bewirken einen bemerkenswerten Bruch im Verhältnis zwischen Kredit- und Wirtschaftswachstum. So ist heute ein Drittel weniger Kreditwachstum notwendig, um die Wirtschaft zu beschleunigen als noch vor fünf Jahren. Vor der Finanzkrise wurden 1,1 Prozent Kreditwachstum für die Produktion von 1 Prozent BIP-Wachstum benötigt. Heute sind es nur mehr 0,3 Prozent.

Das schwache Kreditwachstum der letzten Jahre ist aber kein Ergebnis einer Kreditklemme, sondern mangelnder Nachfrage. Auf Seiten der privaten Haushalte bremst die schwache Entwicklung des Einkommens und die steigende Arbeitslosigkeit die Kreditnachfrage. Vor allem größere Unternehmen weisen derzeit eine gute Eigenfinanzierungskraft auf und nehmen verstärkt Anleihefinanzierungen oder Schuldscheindarlehen in Anspruch. „Das ist eine Momentaufnahme und wird sicher nicht so bleiben. Alle warten nun auf den großen Aufschwung“, berichtet Böhler.

Anstieg des Kreditvolumens wird erwartet
Für 2014 wird ein Kreditwachstum von 1,0 Prozent errechnet. (nach einem Rückgang um 1,3 Prozent im Vorjahr). Dieses Wachstum sollte sich im Jahr 2015 auf 1,7 Prozent beschleunigen. Auch hier dürfte Vorarlberg in ganz besonderem Ausmaß profitieren: So erwartet Macro-Consult für 2014 und 2015 ein Kreditwachstum von jeweils 4,2 %.

Erste positive Signale ortet man auch in der österreichischen Sparkassengruppe. „Im ersten Quartal 2014 haben wir bereits um fast 15 % mehr an Frischkrediten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres vergeben. Unsere Türen stehen für Finanzierungswillige weit offen. Wir haben den absoluten Willen zu finanzieren“, so Werner Böhler. Im ersten Quartal 2014 wurden in der Sparkassengruppe 2.249 Millionen Euro an Neukrediten (ohne Haftungen) vergeben. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum 1.963 Mio. Euro.

Derzeit besonders günstige Kreditkonditionen
Die Kreditkonditionen in Österreich sind derzeit für alle Kreditnehmenden durch das niedrige Zinsniveau äußerst günstig. Der durchschnittliche Zinssatz im Neugeschäft für Kredite bis 250.000 Euro betrug zuletzt im Durchschnitt nur 2,7 Prozent. Im Vergleich dazu mussten deutsche KMUs  3,7 Prozent (also 100 Basispunkte mehr) und italienische sogar 4,9 Prozent (+ 220 Basispunkte mehr) bezahlen. „Angesichts der in den nächsten Jahren zu erwartenden Anhebungen der Leitzinsen sind vor allem bei langfristigen Finanzierungen Fixzinsbindungen zu überlegen, da sie die Kreditnehmenden vor dem Zinsänderungsrisiko schützen“, so Böhler abschließend.

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