WIFO präsentiert Forschungs- und Hochschulquotenziel bis 2020

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  • 19.02.2016 07:37
WIFO präsentiert Forschungs- und Hochschulquotenziel bis 2020
(Foto: Universität Wien)

Wien (A) Bildung und Forschung sind zentrale Zukunftssäulen der ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschungsquote bis 2020 auf 3,76% des BIP und die Hochschulquote auf 2% des BIP zu steigern.

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation nahmen die Forschungs- und tertiären Bildungsausgaben seit 2008 zu: Die öffentliche Forschungsfinanzierung befindet sich derzeit auf Zielkurs, die Hochschulausgaben bleiben jedoch unter den für die Zielerreichung notwendigen Wachstumsraten. Der geplante Bundesfinanzrahmen (BFRG) 2017-2020 könnte die positiven Entwicklungen der letzten Jahre durch eine weitere Steigerung der öffentlichen Mittel für Forschung und Bildung unterstützen. Insbesondere im Hochschulbereich könnte bei einer Stagnation der Ausgaben der Anschluss an die Spitze verloren gehen. Das Forschungsquotenziel benötigt zudem eine signifikante Ausweitung der privaten Mittel; auch die Hochschulquote könnte davon profitieren.

In wissensbasierten Hochlohnländern wie Österreich sind Bildung und Forschung überaus wichtige Bestimmungsfaktoren einer positiven wirtschaftlichen Dynamik. Gleichzeitig verlangen langfristige gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Zuwanderung verstärkte Bildungs- und Innovationsanstrengungen. Die Bundesregierung hat sich sowohl im Rahmen ihrer Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie 2020 als auch im Rahmen der Europa-2020-Strategie das ehrgeizige Ziel einer Steigerung der F&E-Quote auf 3,76% der Wirtschaftsleistung (BIP) gesetzt, bei einem Anteil der öffentlichen Mittel an der Finanzierung der F&E-Ausgaben von einem Drittel. Im Regierungsprogramm 2013/2018 ist das Ziel verankert, für Hochschulen 2% des BIP aufzuwenden, ohne eine Aufteilung zwischen öffentlichen und privaten Mitteln näher zu spezifizieren.

Derzeit liegt Österreichs F&E-Quote bei knapp 3% des BIP, etwas unter der von Dänemark, Finnland und Schweden, aber gleichauf mit der Schweiz und etwas über der Forschungsintensität Deutschlands. Signifikant höhere Werte erzielen Südkorea und Israel mit über 4% des BIP. Österreichs Hochschulquote liegt mit knapp 1,5% des BIP um 0,3 Prozentpunkte unter der der skandinavischen Länder, aber über jener von Deutschland und der Schweiz. Spitzenwerte erreichen die USA (2,8%) und wiederum Südkorea (2,3%). Allerdings sollten die Hochschulausgaben der Zahl der Studierenden gegenübergestellt werden, da diese Relation stark variiert: Sie beträgt in Österreich 22% und ist damit deutlich niedriger als in den vier führenden EU-Innovationsländern Deutschland, Finnland, Dänemark und Schweden und um etwa 40% niedriger als in den zwei Ländern mit den höchsten Ausgaben je Studierenden bzw. Studierende im Hochschulbereich, den USA und der Schweiz. Insgesamt ist der Abstand zu den Spitzenländern deshalb im Hochschulbereich größer als im reinen Forschungsbereich. Nach WIFO-Vorausschätzungen implizieren die Ziele der Bundesregierung Gesamtausgaben für F&E von knapp 15 Mrd. € im Jahr 2020, um knapp 50% mehr als 2015 (Übersicht 1). Unter der Annahme einer gleichmäßigen jährlichen Steigerung der Mittel wie seit 2011 liegt die öffentliche Finanzierung derzeit auf Zielkurs. Die private Finanzierung bleibt jedoch hinter den für eine Zielerreichung notwendigen Mitteln zurück. Die Ursachen dafür liegen in einer Kombination aus dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und der Wirtschaftsstruktur Österreichs, die nach wie vor auf Branchen mit mittlerer bis mittelhoher Forschungsintensität konzentriert ist.

Die Hochschulausgaben werden in Österreich zu fast 95% von der öffentlichen Hand getragen und liegen trotz Steigerungen in den letzten Jahren derzeit unter dem Niveau, das für eine Zielerreichung im Jahr 2020 notwendig wäre (Übersicht 2); die für 2020 geplanten Ausgaben von knapp 8 Mrd. € würden eine Ausweitung gegenüber 2014 um 69% bedeuten.

Österreich brachte auch in den schwierigen wirtschaftlichen Jahren seit 2008 (Übersichten 1 und 2) wachsende Mittel für Bildung und Forschung auf - so stieg die F&E-Quote seit 2008 um 0,4 Prozentpunkte  (EU 28  +0,18 Prozentpunkte),  die  Hochschulquote  um  0,2 Prozentpunkte (EU 28 +0,13 Prozentpunkte). Wenn dieser erfolgreiche Pfad fortgesetzt werden soll, ist es notwendig, die entsprechenden Mittel im Bundesfinanzrahmen 2017/2020, der Ende April präsentiert wird, zu budgetieren und auf die Hebelwirkung dieser Aufwendungen auf die private Finanzierung zu achten. Potential, die Effizienz der Mittelverwendung zu steigern, besteht im Forschungsbereich durch verstärkte Evaluierung und Umschichtung zu jenen Instrumenten, die den größten Effekt erzielen.

Im Hochschulbereich strebt die FTI-Strategie der Bundesregierung an, die im Wettbewerb (etwa über den Wissenschaftsfonds FWF) vergebene Finanzierung der Grundlagenforschung auszubauen, da diese besonders zur Qualitätssteigerung an Hochschulen beiträgt. Derzeit ist jedoch keine Zunahme der kompetitiven Finanzierung von Grundlagenforschung zu beobachten. Insbesondere die Schweiz, deren Universitäten regelmäßig Spitzenplätze in internationalen Forschungsrankings erzielen, weist sehr hohe Anteile der kompetitiven Finanzierung auf (das Budget des Schweizer Wissenschaftsfonds SNF ist relativ zur Bevölkerung etwa 3,5-mal so hoch wie jenes des FWF). Gemessen am Durchschnitt des öffentlichen Anteils an der Hochschulfinanzierung von 21 EU-Ländern (78%) und der OECD (69%) besteht in Österreich (95%) auch signifikantes Potential zur Erhöhung der privaten Finanzierung von Hochschulausgaben.

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