Zuversicht bei Schweizer Managern in China: 58 Prozent erwarten 2016 höhere Umsätze als im Vorjahr

Zuversicht bei Schweizer Managern in China: 58 Prozent erwarten 2016 höhere Umsätze als im Vorjahr
Greift den Schweizer KMU in Fernost unter die Arme: Das Swiss Center Shanghai eröffnete das „Machinery, Trade and Business Center“ in der Freihandelszone Shanghai.

Shanghai/Lausanne (CHN/CH) Ein starker Schweizer Franken, der sich verlangsamende Luxusgütersektor und die stotternde produzierende Wirtschaft in China sind Hürden für Schweizer Firmen im Reich der Mitte. Im Jahr 2015 gingen die Schweizer Ausfuhren nach China inklusive Hongkong im Jahresvergleich um 7,1 Prozent zurück, wie aktuelle Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung belegen.

Dennoch sind die Schweizer Unternehmen in Fernost im Hinblick auf das Jahr des Affen sehr zuversichtlich. 58 Prozent der Schweizer Entscheidungsträger in China erwarten 2016 „höhere“ oder „erheblich höhere“ Umsätze als 2015, während nur sieben Prozent mit Umsatzrückgängen rechnen. Das ergibt die aktuelle „2016 Swiss Business in China“ Umfrage, umgesetzt von der China Europe International Business School (CEIBS, eine führende Wirtschaftsschule Asiens), dem Swiss Center Shanghai (SCS), der Schweizer Botschaft in China, Swissnex, SwissCham, Switzerland Global Enterprise und China Integrated. Die umfassende Befragung beinhaltet Antworten von 101 Schweizer Unternehmen, von KMU bis hin zu Grossunternehmen. Damit gilt die Umfrage als repräsentativ für die ungefähr 600 Schweizer Firmen, die in China den Betrieb aufgenommen haben.

45 Prozent der Schweizer Befragten erwarten “höhere” oder “erheblich höhere” Gewinne als im Vorjahr. Elf Prozent erwarten geringere Gewinne.

57 Prozent der Schweizer Firmen wollen mehr investieren
Angesichts der hohen Zuversicht ist es nicht überraschend, dass die Mehrheit der Schweizer Unternehmen im laufenden Jahr auch die Investitionen in China erhöhen will. „57 Prozent geben an, dass sie planen, ihre Investments zu verstärken. Nur fünf Prozent wollen weniger investieren“, erklärt Nicolas Musy, Managing Director des Swiss Center Shanghai, eine Nonprofit-Organisation, die den Markteintritt von Schweizer Firmen in Asien unterstützt. Für fast die Hälfte aller Schweizer Umfrage-Teilnehmer ist China ein Top 3 Markt für Investitionen.

Hürden: Wirtschaftsabkühlung, steigende Löhne, starke Konkurrenz
Auf die Frage nach den schwerwiegendsten internen Herausforderungen antworten die Schweizer Entscheidungsträger mit dem „Finden und Behalten von talentierten Mitarbeitern“, „Marketing“ und der fehlenden „Unterstützung vom Mutterunternehmen“. Die grössten externen Herausforderungen sind die relative Abkühlung der Wirtschaft, steigende Lohnkosten und der hart umkämpfte Markt.

Sorgen um eine Abkühlung der Wirtschaft gehen Hand in Hand mit kürzlich veröffentlichen Exportzahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung. Mit Ausfuhren im Wert von 14,7 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2015 ist China inklusive Hongkong der viertgrösste Markt für die Schweiz, Kopf an Kopf mit dem drittplatzierten Frankreich, hinter Deutschland und den USA. Allerdings gingen die Exporte nach China inklusive Hongkong im Jahresvergleich um 7,1 Prozent zurück. Musy: „Die wichtigsten Faktoren dafür sind der Einbruch der Uhrenexporte (-12,6%) und der langsamere produzierende Sektor. Die chinesische Anti-Korruptions-Kampagne und das neue Konzept der ‚bescheidenen Regierung‘ machen den Kauf von Luxusgütern weit weniger interessant.“

Dazu kommt, dass aufgrund des langsameren produzierenden Sektors die Nachfrage nach verbesserten Produktionskapazitäten sinkt, wodurch auch die Schweizer Maschinenexporte nach China (inkl. Hongkong) rückläufig waren (-10,6 %).

Die Exportzahlen nach China (inkl. Hongkong) liegen im Einklang mit globalen Trends: So gingen Schweizer Ausfuhren in die wichtigen Märkte Deutschland (-5,1%), Frankreich (-6,8%) und Italien (-7,2%) allesamt zurück. Die Schweizer Gesamtexporte 2015 waren ebenso rückläufig (-2,6%). Die USA (+6%) und das Vereinigte Königreich (+16,2%) waren zwei von wenigen Lichtblicken in einem schwierigen Jahr für die Exportindustrie.

Der Zuversichtsindex von Schweizer Unternehmen in China ist zwar niedriger als in den Vorjahren, aber immer noch relativ hoch. Auf die Frage nach dem bevorstehenden Jahr erreichte der Index den Wert von 5,9 – dabei repräsentiert der Wert 0 „absolut keine Zuversicht“ und 10 „extrem hohe Zuversicht“. „2012, 2013 und 2014 lag der Zuversichtsindex von Schweizer Unternehmern bei rund 6,5“, berichtet Musy. „Mit dem Wert von 6,6 ist der Optimismus im Hinblick auf die kommenden fünf Jahre immer noch sehr stark. Schweizer Entscheidungsträger nehmen die momentanen Probleme und Hürden zur Kenntnis, sind aber optimistisch über die Chancen, die ihnen die chinesische Wirtschaft mittel- und langfristig bietet.“

Woher diese Zuversicht?
Rückläufige Exporte, verlangsamtes BIP-Wachstum in China, Börsencrash – auf den ersten Blick ist die Zuversicht der Schweizer Unternehmen erstaunlich. „Das Wachstum ist langsamer, aber es findet jetzt in Dienstleistungs- und Hightech-Sektoren statt, in denen Schweizer Unternehmen stark sind.“

In den vergangenen Jahren wurden in China zu viele Wohnungen errichtet und ein riesiger Bestand aufgebaut. Deswegen muss die Bauindustrie ihre Aktivitäten nun stark zurückfahren. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es um 17 Prozent weniger Baubeginne. Aus diesem Grund befinden sich zugehörige Sektoren wie die Stahl- und Zementindustrie in der Rezession. Um also insgesamt ein BIP-Wachstum von 6,9 Prozent zu erreichen, muss die Wirtschaft in den wachsenden Sektoren umso stärker zulegen, um den BIP-Rückgang der Baubranche zu kompensieren“, erklärt Zhen Xiao, General Manager des Swiss Centers.

Während das BIP-Wachstum von 6,9 Prozent im Jahr 2015 das langsamste Wachstum in mehr als zwei Jahrzehnten war, reichte es dennoch aus, um elf Millionen Arbeitsplätze zu schaffen – eine Million mehr als von der Regierung angestrebt und um 300.000 mehr als 2014. Xiao: „Das relativ geringere Wachstum bezieht sich auf eine viel grössere Basis und passiert in interessanteren Sektoren. Dadurch bietet das chinesische Wachstum auch weiterhin beachtliche Geschäftschancen für Schweizer Unternehmen.“

Heute ist China eine Volkswirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als 11 Billionen US-Dollar, 2005 waren das noch 2,3 Billionen. Sechs Prozent heute bedeuten ein stärkeres Wachstum als zehn oder 15 Prozent in der Vergangenheit.

Auch die Konsumation der chinesischen Bevölkerung steigt weiterhin um gesunde 10,7 Prozent.

Schätzungen für 2016 und 2017 gehen von einer weiteren Verlangsamung des BIP-Wachstums auf 6,2 und 5,8 Prozent aus, bis der Bestand der Bauindustrie aufgebraucht und die Neugewichtung der Wirtschaft hin zu mehr Hightech-Produkten und Dienstleistungen in vollem Gange ist. „Diese fundamentale Transformation der chinesischen Wirtschaft wird Unternehmen, die sich darauf vorbereiten, grosse Wachstumschancen eröffnen“, so Xiao.

Freihandelszonen & New Economy
Ein weiterer Grund für die Zuversicht der Schweizer Firmen, erläutert Zhen Xiao, sind die Anstrengungen der chinesischen Regierung, Wirtschaftsreformen voranzutreiben, Märkte zu liberalisieren und bürokratische Hürden für Unternehmen abzubauen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Einrichten von Freihandelszonen, die Handelsbeschränkungen aufheben und Auslandsinvestitionen anlocken. Laut der Handelskommission Shanghai und wie vom Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, wurden im vergangenen Jahr in der Freihandelszone Shanghai rund 2.800 auslandsfinanzierte Projekte mit einem Gesamtauftragswert von mehr als 35 Milliarden US-Dollar gestartet.

Shanghai, Chinas wirtschaftliches Zentrum, hat im Jahr 2015 Auslandsinvestitionen in der Höhe von 58,9 Milliarden US-Dollar verzeichnet – ein Anstieg um 86 Prozent im Jahresvergleich. „Das ist in etwa die Höhe der gesamten Auslandsinvestitionen in Russland oder Brasilien“, erklärt Xiao. Der Grossteil dieses Geldes fliesst in Chinas New Economy und den Dienstleistungssektor. Im Jahr 2015 haben 535 multinationale Konzerne ihre regionale Zentrale nach Shanghai verlegt, darüber hinaus haben 396 Forschungs- und Entwicklungszentren ihren Betrieb in der ostchinesischen Metropole aufgenommen.

Wirtschaftliche Transformation
Zhen Xiao: “Wir müssen all diese Entwicklungen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Transformation Chinas sehen. Während sich arbeitsintensive Branchen wie die Textil- oder Stahlindustrie verlangsamen, sehen wir eine dynamische Entwicklung und grosse Chancen im Dienstleistungssektor, bei neuen Technologien und in der hochwertigen Fertigung.“ Forschung und Entwicklung, Innovation und Automation werden die chinesische Wirtschaft weiter verändern und Wachstumschancen für Schweizer Firmen generieren. „Die Transformation von einer investitionsorientierten hin zu einer konsumorientierten Wirtschaft bedeutet auch, dass sich die Unternehmen im Markt anpassen müssen. Im produzierenden Sektor bringt die riesige Nachfrage nach Automation und qualitativ hochwertiger Fertigung grosses Potential für Schweizer Unternehmen mit sich.“

Um Schweizer Firmen vor Ort zu unterstützten, hat das Swiss Center kürzlich neue Niederlassungen in den vielversprechendsten Wirtschaftsstandorten Nordchinas, Tianjin und Peking, eröffnet. „Im Wuqing Industriepark zwischen den zwei Metropolregionen bieten wir erstklassige Werkstattflächen von 200m² bis 3.500m²“, sagt Xiao. Das Swiss Center, das grösste Cluster von Schweizer Firmen in Asien, gewann kürzlich die Auszeichnung für hervorragende Leistungen in der KMU-Kategorie des Sino-Swiss Business Award 2015.

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Swiss Center Shanghai in Switzerland

  Av. des Champs-Montants 12B, 2074 Lausanne
  Schweiz

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