Die Vorarlberger Industrie kämpft sich nach oben

Die Vorarlberger Industrie kämpft sich nach oben
Michael Amann

Feldkirch (A) Laut aktueller Konjunkturumfrage in der Vorarlberger Industrie wird die Geschäftslage zurzeit überwiegend positiv beurteilt. Auch beim Mitarbeiterstand geht der Trend nach oben. „Die aktuelle Entwicklung ist erfreulich, zumal vor allem einige internationale Voraussetzungen für Wachstum, etwa durch einen konkurrenzfähigen Euro, gut sind. Diese Chancen gilt es zu nutzen“, erklärt Mag. Michael Amann, Spartengeschäftsführer der Vorarlberger Industrie. Kopfzerbrechen bereitet aber weiterhin der anhaltend hohe Preisdruck.

Der „Geschäftsklima-Index“ der Vorarlberger Industrie – das ist der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten - hat sich gegenüber dem 4. Quartal 2014 von +23,30 auf +31,40 %-Punkte weiter verbessert und bewegt sich damit schon beinahe wieder auf Vorkrisenniveau.

57 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut, für nur ein Prozent ist sie derzeit schlecht. Allerdings sind die Erwartungen für das nächste halbe Jahr eher verhalten. Nur 10 Prozent der Befragten erwarten eine günstigere Geschäftslage in sechs Monaten. Für 86 Prozent wird sie in etwa gleich bleiben.

Weiterhin stark unter Druck sind die Verkaufspreise. Während kein Unternehmen mit steigenden Verkaufspreisen rechnet, erwarten 33 Prozent sogar ein weiteres Absinken ihrer Verkaufspreise. Günstig wirkt sich die aktuelle Konjunktur jedoch auf die Beschäftigung aus, insbesondere die Maschinen- und Metallindustrie sendet hier positive Signale. 37 Prozent der befragten Industrieunternehmen, verteilt über alle Branchen, wollen ihren Mitarbeiterstand in den nächsten drei Monaten erhöhen, von 56 Prozent soll er gehalten werden (Verbesserung des Saldowertes um +31 %-Punkte!).

Wachstum ermöglichen
„Oberstes politisches Ziel in Österreich und auch Vorarlberg muss es sein, Wachstum weiter zu ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen, damit sich die Unternehmen positiv entwickeln können. Die internationalen Voraussetzungen dafür sind derzeit aufgrund der niedrigen Zinsen, eines konkurrenzfähigen Euros und eines niedrigen Ölpreises recht günstig. Im Vergleich zu Österreich haben Länder wie Deutschland oder Schweden exzellente Zuwachsraten, bei gleichzeitig hoher Beschäftigung. Diese Länder profitieren davon, dass sie Reformen gemacht haben, auf die wir in vielen Bereichen noch warten“, betont Amann.

„Zusätzliche Urlaubstage und eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleicher Entlohnung, wie die Gewerkschaft fordert, sind aus unserer Sicht völlig unverständlich, zumal wir jetzt besonders mit dem Mangel an Fachkräften zu kämpfen haben. Dass Modelle einer stupiden Arbeitszeitverkürzung für Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung nicht zuträglich sind, sieht man an internationalen Beispielen wie Frankreich, wo ein deutlicher Einbruch der Wettbewerbsfähigkeit und höhere Arbeitslosenzahlen die Folge waren“, so Amann.

Es gebe auch keine Notwendigkeit für die Einführung eines Bonus-Malus-Systems zur Beschäftigung älterer Mitarbeiter. Derartige verordnete Quoten bestrafen letztlich Unternehmen für die Beschäftigung jüngerer Menschen, bringen einen extremen Bürokratieschub und engen den unternehmerischen Spielraum ein weiteres Mal massiv ein. Zudem entwickelt sich die Beschäftigungsquote der über 50-Jährigen – entgegen der polemischen Propaganda diverser Arbeitnehmerinteressenvertretungen – sogar noch besser als die allgemeine Beschäftigung. Das zeigt, dass die Betriebe die Erfahrung und das Wissen ihrer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr schätzen und in der betrieblichen Praxis gern darauf zurückgreifen. Die Regierung tue daher gut daran, von einem Bonus-Malus-System weiterhin die Finger zu lassen.

An der aktuellen Umfrage der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg und der Industriellenvereinigung haben sich 37 Unternehmen mit insgesamt 18.239 Beschäftigten beteiligt.

Branchenergebnisse (Auszug)
In der Maschinen- und Metallindustrie hat sich die Geschäftslage weiter verbessert. 73 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer aktuell guten und kein Unternehmen von einer schlechte Geschäftslage. Knapp über die Hälfte der Betriebe will ihren Mitarbeiterstand weiter erhöhen. In dieser Branche ist allerdings auch der Preisdruck am höchsten.

In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist die Geschäftslage aktuell stabil bis gut. Positiv ist auch, dass 35 Prozent der Unternehmen vorhaben, ihren Personalstand zu erweitern. Die Auslandsgeschäfte ziehen wieder an. Optimistischer als im letzten Quartal wird in der Branche der Ausblick auf die Geschäftslage in sechs Monaten gesehen.

In der Textilindustrie bleibt die Geschäftslage ebenfalls auf einem stabilen, allerdings vergleichsweise bescheidenen Niveau. In sechs Monaten wird mit einer schlechteren Ertragssituation und einem leichten Rückgang des Beschäftigtenstandes gerechnet.

In der Elektro- und Elektronikindustrie hat sich die Geschäftslage konstant gut entwickelt, wobei allerdings aufgrund des aktuell hohen Niveaus keine weitere Verbesserung in sechs Monaten erwartet wird. Durchgehend positiv werden aktuell Auftragsbestand, die Auslandsaufträge und die Ertragssituation beurteilt.

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