Niederösterreichs Leitbetrieben sichern rund 63.000 Arbeitsplätze

  • 02.02.2017 12:02
Niederösterreichs Leitbetrieben sichern rund 63.000 Arbeitsplätze
Im Schauraum der Firma Geberit in Pottenbrunn, wo die Leitbetriebe-Studie präsentiert wurde (v. l.): Studienautor Dr. Herwig Schneider (Industriewissenschaftliches Institut), IV NÖ-Präsident Thomas Salzer, IV NÖ-Geschäftsführerin Mag. Michaela Roither und Geberit-Geschäftsführer DI Helmut Schwarzl. (Foto: Josef Bollwein)

St. Pölten (A) 25 international tätige Produktionsbetriebe aus NÖ generieren jährlich eine Wertschöpfung von 6,69 Milliarden Euro und lösen außerdem Investitionen von 1,89 Milliarden Euro aus. Die 25 in Niederösterreich ansässigen internationalen Produktionsleitbetriebe lösen in Österreich einen Produktionswert von 17,28 Milliarden Euro aus und generieren eine Wertschöpfung von 6,69 Milliarden Euro. 

An diesen Leitbetrieben hängen 62.789 Be-schäftigungsverhältnisse (53.620 Vollzeitäquivalente) und pro Leitbetrieb durchschnittlich 623 Zulieferbetriebe. Diese Zahlen liefert eine Studie des Industriewissenschaftli-chen Instituts (IWI) im Auftrag der Industriellenvereinigung.

Schneider: „Leitbetriebe als Impulsgeber des Wohlstandes“
„Die Leitbetriebe sind Zentrum und Impulsgeber des Wohlstandes in unserer Gesellschaft. Von ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Exportorientierung profitieren zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen“, sagt Studienautor Herwig W. Schneider. Im Rahmen der Studie wurden vom IWI 25 Leitbetriebe in Niederösterreich definiert (siehe Abb. 2 u 3). Diese Unternehmen haben in der gesamten österreichischen Wirtschaft signifikante Hebelwirkungen (siehe Abb. 1), wie Schneider erklärt: „Ein Euro an Pro-duktionswert dieser Leitbetriebe aus Niederösterreich generiert 2,34 Euro Produktionswert in ganz Österreich. Bei einem Euro Wertschöpfung entsteht eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 2,56 Euro. Und durch jedes Beschäftigungsverhältnis in diesen Leitbetrieben entstehen österreichweit insgesamt 2,52 Arbeitsplätze.“ Österreichweit hat das IWI insgesamt 265 internationale Produktionsleitbetriebe definiert. An diesen 265 Leitbetrieben hängt jeder fünfte Job in Österreich. Sie geben mit drei Milliarden Euro auch jeden dritten Forschungseuro in Österreich aus – und sind damit für die Forschungs- und Entwicklungsquote ausschlaggebend.

Geberit-Chef Schwarzl: „Enge Vernetzung mit Zulieferbetrieben“
Einer der 25 Leitbetriebe Niederösterreichs ist die Geberit Produktions GmbH & Co KG in Pottenbrunn. Das Unternehmen erzeugt mehr als 2.700 Artikel für den Sanitär-bedarf; mit einer Exportquote von 93 Prozent. „30 Prozent unseres Einkaufsbedarfs decken wir mit Zulieferbetrieben aus Niederösterreich ab“, so Geberit-Geschäftsführer DI Helmut Schwarzl. Insgesamt beschäftigt Geberit 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pottenbrunn. Um die benötigten qualifizierten Fachkräfte auch in Zukunft zu bekommen, werden aktuell 21 Lehrlinge am Standort ausgebildet. „Ich bin überzeugt, dass die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer der we-sentlichsten Erfolgsfaktoren für ein Unternehmen sind“, sagt Schwarzl, der auch Bil-dungssprecher der IV NÖ ist. Den laut Regierungsprogramm geplanten Ausbau der Studienplätze für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begrüßt der Geberit-Chef – mit einem Kritikpunkt: „Leider bezieht sich die Förderung von MINT-Qualifikationen nicht auf den HTL-Bereich.“ Zur beschlossenen Erhöhung der Forschungsprämie auf 14 Prozent meint er: „Für die Leitbetriebe ist das ein enorm positives Signal.“ Laut Studie kommen die 25 Leitbetriebe für 19 Prozent sämtlicher regionalen Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Niederösterreich auf. Wichtig sei laut Schwarzl jedoch, dass diese Erhöhung mit einer unbürokratischen und unternehmensfreundlichen Abwicklung einhergehe.

IV NÖ-Präsident Salzer: „Arbeitszeitgesetz an Praxis anpassen“
„Die Leitbetriebe sind ein Schlüssel-Player“, sagt der Präsident der Industriellenver-einigung Niederösterreich, Thomas Salzer. „Damit sie aber weiter Impulsgeber ei-ner starken Wirtschaft sein können, braucht es auch wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen.“ Dringenden Handlungsbedarf sieht er etwa bei der Arbeitszeitgestaltung. „Hier muss endlich möglich sein, die EU-Arbeitszeitrichtlinie auch in den Betrieben an-wenden zu können. Die Sozialpartner haben jetzt die Chance zu beweisen, dass eine Flexibilisierung in Österreich möglich sein kann, ohne die Unternehmen durch Gegenforderungen neu zu belasten“, so Salzer anlässlich der jüngsten Beschlüsse im Regie-rungsprogramm. Schließlich müsste das Arbeitszeitgesetz längst an die Anforderungen der Praxis angepasst werden, um Aufträge effizient abarbeiten zu können. Als „ersten positiven Schritt“ beurteilt der IV NÖ-Präsident die im Regierungsprogramm beschlossene Entlastung für neu geschaffene Arbeitsplätze. Dabei sollen in den ersten drei Jahren 50 Prozent der Lohnnebenkosten erstattet werden. „Wir müssen aber auch die Lohnnebenkosten für bereits bestehende Jobs senken, um wettbewerbsfähig sein zu können. Dass die Arbeitskosten in Österreich mittlerweile höher sind als in Deutschland, ist ein klarer Wettbewerbsnachteil. Alleine an den Leitbetrieben hängen insge-samt rund 63.000 Arbeitsplätze. Eine umfangreichere Senkung der Lohnnebenkosten würde dazu beitragen, diese Jobs besser abzusichern und die Schaffung neuer Arbeitsplätze weiter erleichtern“, so Salzer.

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